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Yamaha zeigt den Traum vom E-Bike mit Allrad-Antrieb

Studien E-Bike Yamaha Y-00Z MTB und E-Bike Yamaha Y-01W AWD

In der kommenden Woche startet in Tokio erstmals die Japan Mobility Show. Als Heimspiel ist dies für Yamaha ein Highlight in diesem Jahr. Der Hersteller nutzt die Messe als Podium, um zu zeigen, wie seiner Vorstellung nach die E-Bikes der Zukunft aussehen könnten. Über den Ansatz und die Optik der beiden ausgestellten Prototypen lässt sich sicher herzlich diskutieren. Spannende Details bieten sie allemal.

Mit dem Booster Easy und dem S-Pedelec Booster demonstrierte Yamaha erst vor wenigen Monaten mit Nachdruck, wie ehrgeizig das Unternehmen die Entwicklung und Vermarktung eigener E-Bikes vorantreiben möchte. Anscheinend will man unbedingt über den Status eines Motorenlieferanten hinauswachsen. Den Weg dorthin sollten schon die 2022 in Europa eingeführten Yamaha Moro 07, Yamaha Wabash RT und Yamaha Crosscore RC ebnen. Letztgenannter Schritt zeigte jedoch hauptsächlich, das mit in den USA seit langem erhältlichen und lediglich in Sachen Motorleistung auf europäische Bedürfnisse angepassten Modellen hierzulande kaum jemand zu beeindrucken ist. Der Nachholbedarf von Yamaha hinsichtlich Optik und Technik war unübersehbar.

Der Bikepark ruft

Umso wohltuender fällt das Betrachten der beiden Studien Y-00Z MTB und Y-01W AWD aus. Beim Y-00Z MTB handelt es sich um ein E-Mountainbike. In dem spiegelt sich nach eigener Aussage das „Yamaha Motor Off-Road DNA“-Konzept wider. Betrachtet man das Fahrwerk mit dem offensichtlich großen Federweg sowohl bei der Gabel als auch beim Dämpfer, scheint das Konzept eher Enduro-lastig zu sein. Der vollständig im Unterrohr integrierte Akku gehört auch bei diesem E-Bike-Typ inzwischen zum guten Ton. Anschraubpunkte für einen möglichen Range Extender können wir auf den ersten Blick jedoch nicht entdecken.

Studie E-Bike Yamaha Y-00Z MTB

Bereits auf den ersten Blick macht das Yamaha Y-00Z MTB deutlich mehr her als das aktuelle vollgefederte E-MTB von Yamaha, das Moro 07.

Getrennt in einem System

Was dagegen sofort auffällt, ist die Trennung von E-Motor und Tretlager. Im Gegensatz zur Mehrheit der Mitbewerber positioniert Yamaha den Mittelmotor an diesem Fahrrad zwar im Rahmendreieck zwischen Unterrohr und Sitzrohr – allerdings separat oberhalb der Kurbelgarnitur. Das kennen manche von euch vielleicht von Rocky Mountain und dessen Dyname 4.0-Antrieb. Am E-Bike Motor sitzt ein eigenes, relativ kleines Antriebsritzel. Dieses treibt mithilfe der Kette die Kurbel an. Auf den uns vorliegenden Bildern wirkt es so, als liefe die Kette zeitglich nur über zwei Zähne des Motorritzels komplett. In ihrem weiteren Verlauf greift die Kette auch am Kettenblatt zeitgleich in deutlich weniger Zähne als dies gewöhnlich der Fall ist. Vor allem in Bezug auf das Kettenblatt scheint der Kraftschluss zum Beispiel am System von Rocky Mountain besser gelöst zu sein. Dort erfolgt der Transport der Kette mithilfe des halbe Kettenblattes.

Künftig ganz neues Lenkgefühl?

Nächstes markantes Detail ist ein am Steuerrohr nach vorn abstehender Zylinder, der ein wenig an den Ausgleichsbehälter eines Federungssystems erinnert. Tatsächlich gehört er jedoch zu einem elektrischen Servolenkungssystem (EPS) mit einem magnetostriktiven Drehmomentsensor. Yamaha arbeitet mit solchen Lösungen an einigen seiner Motorcross- und Superbikes. Wie das US-amerikanische Magazin Pinkbike berichtet, fuhren im Vorjahr einige YZ450F- und YZ250F-Motocross-Motorräder bei den japanischen Meisterschaften mit diesem System. Augenscheinlich möchte Yamaha hier gern Wissen und Technologie vom Motorrad zum E-Bike transferieren. Mögliche Vorteile wären ein optimiertes Handling sowie eine größere Stabilität beim Fahren, so der Hersteller.

Vom Motorradsport inspiriert dürfte auch die farblich hervorstechende Upsidedowngabel sein. Deren Äußeres ziert das Logo von KYB, oder Kayaba Kōgyō K.K., wie der Produzent im aisatischen Teil unserer Welt heißt. KYB fertigt Hydraulik-Lösungen für so ziemlich jedes Fahrzeug, das in der Luft, auf Schienen oder im Wasser unterwegs ist. Den Großteil des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Federbeinen für Autos und Motorräder.

Der Kraftprotz

Die zweite Studie beeindruckt beinahe noch mehr als Y-00Z MTB. Und irgendwie scheinen wir dem Kosmos von Automobilen nicht entfliehen zu können. Denn das Y-01W AWD wird als Allradfahrzeug tatsächlich an Vorder- und Hinterrad angetrieben. Zu dem diesmal mit der Kurbel vereinten Mittelmotor kommt ein Motor in der Nabe des Vorderrades hinzu. Damit beide perfekt miteinander harmonieren, steuert eine ausgefeilte Elektronik das gesamte System.

Studie E-Bike Yamaha Y-01W AWD

Mit dem Y-01W AWD beweist Yamaha, dass der Hersteller mehr kann als nur gängige E-Bike-Typen nachempfinden.

Zwei Motoren bedeuten an diesem Modell auch zwei Akkus. Den einen erkennt ihr auf den Bildern im Unterrohr. Der andere dürfte sich in dem schwarzen Dreieck verstecken, das unterhalb des Oberrohrs angebracht ist. Ob wir dies korrekt deuten, bleibt offen. Denn Yamaha liefert zwar reichlich Bildmaterial, hält sich mit textlichen Informationen zu den Studien jedoch stark zurück. Auch auf Nachfrage gab es nichts weiter Erhellendes. So können wir hier und da nur die Logik bemühen. Und die sagt, dass zwei Akkus und zwei Motoren zusammen ein recht großes Gewicht ergeben würden. Definitiv mal kein Vorstoß in die Welt der Light Assist Bikes mit ihren deutlich unter 20 Kilogramm.

Sportlich ins Abenteuer

Trotzdem hinterlässt das Y-01W AWD einen ausgesprochen dynamisch wirkenden Eindruck. In die Lenker-Vorbau-Einheit ist selbst noch der Triathlonlenker nahtlos integriert. Vielleicht liegt es an dessen weit nach vorn ausladender Form, dass man sich auf diesem E-Bike eigentlich nur eine sportlich gestreckte Körperposition vorstellen kann.

Cockpit der Studie E-Bike Yamaha Y-01W AWD

In technisch anspruchsvollem Gelände dürfte ein Triathlonaufsatz in der Praxis kaum von Nutzen sein.

Von seiner Ausstattung her scheint es an Gravel- und Bikepacking-Abenteuer in rauerem Gelände angelehnt zu sein. Vor allem fallen die insgesamt vier kleine Scheinwerfer an der Federgabel auf. Die sollten die Strecke sicher gut ausleuchten. Ob sie die Anforderungen der deutschen Straßenverkehrszulassungsordnung erfüllen, steht auf einem anderen Blatt. Zudem bietet der Rahmen die Freiheit, richtig breite Schlappen aufzuziehen. Gepäck kann auf einen größeren Träger hinten und einen kleineren vorn. Wir treffen erneut auf eine Upsidedownfedergabel, wenn auch hier mit deutlich weniger Federweg.

Scheinwerfer an der Studie E-Bike Yamaha Y-01W AWD

Vermutlich hat Yamaha bei vier Scheinwerfern auch an ein Fernlicht gedacht, oder?

Derart geländetauglich herausgeputzt, verwundert der Griff zum Triathlonlenker auf den zweiten Blick ein wenig. Allerdings muss an den beiden Studien auch nicht alles hundertprozentig zueinander passen. Wir schauen ja eher auf Gedankenspiele als auf Vorlagen für Serienmodelle. Für Spannung auf kommende E-Bikes von Yamaha sorgen sie allemal. Warten wir ab, welches Detail dann vielleicht den Sprung auf das Serienmodell geschafft hat.

Y-00Z MTB und Y-01W AWD im Video

Bilder: Yamaha Motor Co., Ltd.

4 Gedanken zu „Yamaha zeigt den Traum vom E-Bike mit Allrad-Antrieb“

  1. Guten Morgen E-Bike24 Team
    bitte halten Sie mich am laufend falls das Modell Y-01W AWD doch aufm markt kommen sollte.
    vielen liebend dank im Voraus

    Beste Grüße
    Hekar Roshdi

    1. Hallo Hekar,
      du kannst ganz ganz einfach selbst dafür sorgen, dass du die Info erhältst.

      Variante Nummer 1: In der URL-Adresszeile erscheint garn rechts das Symbol für RSS-Feeds. Klickst du darauf, wird dir die RSS-Adresse unseres Blogs angezeigt und du kannst ihn in dein E-Mail-Postfach einbinden. Dann erreicht dich automatisch jeder neue Beitrag.

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      Sportliche Grüße
      Matthias

    1. Hallo Bernd,
      in einem Video zum Y-01W AWD ist in einer Sequenz zu sehen, dass auf einem der Akkus „500wh battery“ steht. Allerdings handelt es sich sowohl bei diesem Modell als auch bei dem Y-00Z MTB um Studien von Yamaha. Daher lässt sich mit diesen Informationen nicht mehr anfangen, als dass man sagen kann, künftig könnten vielleicht mal zwei %00-WH-Akkus an einem solchen E-Bike verbaut werden, falls daraus jemals ein Serienmodell entsteht. Ob es so kommt, wie nah das Serienmodell dann tatsächlich an dieser Studie bleibt, ist zumindest für uns überhaupt nicht absehbar. Genauso wenig wie die Frage, was ein solches E-Bike kosten würde.
      Sportliche Grüße, Matthias

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