Wer wünscht sich einen Gepäckträger an einem vollgefederten E-Mountainbike? Niemand, werden manche von euch sofort sagen. Ich, kommt es anderen vielleicht über die Lippen. Für und Wider dieser Lösung laden mit verschiedenen Argumenten zu hitzigen Debatten ein. Diese sind der Industrie ziemlich egal. Sie hat längst Fakten geschaffen. Zum einen mit den sogenannten SUV-E-Bikes, die vollgefedert oft schon serienmäßig einen Gepäckträger verbaut haben. Und zum anderen mit besonderen Gepäckträgern, die sich an E-Bikes mit gefederten Hinterbauten nachträglich montieren lassen. Die letztgenannte Lösung ist längst alttagstauglich – wenn man Kompromisse eingehen kann und auf ein paar wichtige Details achtet.
1. Aus welchem Material besteht der Rahmen meines E-MTB Fully?
2. Wo wird ein Gepäckträger an einem E-MTB Fully befestigt?
3. Wie viel Gepäck kann ich auf einem Gepäckträger am vollgefederten E-Mountainbike mitnehmen?
4. Wie bleibt die Gepäckfläche in der Waagerechten?
5. Können versenkbaren Sattelstützen zum Problem werden?
6. Gibt es nützliches Zubehör für solche Gepäckträger?
1. Aus welchem Material besteht der Rahmen meines E-MTB Fully?
Aluminium, Carbon, Stahl, Titan, Holz, Bambus. Die Liste der Stoffe, aus denen Fahrradhersteller E-Bikes fertigen, wächst kontinuierlich. Mit Kunststoff steht bereits der nächste Kandidat in den Startlöchern. Am häufigsten kommen aktuell sicher Aluminium und Carbon zum Einsatz. Für beide Varianten gibt es entsprechende Gepäckträger. So erlaubte zum Beispiel der seit 2013 erhältliche Träger von ElBurro von Anfang an den Anbau an einem E-Bike mit einem Carbonrahmen. Als zweite Option kommt dafür inzwischen der Ortlieb Quick Rack infrage. Voraussetzung dort jedoch das Vorhandensein dafür nötiger M5- oder M6-Aufnahmen direkt am Rahmen.
Ohne ein solches Vorausdenken der Fahrradhersteller bleibt mithilfe von Adaptern immerhin noch die Montage an Aluminiumrahmen. Die sind in der Regel für derartige Gepäckträger freigegeben. Stahl wird in den Bedienungsanleitungen der Träger gewöhnlich nie explizit erwähnt. Dies jedoch nur, weil dort die Nutzung problemlos erfolgen kann. Besteht euer der Rahmen eures E-Bikes aus einem anderen Material fragt ihr am besten direkt beim Hersteller nach, welche Gepäckträger dafür freigegeben sind.
2. Wo wird ein Gepäckträger an einem E-MTB Fully befestigt?
Am häufigsten tauchen drei Montagemöglichkeiten auf. Neben den bereits erwähnten Bohrungen im Rahmen sind dies das Anbringen auf Adaptern der Hinterradachse sowie an den Sitzstreben. Vorbereitete Montagepunkte am Rahmen als auch das Einbeziehen der Hinterradachse bringen entscheidende Vorteile mit sich. Auf diesem Wege können große Kräfte aufgenommen werde. Das fördert grundsätzlich die Stabilität des Gepäckträgers und sorgt natürlich dafür, dass ihr am Ende möglichst viel Gewicht transportieren könnt. Zudem zeichnen sich solche Konzepte meist durch eine einfachere Montage aus.
Das Befestigen auf der Sitzstrebe stellt bestimmte Voraussetzungen an den jeweiligen Hinterbau. Darunter fallen Punkte wie das Rahmenmaterial des E-Bikes, Durchmesser und Länge der Sitzstreben als auch der Winkel zwischen Sitzstreben und Kettenstreben. Sind alle Bedingungen erfüllt, eignet sich jedoch ein Modell dieser Bauart als Zubehör an einem E-MTB Fully.
3. Wie viel Gepäck kann ich auf einem Gepäckträger am vollgefederten E-Mountainbike mitnehmen?
Tatsächlich hängt die maximal zulässige Traglast direkt mit dem Montagekonzept zusammen. Entsprechend belastbare Fixpunkte erhöhen das Gewicht, das ihr mithilfe von Gepäcktaschen sowie anderem Zubehör an und auf dem Gepäckträger befördern dürft. Beispielsweise ist das Modell von ElBurro für 25 Kilogramm zugelassen. Immerhin 20 Kilogramm darf der Quick Rack von Ortlieb aufnehmen. Im Falle des SKS Infinity Universal, einem an den Sitzstreben montierbaren Träger, sind es dagegen zwölf Kilogramm. Zum Vergleich: Der zur Serienausstattung des Flyer Goroc TR:X gehörende Gepäckträger darf 15 Kilogramm tragen.
4. Wie bleibt die Gepäckfläche in der Waagerechten?
Wie viel die Traglast unter dem Strich tatsächlich wert ist, entscheidet sich unter anderem an der Frage, ob das Gepäck auch wirklich dort bleibt, wo ihr es befestigt habt. Für manche von euch mag das trivial klingen. Allerdings arbeitet das Federsystem eines Mountainbikes während der Fahrt aktiv, bewegt sich, wird erschüttert und unterliegt hohen Kräften. Ein Gepäckträger soll diese Funktionalität nicht einschränken. Vielmehr muss er sich dem Verhalten anpassen können. Und dazu zählt eben auch, dass euer Transportgut sicher auf dem Träger bleibt.
Um das zu gewährleisten, verfügen etwa die patentierte Lösung von ElBurro sowie Ortliebs Quick Rack über zwei Drehpunkte zwischen dem Träger und dem Befestigungspunkt an der Sattelstütze. Dank ihnen können die Träger die Bewegung des Hinterbaus mitgehen und gleichzeitig die eigene Ladefläche jederzeit in der Waagerechten halten. So raffiniert ist das Design der an den Sitzstreben montierbaren Gepäckträger meist nicht gelöst. Sie bewegen sich mit den Streben mit – und damit analog zur Reaktion des Dämpfers. Gelangt dieser in die Kompression, neigt sich die Ladefläche des Trägers in Richtung des Tretlagers. Wie stark, hängt zum Beispiel vom Federweg des Dämpfers ab. Für den Inhalt von Gepäcktaschen sollte das kein großes Problem darstellen. Befindet sich etwas auf der Ladefläche, sollte dies festgesteckt, festgezurrt oder anderweitig gesichert sein.
Manche Gepäckträger halten aber selbst für diese Situation passendes Zubehör bereit. So enthält der Lieferumfang des Ortlieb Quick Rack einzelne Anschläge. Diese schraubt ihr an den Streben an, an denen die Taschen eingeklickt werden. Die Anschläge verhindern ein Hin- und Herrutschen der Taschen. Sobald die Ladefläche kompatibel mit den Systemen von Racktime, MIK, MIK HD oder anderen ist, eröffnet dies natürlich die Option Taschen, Körbe, etc. sicher festzuklicken.
5. Können versenkbaren Sattelstützen zum Problem werden?
Teil eines vollgefederten E-MTBs sind heutzutage oftmals versenkbare Sattelstützen. Deren Konstruktion ist so stabil, dass ihr sie als Anschraubpunkt für Halterungen der Gepäckträger nutzen könnt. Solange ihr dafür nicht das Tauchrohr der Stütze benutzt, sollte alles reibungslos funktionieren. 😉
6. Gibt es nützliches Zubehör für solche Gepäckträger?
Hersteller wie Ortlieb und SKS stellen ihren Gepäckträgern weiteres Zubehör zur Seite. Dazu zählen in erster Linie Schutzbleche in verschiedenen Breiten. Von SKS gibt es zudem ein Rücklicht, das sich an dem Träger befestigen lässt. Ebenso findet ihr unter dem Zubehör die nötigen Bauteile, mit denen ihr die Lösungen des jeweiligen Herstellers an verschiedene Hinterbaubreiten und Achsstandards anpassen könnt.
Abschließend sei noch einmal auf das maximal zulässige Gesamtgewicht eines E-MTB Fully verwiesen. Gerade bei Bikes mit Carbonrahmen liegt dies mitunter recht niedrig. Bringt am besten zuerst den Wert in Erfahrung und schätzt danach ab, ob sich das Montieren eines Gepäckträgers noch lohnt und falls ja, wie viel Last der im Optimalfall tragen soll.
So montiert ihr den Ortlieb Quick Rack und den SKS Infinity Universal
Bilder: Elektrofahrrad24 GmbH; ELBURRO BIKING; ORTLIEB Sportartikel GmbH; SKS metaplast Scheffer-Klute GmbH