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So will Lavoie aus Vanmoof eine führende Mobilitätsmarke machen

Lavoie nennt Details zur künftigen Strategie im Umgang mit der Marke Vanmoof

Im August dieses Jahres hatte Lavoie seine Übernahme des insolventen E-Bike-Herstellers Vanmoof verkündet. Danach war jedoch relativ wenig vom neuen Eigentümer zu vernehmen. Alle, die ein Modell von Vanmoof besitzen, stellt diese Stille auf eine harte Probe. Sie interessiert brennend, wie es demnächst konkret weitergeht. Nun hat sich Lavoie erstmals dazu geäußert.

An sich scheint es nachvollziehbar, wenn das Unternehmen aus Großbritannien nicht sofort einen fertigen Plan auf den Tisch legt, wie es die Geschäfte von Vanmoof fortführen möchte. An allererster Stelle stand vermutlich eine umfassende Bestandsaufnahme, um sich ein genaues Bild vom Ist-Zustand zu verschaffen. Wenn personelle Weichen gestellt werden, die Finanzbücher geprüft, die Modelle technisch auf Herz und Nieren geprüft, dann nimmt das eine gewisse Zeit in Anspruch – und passiert im Zweifelsfall stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Einmal Fans, immer Fans

Umso wichtiger ist es nun zu erfahren, wie Lavoie die Gesamtsituation von Vanmoof beurteilt und welche Schlüsse daraus folgen. Was auch immer Elliott Wertheimer und Albert Nassar, die beiden Co-CEOs von Lavoie und seit kurzem eben auch von VanMoof, während dieses Prozesses erfahren haben, konnte anscheinend nicht ihr Vertrauen in Vanmoof erschüttern. In der jüngsten Mitteilung betonen sie, weiterhin sowohl von den Produkten als auch der Marke überzeugt zu sein. Man wolle die E-Bikes nachhaltig und rentabel weiterentwickeln. Beim Handeln stellen man die „Rider und ihre Erfahrungen“ in den Mittelpunkt.

So weit, so allgemein. Diese Aussagen würden wohl die Eigentümer so ziemlich jedes E-Bike-Herstellers in dieser oder ähnlicher Form tätigen. Konkreter wird es bei einem Blick auf drei Grundprinzipien, denen Lavoie in Bezug auf Vanmoof folgen möchte. Aus denen lassen sich nämlich drei tatsächlich sehr konkrete Absichten herauslesen:

1. Wartung vereinfachen

Die Beschränkung auf Ersatzteile, die exklusiv für Vanmoof gefertigt wurden, war einer der größten Flaschenhälse in der Vergangenheit. Ging etwas kaputt und war das Ersatzteil nicht auf Lager, bedeutete das zwangsweise den Stillstand des Fahrrades. Nicht selten für längere Zeit. Ersatzteile anderer Hersteller waren nicht kompatibel und fielen deshalb als Alternativlösung weg.

Lavoie möchte dieser Schieflage auf zwei Wegen entgegenwirken. Erstens soll die Verfügbarkeit von Ersatzteilen gesteigert werden, was ein Hinweis und höhere Produktionsaufträge sein könnte. Zweitens sollen Dritte einfacheren Zugriff auf das technische Knowhow erhalten. Detaillierte Ausführungen fehlen dazu leider. Vorstellbar wäre zum Beispiel das gezielte Schulen von Teilen des Fachhandels, der dann häufiger als bisher Servicefälle annehmen könnte.

2. Qualitativ hochwertigere Teile und Komponenten fertigen

Ein Defekt lässt sich am besten verhindern, in dem das entsprechende Teil am Fahrrad gar nicht oder weniger selten kaputtgeht. Höhere Standfestigkeit wird demnach ein Kriterium bei der künftigen Fertigung von Ersatzteilen sein. Genau wie der Anspruch, es reparaturfreundlicher zu gestalten. Dafür möchte Lavoie die Lieferkette kritisch prüfen und wohl in Teilen auch neu organisieren.

3. Vorreiterrolle stärken

Nicht jede Idee von Vanmoof hat wirklich gezündet. Das hatte zum Teil ganz verschiedene Ursachen. Unbestritten hat der Hersteller mit seinen Ansätzen in Bezug auf Design und Technik jedoch andere inspiriert und ihnen mitunter auch zu denken gegeben. An diesem Ansatz möchte Lavoie festhalten. Gerade durch den Verbund mit McLaren Applied sieht es sich selbst dafür bestens gewappnet. Wer sich den E-Roller Lavoie Series 1 in Ruhe ansieht, versteht, woher dieser Optimismus rührt. Erst recht, wenn man weiß, dass im Hintergrund ein kreativer Geist wie Star-Designer Nick Fry vermutlich nicht mit eigenen Ideen hinter dem Berg halten wird. Das Ziel sei ganz klar das Kreieren einer „weltweit führende Mobilitäts-Marke“.

Elektroroller Lavoie Series 1

Lavoie Series 1

Ungewisser Zeitrahmen

Wie schnell diese Grundprinzipien wirklich umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten. Denn während die strategische Ausrichtung in der Mitteilung von Lavoie klare Züge annimmt, bleiben die erwähnten Zeitangaben vage. Mit einer Auswahl an Modellen für den Verkauf sei „zeitnah“ zu rechnen. Gleiches gilt für Etablieren neuer Optionen für einen Reparatur der E-Bikes von Vanmoof. Der Aufbau funktionstüchtiger Lieferketten erfolge „in den nächsten Monaten“.

Wer auf der aktuellen Vanmoof-Webseite im Menüpunkt „Kundenservice“ auf die „FAQs“ drückt, gelangt darüber zu einem Punkt mit dem Titel „Das neue Kapitel von VanMoof“. An der Stelle beantwortet Lavoie weitere Fragen zu Gegenwart und Zukunft der Marke. Dort erfahrt ihr unter anderem, dass Lavoie keine laufenden Garantivereinbarungen übernimmt oder auch nicht für noch ausstehenden Lieferungen einsteht. Zudem weist das Unternehmen darauf hin, dass der Leasinganbieter und nicht Lavoie Fragen in Bezug auf geleaste Vanmoof-E-Bikes klärt.

Eigene Forderungen anmelden

Daher sei dieser Stelle noch einmal erwähnt: Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat für die in Berlin gemeldete Vanmoof DE GmbH als zuständigen Insolvenzverwalter den Rechtsanwalt Christian Otto von der hww Markengesellschaft mbH & Co. KG aus Berlin bestellt. Bei diesem Ansprechpartner können Gläubiger noch bis um 30. November 2023 schriftlich ihre Forderungen geltend machen.

 

Bilder: MA Micro Limited

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