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8 zentrale Fragen zur Übernahme von Vanmoof durch Lavoie

Lavoie übernimmt insolventen E-Bike-Hersteller Vanmoof

Vor gut einem Monat musste Vanmoof die Insolvenz anmelden. Jetzt hat das britische Unternehmen Lavoie einen der prominentesten Namen der E-Bike-Branche übernommen. Nach Angaben mehrerer Medien wollte der neue Eigentümer eigentlich in dieser Woche weitere Einzelheiten zu dem Deal sowie der Zukunft der Marke kundtun. Nun, bisher ist dies nicht geschehen. Daher fassen wir das bislang Bekannte kurz zusammen.

1. Für welche Summe erhielt Lavoie den Zuschlag?
2. Welche Strategie verfolgt Lavoie nach der Übernahme?
3. Wird es weiterhin E-Bikes von Vanmoof zu kaufen geben?
4. Wie lange heißt Vanmoof noch Vanmoof?
5. Was passiert mit den Angestellten?
6. Welche Rolle werden die Brüder Carlier künftig spielen?
7. Wer ist der Käufer?
8. Wie steht es um die anderen Vanmoof-Unternehmen?

1. Für welche Summe erhielt Lavoie den Zuschlag?

Der jetzt gezahlte Preis wie auch die näheren Bedingungen der Übernahme sind derzeit noch unbekannt. Alle Beteiligten hüllen sich diesbezüglich auffällig in Schweigen. Der Nachrichtendienst Reuters berichtet immerhin davon, dass die zuständigen Treuhänder Jan Padberg and Robin de Wit von der Kanzlei Holland Van Gijzen Advocaten en Notarissen LLP mit dem erzielten Ergebnis zufrieden seien. Das US-amerikanische Portal TechCrunch will erfahren haben, dass die Kaufsumme im zweistelligen Millionenbereich liege. Zum Vergleich: Bei einer Finanzierungsrunde wurde Vanmoof von der Online-Plattform Dealroom zuletzt auf einen Wert geschätzt, der zwischen 512 Millionen US-Dollar und 768 Millionen US-Dollar gelegen haben soll.

2. Welche Strategie verfolgt Lavoie nach der Übernahme?

Wie genau die Ziele von Lavoie lauten, weiß natürlich nur Lavoie allein. Eliott Wertheimer, CEO von Lavoie, sprach in einer Pressemitteilung davon, dass man darauf hinarbeite, dass alle, die aktuell ein Vanmoof fahren, dies auch weiterhin tun können. Nach übereinstimmenden Angaben hat Vanmoof bisher rund 190.000 E-Bikes verkauft. Weltweit. Allein das ist also schon eine gewaltige Aufgabe.

Darüber hinaus möchte der neue Eigentümer das „Vanmoof-Geschäft stabilisieren und effizient ausbauen und seine erstklassigen Produkte weiterentwickeln.“ Das ginge nur mit frischem Kapital. Investitionen von mehreren zehn Millionen Pfund Sterling stehen im Raum.

Unklar ist, ob in dieser Summe die Kosten für das geplante Umkrempeln der Vertriebsstruktur bereits eingerechnet sind. Perspektivisch sollt ihr nämlich ein Vanmoof bei einem Dritthändler kaufen können. Von den alten Strukturen mit dem Direktvertrieb und einer Handvoll eigener Stores möchte sich Lavoie anscheinend verabschieden.

3. Wird es weiterhin E-Bikes von Vanmoof zu kaufen geben?

Wie einige von euch aus erster Hand wissen dürften, war es um die Qualität von Vanmoof-E-Bikes nicht sonderlich gut bestellt. Wenn zehn Prozent aller ausgelieferten Modelle reklamiert werden, spricht das Bände. Der als nicht geschäftsführende Vorsitzende bei Lavoie tätige Nick Fry weiß um die Probleme. Gleichzeitig betont er, dass Vanmoof diese in Griff bekommen habe. Allerdings bei Fahrrädern, die aufgrund des Insolvenzverfahrens nicht mehr in den Verkauf gelangt wären. Dies werde Lavoie nun nachholen.

4. Wie lange heißt Vanmoof noch Vanmoof?

Trotz der genannten Missstände genießt die Marke Vanmoof weltweit eine noch recht guten Ruf. Zudem gelten die Kundinnen und Kunden als ausgesprochen treue Anhängerschaft. Nick Fry lässt deshalb schon einmal durchblicken, sie mit der Übernahme nicht plötzlich verschwinden werde. Er geht davon aus, dass beide Marken, Vanmoof und Lavoie, miteinander kombiniert werden können. Allein das Wie steht noch in den Sternen.

5. Was passiert mit den Angestellten?

Wer darf bleiben? Wer möchte bleiben? Eine solche Übernahme bedeutet immer Veränderungen für die Belegschaft. Reuters berichtet von Plänen, wonach Lavoie ehemalige Abteilungsleiter von Vanmoof weiter an sich binden möchte. Ebenso gibt es wohl Versuche, ehemalige Beschäftigte zurückzugewinnen. Auf rund 50 bis 60 Schlüsselpositionen richte man ein besonderes Augenmerk. Laut Nick Fry stünden natürlich auch Entlassungen an.

6. Welche Rolle werden die Brüder Carlier künftig spielen?

Keine Hoffnung auf eine führende Position brauchen sich wohl die Gründer von Vanmoof, die Brüder Taco und Ties Carlier machen. In der niederländischen Zeitung Financieele Dagblad war davon die Rede, dass im künftigen Führungsteam für sie kein Platz sei. Stattdessen werde „Vanmoof von Lavoie-Führungskräften geleitet“.

Taco Carlier und Ties Carlier, CEO bei Vanmoof

Taco Carlier (links) und Ties Carlier fahren vielleicht weiterhin ein Vanmoof. Unternehmerisch lenkt jedoch keiner von beiden mehr die Geschicke der Marke.

7. Wer ist der Käufer?

Mit Lavoie hat den Zuschlag für die Übernahme eine Tochtergesellschaft des Formel-1-Zulieferers McLaren Applied erhalten. Besitzer der Firma ist der private britische Finanzinvestor Greybull Capital. In der E-Mobility-Sparte kennt man Lavoie recht gut. Erst Anfang dieses Jahres präsentierte das Unternehmen einen hochwertigen Elektroroller. Der Rahmen des Serie 1 genannten Rollers wird aus Magnesium gefertigt, was ihn ausgesprochen leicht werden lässt. Zudem könnt ihr ihn per Knopfdruck zusammenklappen.

Elektroroller Lavoie Series 1

Lavoie Series 1

8. Wie steht es um die anderen Vanmoof-Unternehmen?

Vom Insolvenzverfahren Vanmoofs wie auch der jetzigen Übernahme ausgeschlossen sind insbesondere drei Teile der Carlier Group BV: die Vanmoof Asia, Vanmoof Asia Ltd. Taiwan sowie Vanmoof USA Inc. Allerdings deuten erste Zeichen darauf hin, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich dort ähnliches vollzieht. So meldet der Branchendienst Bicycle Retailer and Industry News, dass die beiden Firmen Speed Tech und Ideal Bike Ausstände in Millionenhöhe von Vanmoof Asia einfordern. Für das Unternehmen sei allerdings in Hongkong ein Liquidationsverfahren eröffnet worden.

 

Bilder: MA Micro LTD

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