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Whyte interpretiert „leicht“ mit dem E-Lyte auf zweierlei Weise

E-Mountainbike Whyte E-Lyte

Whyte Bikes gelten als einer der prominentesten Aushängeschilder der britischen Fahrradbranche. Was aus dem beschaulichen St. Leonards on Sea an der Kanalküste von Sussex seinen Weg in die Fahrradwelt findet, wird von der Szene meist ziemlich genau betrachtet. Entsprechend hohe Wellen hat die Präsentation des neuen Whyte E-Lyte geschlagen. Wie der Name suggeriert, handelt es sich um ein besonders leichtes E-Mountainbike. Im Grunde verbergen sich hinter dem Namen mindestens zwei Bikes – deren Charakter sie doch merklich voneinander unterscheidet.

Seit 2019 gehören zum Sortiment von Whyte auch E-Bikes. Damit zählt der Hersteller eher zu den Spätstartern. Doch bereits sein Erstling, das E-160, heimste in den Besprechungen und Fahrtests diverser Fachmagazine reihenweise Bestnoten ein. Damals wollte man unbedingt als eine der ersten Marken ein Modell mit einem Bosch Performance Line CX-Motor herausbringen. Dessen Drehmoment war ganz frisch auf 85 Newtonmeter erhöht worden. Nun geht es erneut darum, die der Konkurrenz ein Stückchen voraus zu sein. In diesem Falle ist die entscheidende Zutat jedoch der im Sommer auf der Eurobike vorgestellte Performance Line SX von Bosch.

E-Mountainbike Whyte E-Lyte

Whyte E-Lyte

Das Leichtgewicht der Reihe

Mit seiner Modellreihe E-Lyte zeigt im Whyte – gewollt oder ungewollt – die Spannbreite auf, in der sich der leichteste Antrieb von Bosch einsetzen lässt. Das ist zum einen das E-Lyte 140 Works. Es greift das niedrige Systemgewicht des SX von rund vier Kilogramm auf. Darum formt sich ein E-Mountainbike, das auf der Waage bei dem kleinstmöglichen Wert herauskommen möchte. Dabei behält Whyte jedoch den Blick für das Wesentliche. Und das lautet immer noch: Das Fahrrad soll fahrbar sein. Ausdrücklich nicht gewollt war ein hochgezüchtetes Produkt, das mit Zahlen beeindruckt, aber am besten mit Samthandschuhen über die Trails getragen wird, weil es keine sportarttypischen Belastungen verkraftet.

Deshalb erkennt ihr am E-Lyte 140 Works ziemlich schnell seinen Crosscountry-Einschlag. Der Federweg fällt mit 140 Millimetern an der Gabel und 135 Millimetern am Hinterbau im besten Sinne mittelmäßig aus. So, wie es sich anbietet, wenn man damit vor allem auf Geschwindigkeit setzt – was ganz bewusst auch für längere Passagen bergan gilt. Die kleineren Strandrohre der Fox Float 34 Factory sparen ebenso wertvolle Gramm wie die Komponenten von Srams elektronischer Schaltgruppe XX T-Type sowie die Sram Level Ultimate Stealth-Bremsen. Letztgenannte unterstreichen noch einmal den Ansatz von Whyte. Verwende hochwertige und damit leichtgewichtige Teile. Wähle von denen aber eine Variante aus, die im Gelände auch dauerhaft funktioniert. Bei einer hydraulischen Scheibenbremse mit vier Bremskolben und einem Scheibendurchmesser von 200 Millimetern vorn sowie 180 Millimetern hinten an einem Crosscountry-Bike kann man das getrost behaupten. Am Ende landen wir bei 16,4 Kilogramm für die Rahmengröße M.

E-Mountainbike Whyte E-Lyte

Robusterer Zwilling

Die beinahe drei Kilogramm mehr an Gewicht beim E-Lyte 150 Works signalisieren, dass hier ein etwas anderes Ansinnen verfolgt wird. Zentrale Komponenten sind größer dimensioniert. Als ein Resultat wächst der Federweg auf 150 Millimeter beziehungsweise 142 Millimeter an. Mit dem Griff zur Fox Float 36 Factory wird die Federgabel etwas gröber. Mehr Standfestigkeit und zum Teil mehr Leistung ergeben sich zudem aus der Entscheidung für die Hope Tech4 V4 als Bremsen wie auch für Srams XO T-Type-Schaltung.

Angesichts eines veränderten Anforderungsprofils können wir die Wechsel sehr gut nachvollziehen. Schließlich schlägt beim E-Lyte 150 Works das Pendel wesentlich stärker in Richtung Trail-Bike aus. Wer möchte, kann ihm sogar leichte Enduro-Gene zugestehen. Das spiegelt sich gleichfalls in der Rahmengeometrie wider. Vom E-Lyte 140 Works zum E-Lyte 150 Works flacht der Lenkwinkel noch einmal um rund ein Grad auf dann 64,6 Grad ab. Demzufolge wird sich das E-Lyte 150 Works noch etwas stabiler während der Fahrt anfühlen und sollte euch im Vergleich zu dem Modell mit dem steileren Lenkwinkel mehr Kontrolle beim Einlenken verschaffen.

Typisch Whyte

Etwas ungewöhnlich bei beiden Modellen ist der relativ große Abstand vom Tretlager zum Boden. Die rund 348 Millimeter beim E-Lyte 140 Works als auch die rund 342 Millimeter beim E-Lyte 150 Works sorgen dafür, dass der Schwerpunkt auf den ersten Blick recht weit nach oben im Bike liegt. Ob sich das in der Praxis dann genauso darstellt, könnt ihr nur auf einer Testfahrt feststellen. Immerhin lässt sich der Schwerpunkt in beiden Fällen noch um einige Millimeter absenken. Dazu dient ein Flip-Chip-System, mit dem ihr die Position des Dämpfers am Sitzrohr verändert. Whyte nennt diese Lösung den Shape.it Link und verbaut sie bereits in ihrer zweiten Version.

Shape.it Link V2 am E-Bike Whyte E-Lyte zur Veränderung der Rahmengeometrie

Bei Whyte heißt die Flip-Chip-Technologie „Shape.it Link V2“. Mit ihrer Hilfe könnt ihr bei der Rahmengeometrie zwischen den Einstellungen „Low“ und „High“ wählen.

Selbst zum Einstieg kein Schnäppchen

Als fester Bestandteil des aus Carbon gefertigten Rahmens gehört der Shape.it Link auch zur Ausstattung des Einstiegsmodells in die Reihe. Die umfasst mit dem E-Lyte 150 RSX nämlich ein drittes Fahrrad. Dessen Preis liegt mit 7.999 Britischen Pfund 2.000 Britische Pfund unter dem des E-Lyte 150 Works und 3.000 Britische Pfund unter dem des E-Lyte 140 Works. Erwartungsgemäß kommt seine Ausstattung etwas einfacher daher. Das Federsystem stammt komplett von RockShox, bei der neuen Transmission-Gruppe von Sram reicht es nur für die einfachste Variante und als Bremsen sind die Code Bronze von Sram verbaut.

Fahren wird das dennoch ausgesprochen gut. Bezogen auf die eigentliche Funktion bedeuten die günstigeren Versionen kein wirkliches Downgrade. Die Bremsen sind genauso groß und zählen ebenfalls vier Bremskolben. Die Kassette umfasst auch zwölf Ritzel in exakt der gleichen Bandbreite von zehn bis 52 Zähnen. Beim Gewicht schneidet das E-Lyte 150 RSX sogar 300 Gramm leichter ab als das E-Lyte 150 Works.

Zum Konzept passendes E-Bike-System

Von seinen Daten her sollte der Bosch Performance Line SX zu allen drei Versionen des Whyte E-Lyte ziemlich gut passen. Vor allem bei den beiden Modellen für das gröbere Gelände wird es spannend zu beobachten sein, wie sich der Antrieb in den sicher bald erscheinenden Tests schlägt. Der Motor verlangt ja nach einer sportlichen Fahrweise mit hohen Trittfrequenzen, um seine Spitzenleistung von 600 Watt tatsächlich abrufen zu können. Wer es mit Trittfrequenzen von rund 70 Umdrehungen pro Minute etwas gemächlicher angehen lässt, kann nur mit maximal 400 Watt rechnen.

Motor Bosch Performance Line SX am E-Bike Whyte E-Lyte

Um im Anstieg das Maximum aus dem Motor herauszuholen, bedarf es einer Tretfrequenz von 100 Umdrehungen pro Minute oder mehr.

An der Reichweite des Akkus sollten längere Ausfahrten jedenfalls nicht scheitern. Zum im Unterrohr integrierten Bosch CompactTube gibt Whyte standardmäßig nämlich den noch Bosch PowerMore dazu. Zusammen mit dem Range Extender kommt ihr somit auf eine Kapazität von insgesamt 650 Wattstunden. Gleichzeitig könnt ihr so bei kürzeren Touren einen Akku zuhause lassen und wesentlich leichter unterwegs sein. Verzichtet ihr auf den Range Extender, könnt ihr alternativ eine große Trinkflasche am Rahmen befestigen. Weiter oben im Rahmendreieck befindet sich sogar eine Aufnahme für eine kleine Trinkflasche mit 400 Millilitern. Allerdings gibt es die nur bei den Rahmengrößen M, L und XL.

Unterrohr am E-Bike Whyte E-Lyte mit zwei Steckplätzen zur Aufnahme von Flaschenhaltern, Werkzeug oder anderem Zubehör

Bei den Rahmengrößen M, L und XL ist im Rahmendreieck Platz zum Montieren von zwei Flaschenhaltern, Werkzeug oder anderem Zubehör.

Ein paar Tasten, jedoch kein Display

Grundlegende Informationen wie den aktuellen Fahrmodus und die verbleibende Akkukapazität zeigt euch der im Oberrohr integrierte System Controller von Bosch an. Während der Fahrt könnt ihr die Fahrmodi über die Bosch Mini Remote vom Lenker aus wechseln und zum Beispiel den exklusiv nur am SX-Antrieb verfügbaren Sprint-Modus testen. Außerdem dient die Mini Remote zum An- und Ausschalten des Systems. Alternativ zu diesem Konzept hätte aus unserer Sicht auch das Purion 200 gut zum E-Lyte gepasst. Wäre vielleicht sogar noch etwas reduzierter gewesen. Das britische Magazin Mountain Bike Rider vermutet hinter der Entscheidung für den System Controller jedoch einen Wissensvorsprung seitens Whyte. Die Bedieneinheit sitzt im Oberrohr integriert in einer größeren Abdeckung. Größer, als sie für den System Controller sein müsste. MBR hält es für wahrscheinlich, dass Whyte an der Stelle sich bereits auf ein echtes Display von Bosch einstellt. Andere Antriebssysteme warten ja bereits mit einer solchen Lösung auf. Daher scheint die Annahme nachvollziehbar.

Cockpit des E-Bikes Whyte E-Lyte

Zur Bedienung des Bosch Performance Line SX setzt Whyte auf die Kombination aus Bosch Mini Remote und Bosch System Controller.

Whyte E-Lyte 2023 im Überblick

  • Varianten: E-Lyte 140 Works, E-Lyte 150 Works, E-Lyte 150 RSX
  • Rahmen: Carbon
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL
  • Federgabel: Fox Float 34 Factory, Fox Float 36 Factory, RockShox Lyrik Select+
  • Motor: Bosch Performance Line SX
  • Akku: Bosch CompactTube
  • Bedieneinheit: Bosch Mini Remote + Bosch System Controller
  • Antrieb: Sram XX SL T-Type AXS, Sram XO T-Type AXS, Sram GX T-Type AXS
  • Bremsen: Sram Level Ultimate Stealth, Hope Tech4 V4, Sram Code Bronze Stealth
  • Gewicht (Rahmengröße M): 16,4 kg, 19,2 kg, 18,9 kg
  • Maximal zulässiges Gesamtgewicht: n.a.
  • Farben: Matt UD Carbon / Gloss Black, Gloss Olive with UD Carbon, Gloss Silver with UD Carbon
  • Preis: 10.999 £, 9.999 £, 7.999 £

Bilder: Whyte Bikes Limited

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