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Die traurige Seite des E-Bike-Booms in Deutschland

Fahrradunfälle mit Personenschaden in Deutschland von 2014 bis 2023

Äußerlich unterscheiden sich E-Bikes mitunter kaum noch von herkömmlichen Fahrrädern ohne Motorunterstützung. In mancherlei Hinsicht sind beide dennoch weiterhin sehr verschieden. So haben sich zum Beispiel die Unfallzahlen für diese Fahrradgattungen seit 2014 in Deutschland in komplett gegensätzliche Richtungen entwickelt.

Seit nunmehr zehn Jahren unterscheidet das Statistische Bundesamt in seiner Unfallstatistik zwischen E-Bikes, genauer gesagt Pedelecs, und Fahrrädern ohne E-Antrieb. Ende März hat die Behörde die vorläufigen Zahlen für 2023 veröffentlicht. Und zwischen den Werten von 2014 und den des zurückliegenden Jahres klaffen zum Teil enorme Lücken.

Zehnmal so viele Unfälle wie früher

Deutlich zeigt sich dies etwa bei der Übersicht zu Unfällen mit einem Pedelec, bei denen Personen zu Schaden kamen. Für 2023 zählte das Statistische Bundesamt rund 23.900. Im Jahre 2014 wurden lediglich rund 2.200 solcher Fälle registriert – und damit ein Elftel der Summe, über die wir heute reden. Nicht ganz so dramatisch hat sich in dem Zeitraum die Zahl der Menschen entwickelt, die dabei mit einem Pedelec starben. Von ehemals 39 Toten ging es hinauf auf jetzt 188. Das ist ein Anstieg um „nur“ etwa das Fünffache.

Erfreulicher stellt sich das Bild beim Blick auf die Unfälle mit einem herkömmlichen Fahrrad dar. Hier liegen die Werte für 2023 unter dem Niveau von 2014. Die 72.200 Unfälle aus dem Jahr zuvor bedeuten ein Rückgang um sieben Prozent im Vergleich zu den rund 76.600 aus 2014. Innerhalb dieser neun Jahre sank die Anzahl derjenigen, die auf einem Fahrrad ums Leben kamen, von ehemals 357 Menschen auf 256 Menschen. Damit verringerte sich dieser Wert um mehr als 28 Prozent.

Übersicht vom Statistischen Bundesamt zur Entwicklung der Anzahl der Fahrradunfälle mit Personenschaden von 2014 bis 2023 unterschieden nach Pedelecs und Fahrräder ohne Motorunterstützung

Anhand der beiden unteren Graphen wird der entgegengesetzte Verlauf der Entwicklung für Pedelecs und Fahrräder ohne Motorunterstützung gut erkennbar.

Pedelec-Fahrende verunglücken häufiger als Fahrradfahrende

Als eine Ursache für die geschilderte Entwicklung verweist das Statistische Bundesamt auf die gestiegene Verbreitung von E-Bikes in Deutschland. Aus den ehemals 3,4 Prozent der Haushalte, die 2014 ein Pedelec besaßen, im Jahr 2022 15,5 Prozent geworden. Das deckt sich mit den Angaben des Zweirad-Industrie Verbandes ZIV. Laut dessen Bilanz fuhren 2014 auf unseren Straßen rund 2,1 Millionen E-Bikes. Dagegen waren es 2022 bereits 9,8 Millionen. Für 2023 erfasst der ZIV ungefähr elf Millionen Stück.

Die gestiegene Anzahl an Unfällen und gestorbenen E-Bike-Fahrenden hängt also unter anderem direkt mit der gleichfalls stark gestiegenen Anzahl an E-Bikes zusammen. Gleichzeitig kamen weniger Fahrradfahrende ums Leben, weil der Anteil der herkömmlichen Fahrräder relativ konstant geblieben ist. Stellt sich die Frage, ob das Fahren mit einem E-Bike ganz allgemein gefährlicher ist als das Fahren ohne zusätzliche Unterstützung. Bezogen auf das Jahr 2023 lautet die Antwort: Ja, das ist es. Pro 1.000 Unfälle mit Personenschaden mit einem Pedelec starben durchschnittlich 7,9 Menschen. Im Falle des Fahrrades waren es durchschnittlich 3,6 Getötete. Nach Ansicht des Statistischen Bundesamtes spiegelt sich in der Differenz ein demographischer Unterschied zwischen beiden Gruppen wider. Wer mit einem Pedelec verunglückt, war im Durchschnitt 53 Jahre alt. Wer auf einem herkömmlichen Fahrrad fuhr, dagegen nur 42 Jahre. Da ältere Menschen ein höheres Risiko trügen sich bei einem Sturz schwer zu verletzten oder zu sterben als jüngere, sei die Bilanz nachvollziehbar.

Sinkendes Alter mit positivem Effekt

Von der Tendenz her machen diese Werte dennoch Mut. Erstens lag der Prozentsatz der Getöteten bei einem Pedelec-Unfall 2014 noch bei 17,4 und damit deutlich über dem Wert für 2023. Zweitens sinkt der Altersdurchschnitt derjenigen, die mit einem Pedelec fahren kontinuierlich. Infolgedessen sinkt ebenfalls das Alter der Gruppe der Verunglückten, was zu weniger schweren Verletzungen und Todesfällen führt.

So waren 2023 31,2 Prozent der verunglückten Pedelec-Fahrenden jünger als 45 Jahre. Damit lag ihr Anteil sogar leicht über dem derjenigen, die 65 Jahre oder älter waren. Im Jahre 2014 stellte sich dieses Verhältnis noch deutlich anders dar. Damals waren die älteren Menschen mit 54,5 Prozent klar in der Überzahl. Gerade einmal 10,7 Prozent der Verunglückten zählten 45 Jahre oder weniger.

Übersicht vom Statistischen Bundesamt zum Alter der in Deutschland verunglückten Pedelec-Fahrenden von 2014 bis 2023

Übersicht zum Alter der in Deutschland verunglückten Pedelec-Fahrenden

 

Bilder: Statistisches Bundesamt

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