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Modmo in der Bredouille: Erst ein Rückruf, nun die Insolvenz?

Rückruf für die E-Bikes Saigon, Saigon+ und Saigon S von Modmo

Erneute Aufregung um Modmo. Im vergangenen Sommer hatten Kundinnen und Kunden über extrem verspätete Lieferungen und ausbleibende Rückerstattungen geklagt. Nun ruft der Hersteller den Großteil seiner nach Europa ausgelieferten E-Bikes zurück. Gleichzeitig sieht sich das Unternehmen einem Insolvenzverfahren gegenüber.

1. Was ist die Ursache für den Rückruf?
2. Wie sollten diejenigen handeln, die ein E-Bike von Modmo fahren?
3. Welche Auswirkgen zieht der Rückruf nach sich?
4. Wer ist außer den Kundinnen und Kunden vom Rückruf noch betroffen?
5. Welche Pläne hatte Modmo ursprünglich für die kommenden Jahre?

1. Was ist die Ursache für den Rückruf?

Aber der Reihe nach. Ende Oktober, genauer gesagt am 26., hat Modmo freiwillig seine Modelle Saigon, Saigon+ und Saigon S zurückgerufen. Auslöser dafür sind mehrere Fälle, in denen sich die Verriegelung des Akkufaches während der Fahrt selbstständig gelöst hatte und der Akku aus dem Unterrohr herausgefallen war. Für alle genannten Ausführungen des Saigon bedeutet dies eine besonders hohe Sturzgefahr. Das Fach für den im Rahmen integrierten Akku öffnet sich nach unten in Richtung des Tretlagers. Folglich droht ein herausrutschender Akku auf die Pedalen, Kurbeln oder direkt unter das Hinterrad zu fallen.

Rückruf für die E-Bikes Saigon, Saigon+ und Saigon S von Modmo

Am Saion, Saigon+ und Saigon S von Modmo kann sich die Verschlussklappe für das Akkufach öffnen, sodass der Akku während der Fahrt herausfällt.

Wie mehrere irische Medien übereinstimmend berichten, sei dies bei mindestens sieben Personen passiert. Diese hätten Strafanzeige gegen das Unternehmen gestellt.

Vom Rückruf betroffen sind alle Fahrräder der drei Modelle, die zwischen dem 3. Mai 2021 und dem 25. August 2022 in folgende Länder verkauft wurden:

  • Belgien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Finnland
  • Frankreich
  • Irland
  • Italien
  • Luxemburg
  • Niederlande
  • Österreich
  • Schweden
  • Spanien
  • Vereinigtes Königreich

 

Abgesehen vom drohenden Imageverlust bedeutet das für Modmo wirtschaftlich gesehen einen empfindlichen Rückschlag. So berichtet „Stickybottle“, ein irisches Radsportmagazin, dass allein auf den deutschen Markt etwa 85 Prozent des Umsatzes von Modmo entfallen würden.

2. Wie sollten diejenigen handeln, die ein E-Bike von Modmo fahren?

In einer auf seiner Webseite eingerichteten Sonderseite rät der Hersteller, ab sofort nicht mehr mit einem der E-Bikes zu fahren. Wer ein entsprechendes Modell besitzt, kann auf der Webseite ein Formular ausfüllen. Anschließend soll sich der Kundendienst mit denjenigen in Verbindung setzen. Im Formular können die Besitzerinnen und Besitzer eine Bankverbindung angeben, über die ihnen Modmo Geld erstatten möchte. Ob dies der gesamte Kaufpreis oder nur ein Teil davon sein wird, ist nicht erwähnt. Genauso wenig wird ausgeführt, was mit den Fahrrädern geschehen soll. Modmo schreibt auf der Seite, die Entscheidung zum Rückruf sei zwar schwierig gewesen. Aber die Sicherheit der Kundinnen und Kunden stehen für das Unternehmen an erster Stelle.

3. Welche Auswirkgen zieht der Rückruf nach sich?

Nur wenige Tage nach der Verkündung des Rückrufes hat der irische High Court in Dublin der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für Modmo zugestimmt. Richterin Siobhán Stack ernannte Nicholas O’Dwyer und Colm Dolan als die vorläufigen Insolvenzverwalter. Laut der Zeitung „Irish Times“ geschah dies auf Antrag des Anteilseigners Bernand Coggins hin. Dieser wünschte die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, da die Geschäftsbilanzen von Modmo von Januar 2022 bis Ende September 2022 einen Verlust von 4,1 Millionen Pfund aufweisen würden.

Anscheinend befürchtet Coggings, dass der Rückruf hohe Kosten verursacht und dazu führt, dass Modmo seine Schulden nicht begleichen kann. In dem Zusammenhang dürfte der Entwurf eines Sanierungsplans stehen, den Modmo im September präsentiert hatte. Dessen Umsetzung scheint durch die aktuellen Geschehnisse akut gefährdet zu sein.

Akku aus dem Unterrohr des Modmo Saigon herausziehen

Noch vor zwei Jahren hatte Firmengründer Jack O’Sullivan in einem Video selbst die Entnahme des Akkus gezeigt.

Grundsätzlich sollte bei Modmo etliches Kapital vorhanden sein. Nach Rechnung von „Stickybottle“ hat das Unternehmen seit seiner Gründung 2014 rund 8,7 Millionen Euro von Investoren erhalten. Allein rund fünf Millionen Euro stammen wohl vom irischen Bauunternehmer Sean Mulryan, der damit zu den größten Anteilseignern des Unternehmens zählt. Den Lagerbestand von Modmo schätzt die „Irish Times“ in ihrem Bericht auf einen Wert von zwei Millionen Euro. Die Bewertung bezieht sich jedoch auf den Zeitpunkt vor dem Rückruf.

Obwohl die der High Court die Insolvenzverwalter bestellte, wurde das eigentliche Insolvenzverfahren erst einmal auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.

4. Wer ist außer den Kundinnen und Kunden vom Rückruf noch betroffen?

Der Defekt m Akkufach und der damit verbundene Rückruf betrifft natürlich direkt die Belegschaft des Unternehmens. Angaben über die Anzahl dieser Personen weichen voneinander ab. Zum einen spricht die Irish Times von sieben Mitarbeitenden in Irland und acht in Vietnam. Am Standort in Asien unterhalte Modmo eine Tochtergesellschaft, welche die Montage der E-Bikes übernehme. Zudem gäbe es ein Lager in Deutschland.

Im Gegensatz dazu erwähnt Stickybottle 35 Angestellte in Vietnam, deren Zahl eigentlich bis zum Jahresende auf 100 hätten ansteigen sollen. In Dublin am Stammsitz würden derzeit zehn Personen arbeiten.

5. Welche Pläne hatte Modmo ursprünglich für die kommenden Jahre?

Anfang des Jahres sah die Zukunft des Unternehmens sehr vielversprechend aus. Mit der Zusage von Investorengeldern in Millionenhöhe im Rücken sprach Modmo davon, eigene Läden eröffnen zu wollen. Der Eintritt auf den US-amerikanischen und kanadischen Markt war anvisiert worden. Auf der Eurobike in Frankfurt zeigte der Hersteller ein komplett neues Modell mit Mittelmotor, das Modmo NX12. Dessen Entwicklung sollte weiter voranschreiten. Als Markteintritt stand das Jahresende 2023 im Raum. Wie es mit diesem Projekt und dem Unternehmen grundsätzlich weitergeht, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.

Studie für das E-Bike NX12 von Modmo

Studie für das Modmo NX12

Bilder: Modmo Technologies LTD

2 Gedanken zu „Modmo in der Bredouille: Erst ein Rückruf, nun die Insolvenz?“

  1. Hoffentlich bekommt Modmo nicht noch einmal eine Chance auf den Märkten ….schon Lieferung war ein Desaster ……dann wird heraus geschrieen das Bike nicht zu benutzen ,aus Sicherheitsgründen….Jetzt sollte ich das Fomular ausfüllen und das Bike sollte im November abgeholt werden ……das war die letzte Nachricht …..jetzt stehen wir da mit einem Schrottbike ……Dieses Mise Verhalten ,wird dazu führen das nie wieder jemand in solche Projekte investiert……..Ideen sind das eine aber dann muss man es auch fair abwickeln

    1. Guten Morgen,
      den Ärger kann ich gut verstehen. Geht mir mit einem anderen Rad leider genauso. Auch ich werde wohl nie wieder in ein Projekt investieren, was noch soweit am Anfang steh. Dafür ist das alles viel zu viel Geld.
      Ich drücke dir die Daumen,
      Nordmann

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