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Strava: Wenn Ehrgeiz kostet

Strava Cycling Logo

Viele von euch nutzen sicher Apps, um Strecken für eigene Touren zu erstellen, sich unterwegs zu orientieren oder um im Nachhinein die Fahrt auszuwerten. Genau auf dem Gebiet war Strava unterwegs. Das Unternehmen aus San Francisco ist seinem Betätigungsfeld treu geblieben. Allerdings mit spürbaren Veränderungen für die Nutzer der gleichnamigen App. Die sollen jetzt nämlich für Funktionen bezahlen, die bisher kostenfrei angeboten wurden.

Zahlende User jetzt wichtiger

Monatlich 7,99 Euro oder jährlich 59,90 Euro – so lauten seit wenigen Tagen die neuen Eckdaten für einen Premium-Account. Verkündet haben das die Strava-Gründer Mark Gainey und Michael Horvath in einer aktuellen Meldung des Unternehmens. Dort heißt es, dass man immer noch kein rentables Unternehmen sein – jetzt aber eines werden müsse. Deshalb konzentriert sich Strava von nun an auf seine Gebührenzahler. Den passenden „Anreiz“ für den Wechsel zu einer bezahlten Mitgliedschaft liefert Strava gleich mit. Einige Funktionen, die innerhalb der Strava-Community sehr beliebt waren, können jetzt nur noch gegen Entgelt genutzt werden. Aus Sicht von Mark Gainey und Michael Horvath sind das besonders komplexe Funktionen, deren Pflege große Teile des Etats kostet.

Die Zielrichtung scheint klar. Je mehr Nutzer in den Bezahlmodus wechseln, um so mehr Geld kann in die Pflege bestehender und die Entwicklung neuer Produkte fließen. Damit hebt sich Strava künftig womöglich besser gegenüber dem Wettbewerb ab. Dies überzeugt mehr Nutzer von einer Premium-Mitgliedschaft, lässt die Einnahmen von Strava steigen – und so weiter. Im besten Falle kann dieser Plan aufgehen.

Strava App lässt sich auf Smartphones und Smartwatches nutzen

Strava lässt sich auf Smartphones und Smartwatches nutzen.

Unmut in der Strava-Community

Natürlich kann er genauso gut scheitern. Die Reaktionen im Netz lassen erahnen, dass Strava unruhigen Zeiten entgegensehen könnte. Viele Nutzer beklagen vor allem, dass die vollständigen Bestenlisten nur noch für Mitglieder einsehbar sind. Wer sich bei Strava nicht so gut auskennt: In der App lassen sich beliebige Strecken als sogenannte Segmente erstellen. Wer ein Segment das erste Mal fährt, setzt dort eine Bestzeit. An dieser können sich ab dann andere Strava-User messen. Je nach Anspruch, Können und Ausprägung des Leistungsdenkens hat sich daraus ein sportlicher Wettkampf entwickelt. Nutzer ohne Premium-Account können jetzt nur noch die Top Ten einsehen. In den wenigsten Fällen werden sie sich darunter befinden. Diese Biker, Läufer, Schwimmer, etc., werden aktuell abwägen, ob ihnen dieser Spaß bares Geld wert ist.

Gruppe von Rennradfahrern auf einer Tour

Viele User von Strava mögen den sportlichen Wettstreit und verfolgen die Bestenlisten.

 

Daneben beinhaltet der Premium-Bereich zahlreiche weitere Funktionen. Dazu gehören u. a.:

  • Strecken mit Strava Route Builder erstellen – aufgewertet durch neues Kartenmaterial z. B. zur Auswahl der Untergrundbeschaffenheit
  • Kombination von Route Builder mit Global Heat Map für gezieltes Einbauen (oder Weglassen) viel befahrener Segmente in die eigene Strecke
  • Genaue Adressen in der Streckenplanung integrierbar
  • Strecken anderer User als GPX-Datei herunterladen
  • Vergleich der „Matched Activities“ – Fahrten auf identischen Strecken miteinander vergleichen
  • Vergleich und Analyse aller Leistungsparameter und Ergebnisse jeder Fahrt
  • automatische Streckenerstellung gemäß Eingabe entsprechender Parameter (Länge, Straßenbelag, Höhenmeter, etc.) – Ausgabe von mindestens drei Optionen
  • Erfassen eigener Aktivitäten anhand von 32 Sportarten – E-Bike-Ride eine davon
  • Monatlicher Vergleich der Trainingseffekte
  • Trainingstagebuch mit eigenen Ergänzungen
  • Ablesen der wöchentlichen Intensität

 

Ihr seht schon, da steckt natürlich einiges drin. Die Frage lautet einfach, wie viele dieser Optionen ihr nutzen möchtet. Manchen genügt garantiert das, was der weiterhin kostenfreie Zugang anbietet. Der beinhaltet u. a.:

  • All-time-Top-Ten und Top Ten der Frauen einsehen
  • Daten hochladen, z. B. von Apple Watch
  • Synchronisierung mit Apple Health
  • Teilnahme an Challenges
  • Segmente erstellen
  • Segmente einsehen, z. B. Details wie eigene Bestleistungen
  • Feed nach Favoriten oder chronologisch ordnen
  • Aktivitäten zuschneiden, z. B. Löschen ungewollt aufgezeichneter Abschnitte
  • Angabe von verstrichener Zeit und Bewegungszeit in der jeweiligen Aktivität
  • Analyse der Leistung, z. B. Tritt-, Zug- und Schrittfrequenz

 

Weitere Entwicklung ungewiss

Mal sehen, wie es mit Strava in Zukunft weitergeht. Einige der neuen Funktionen für Premium-Mitglieder richten sich laut der Firmengründer gezielt an Sportler. Ob die das überzeugt, bleibt abzuwarten. Den Ambitionierteren unter euch könnte zum Beispiel ein passendes Tool umfassenden Trainingsplanung fehlen. Da bietet andere Apps wie TrainingPeaks deutlich mehr Optionen an.

Beim Erstellen von Touren ist die Konkurrenz mit Komoot & Co. noch wesentlich größer und in Sachen Funktionsumfang oder verfügbarem Kartenmaterial mindestens auf Augenhöhe.

Die Stärke von Strava lag bisher eher in den Community-Funktionen. Das wird durch das neue Bezahlmodell ein Stück weit auseinandergerissen. Gleichzeitig hat Strava seit Beginn des Jahres richtig rangeklotzt und etliche Neuerungen integriert. Wenn sie dieses Tempo halten und damit die Trägheit der Jahre davor erfolgreich vergessen machen, ist die Wende zum Guten hin nicht ausgeschlossen.

Bilder: Strava; Burst

7 Gedanken zu „Strava: Wenn Ehrgeiz kostet“

  1. Ok hier den Grund gefunden warum die rund 200 km die ich bisher mit dem neuen E-Bike zurückgelegt habe nicht ins Jahresziel eingehen.
    Bedauerlich. Werden doch das dank Arbeitsweg viele km werden.

  2. Ich bin E-MTB Sportler! Und ich bin sicherlich damit nicht alleine. Uphill-Trails sind eine eigene – auf jeden Fall auch auf einem Profi E-MTB – , sehr anstrengende aber saugeile Angelegenheit.

    Das Schlimmste an STRAVA im Verlauf des Jahres 2020 ist leider die Tatsache, dass STRAVA irgendwie glaubt, uns E-MTB Sportler völlig zu ignorieren! Das beginnt bei LIVE-Segmenten (KEINE UNTERSTÜTZUNG) geht über einige Feinheiten bishin zu Features, die heuer im Sommer 2020 noch super funktioniert haben: Das Jahresziel-Feature! Meine E-MountainBike Rides habe ich immer brav als E-Bike-Radfahrt gekennzeichnet. Plötzlich zählen diese Rides NICHT MEHR zur Erreichung des Jahresziels. Ich bin PREMIUM Member und wir E-MTB Biker werden hier voll verarscht! Und dann wundern sie sich, dass manche/viele E-MTBler ihre Leistungen als „Radfahrt“-Sportart uploaden…was ich allerdings auch nicht ganz fair finde, da hier dann die Segment-KOMs und QOMs Leistungen durcheinandergewirbelt werden… Ein Bericht von euch über die Zukunft von E-MTB Features bei STRAVA wäre voll cool! Ich komme beim Support nicht wirklich durch 🙁

    1. Warum ignoriert Strava E-Biker? Ein jahresziel kann einfach für E-Bike erstellt werden somit ist beides getrennt was auch sinnvoll und übersichtlich ist. Das es so wenig E-Bike Segment gibt liegt doch nicht an Strava sondern an den Nutzern. Segment können als E-Bike Segment angelegt werden genau so einfach wie normale Fahrrad Segment. Jedes Segment auf Strava wurde von Nutzern selbst angelegt, warum legen E-Bike Fahrer nicht auch einfach ihre Segment an? Zu Faul, oder was ist der Grund? Es macht auch keine Sinn die normalen Segment zu nutzen, die sind für E-bikes teilweise total uninteressant und die wo interessant wären fehlen. Hier muss die E-Bike community einfach sel St ran und nicht nur Jammern. Bei uns in der Gegend funktioniert das übrigens super und es gibt fast genau so viele E-Bike Segment wie normale.

    2. Wow du sprichst mir aus der Seele. Genauso geht es mir auch. Ich bin mit meinem E-Bike sportlicher unterwegs als mind 50 % aller normalen Rad – und Rennrad Fahrer. Aber nichts was ich tue gilt bei Strava als „Sport“. Ich finde das sehr frustrierend.

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