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Hat es sich in Kopenhagen bald ausgerollert?

Mitten auf einer Treppe liegende E-Roller

Diskussionen rund um den Ausbau der Infrastruktur für Fahrräder und elektrisch unterstützte Kleinstfahrzeuge haben in Deutschland in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Mit Beginn der Corona-Pandemie hat sich dieses Phänomen zusätzlich verstärkt. Oftmals taucht in diesen Debatten eine Stadt als mehr oder weniger realistisches Vorbild für eigene Pläne auf: Kopenhagen. Dies könnte sich ändern. Vor einigen Tagen hat die dänische Hauptstadt den E-Rollern nämlich die rote Karte gezeigt.

Ab dem 1. Januar darf in den dicht bebautesten Vierteln Kopenhagens niemand mehr einen Elektroroller mieten oder parken. So lautet zumindest der Vorschlag der Bürgermeisterin für Technologie und Umwelt, Ninna Hedeager Olsen. Das beträfe die historische Innenstadt sowie die daran angrenzenden Stadtgebiete Østerbro, Vesterbro, Nørrebro und Christianshavn.

Rathaus von Kopenhagen

Rund um das Rathaus von Kopenhagen könnten E-Roller ab 2021 eine Seltenheit sein.

E-Scooter in mehrerer Hinsicht gefährlich

„Leider sind wir bei diesen Elektrorollern auf große Probleme gestoßen. Für Senioren ist es extrem schwierig, sich fortzubewegen, wenn sie einfach liegengelassen werden“, sagte Stadtrat Rune Dybvad dem dänischen Fernsehsender TV2. Einwohner von Kopenhagen hatten sich massiv bei der Stadt über den achtlosen Umgang mit den E-Scootern beschwert und ein Verbot gefordert. Unterstützer des Vorhabens verwiesen zudem auf Gefahren, die von den Nutzern während der Fahrt ausgingen. Im zurückliegenden Sommer hatte die Polizei der Stadt an einem Wochenende 28 Personen angehalten, weil sie betrunken oder bekifft auf Rollern unterwegs waren.

Primär dreht sich die Auseinandersetzung jedoch um die Frage, wie sich der begrenzte öffentliche Raum am besten gemeinschaftlich nutzen lässt. Auch dafür bringt Bürgermeisterin Ninna Hedeager Olsen eine Variante ins Spiel. Bänke und andere Sitzgelegenheiten im Freien wären aus ihrer Sicht bessere Alternativen.

Bis zur endgültigen Entscheidung vergeht noch etwas Zeit. Zuvor muss die Bürgervertretung dem Antrag stattgeben. Angeblich wird er jedoch von einer breiten Mehrheit unterstützt.

Radfahrer im Kopenhagener Stadtviertel Christianshavn

Vielleicht bald wieder komplett unter sich: Radfahrer im Kopenhagener Stadtviertel Christianshavn.

Umgang mit E-Scootern weltweit diskutiert

Das komplette Aus für die derzeit in Kopenhagen operierenden Verleiher Lime, Tier und Voi würde dies nicht bedeuten. Außer in den genannten Gebieten könnten Menschen weiterhin E-Roller mieten und parken. Das Zurückbringen wäre künftig vermutlich allerdings nur in einer Verleih-Filiale möglich. Schon jetzt gilt ein Parkverbot für das historische Zentrum rund um das Rathaus und die angrenzenden Viertel.

Allein steht Kopenhagen mit seiner Kontroverse zum Thema E-Roller aktuell nicht. Schon im Februar hat die kanadische Hauptstadt Montreal E-Roller komplett aus der Stadt verbannt. In der rumänischen Stadt Cluj hat die Stadtverwaltung gerade selbst eine öffentliche Debatte über den Umgang mit den dieser Form der „Shared mobility“ angestoßen. Auch an vielen anderen Orten treten weltweit immer wieder Probleme auf. Oftmals stellen Verleihanbieter ihre Gefährte zur Verfügung, ohne das Kommunen vorher dazu begleitenden Regelungen erlassen konnten.

Kopenhagen – Benchmark in Sachen Fahrradnutzung

In Kopenhagen könnte die Verbannung der E-Scooter für einer Entlastung der Fahrradwege und damit auch unter den Fahrradfahrenden für Erleichterung sorgen. Die Stadt gilt als Paradebeispiel für die Nutzung des Bikes im urbanen Raum. Hier ein paar Fakten, warum:

  • Für den Weg zur Arbeit, zur Uni, zur Schule und zur Ausbildungsstätte nutzen 44 Prozent der Menschen ein Fahrrad.
  • An beinahe jeder größeren Straße gibt es einen auch baulich abgetrennten Fahrradweg.
  • Ein Viertel aller Familien, die zwei oder mehr Kinder haben, besitzen in Kopenhagen ein Lastenfahrrad.
  • Seit 2009 hat die Stadt rund 1,5 Milliarden DKK in die Fahrradinfrastruktur investiert. Das entspricht mehr als 200 Millionen Euro.
  • Über die Königin-Alexandrine-Brücke fahren täglich rund 40.000 Fahrräder.
  • Zwei Drittel aller Schulkinder fahren mit dem Fahrrad zur Schule oder gehen zu Fuß.

 

 

Bilder: Pixabay; Gundersen @ www.kk.dk; Ursula Bach @ www.kk.dk

2 Gedanken zu „Hat es sich in Kopenhagen bald ausgerollert?“

  1. Ärgerlich.
    Wir wollen gerade vom Motorrad auf E-Scooter umsteigen, da man damit dann doch noch deutlich flexibler unterwegs ist.
    Stellt sich die Frage ob sich die Diskussionen um alle E-Scooter drehen oder nur um die aus der Vermietung; Dass diese ständig achtlos irgendwo rumstehen oder liegen ist überall ein Problem. Gehört einem schließlich nicht und der Eigentümer kontrolliert oder sanktioniert ein Fehlverhalten ja auch nicht wirklich. Geht mir auch tierisch auf den Senkel.

    Bei privaten Scootern sehe ich das hingegen anders. Kann mir nicht vorstellen, dass die Problematik hier schlimmer ist als auch bei privaten Fahrrädern. Diese werden in der Regel angeschlossen, was wiederum nur an bestimmen Stellen geht.
    Auch wird ein Fahrer eines privaten E-Scooters diesen öfter benutzen und somit erfahrener im Umgang sein.

    Eine Entlastung des Fahrradweges ist alles Argument hingegen auch eher lächerlich. Wer nicht Scooter fahren darf, fährt dann hingegen vielleicht eher Pedelec. An der Anzahl der Gefährte auf dem Radweg ändert es dann nichts.

  2. Wird Zeit dass man auf die Ignoranz der ist reagiert. Schade dass es immer wieder die volldeppen sind die eine gute Idee konterkarieren! Aber der aktuelle Zustand in deutschen Großstädten ist nicht mehr tragbar!

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