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E-Bikes für schwere Menschen – oder besser: Besonders belastbare E-Bikes

E-Bikes für schwere Menschen

E-Bikes sind für alle da. Für Alt und Jung, Groß und Klein, Arm und Reich, für Menschen jeder Hautfarbe jeden Geschlechts aus jedem Teil unserer Erde. Theoretisch. Praktisch stößt diese idealistische Vorstellung schnell an gewisse Grenzen. Einige davon haben direkt mit unseren Körpereigenschaften zu tun. Für sehr großgewachsene Menschen stellt es eine gehörige Herausforderung dar, zu einem für sie im wahrsten Sinne des Wortes passenden E-Bike zu kommen. Und gleiches gilt für Menschen, die – mitunter vorschnell – als schwer, dick oder übergewichtig bezeichnet werden.

Wenn wir über E-Bikes für schwere Menschen reden, meinen wir eigentlich E-Bikes für Meschen die etwas schwerer sind als … ja, als was oder wer denn genau? Entscheidend ist nicht der bloße Umstand, dass einige Menschen schwerer als andere Menschen sind. Als Gradmesser kommt stattdessen die Betriebserlaubnis für E-Bikes ins Spiel. Und diese ist an konkrete Vorgaben gebunden. Aber was heißt das genau? Und wie finden schwere Menschen – oder besser – Menschen mit einem höheren Körpergewicht ein für sie geeignetes E-Bike?

1. Was bedeutet „schwere Menschen“ im E-Bike-Kosmos?
2. Das maximal zulässige Gesamtgewicht eines E-Bikes
3. Warum solltest du diese Vorgabe einhalten?
4. Wo findest du die Information zur Belastbarkeit des E-Bikes?
5. Bedeutet schwer gleich schwere Menschen und wie schwer ist zu schwer?
6. Wie geht die Fahrradindustrie mit dem Gewichtslimit am E-Bike um?
7. Erfordern E-Bikes mit hoher Traglast spezielle Rahmenkonstruktionen?
8. Welches Rahmenmaterial kommt zum Einsatz?
9. Welchen Anforderungen unterliegen die verbauten Komponenten?
10. Braucht ein E-Bike für schwere Menschen einen besonders kräftigen Motor?
11. Ausgewählte E-Bikes für schwere Menschen

1. Was bedeutet „schwere Menschen“ im E-Bike-Kosmos?

Um es gleich vorwegzunehmen: Schwer bedeutet weder übergewichtig noch fettleibig, wenn wir darüber sprechen, wer welches E-Bike fahren darf und wer eben nicht. Ob hier jemand als schwer gilt und ab welchem Gewicht aus „schwer“ „zu schwer“ wird, ergibt sich aus der Relation des eigenen Körpergewichts zum maximal zulässigen Gesamtgewicht des E-Bikes. Also dröseln wir beide Faktoren einmal in Ruhe auf.

2. Das maximal zulässige Gesamtgewicht eines E-Bikes

Für das maximal zulässige Gesamtgewicht eines E-Bikes gibt es eine relativ einfach verständliche und weitläufig anerkannte Definition. Ernst Brust, Gründer und langjähriger Geschäftsführer des Prüflabors Velotech sowie öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Mikromobilität der IHK Würzburg-Schweinfurt hat auf dem Branchenmagazin „Velobiz“ einmal folgende Formulierung gewählt: „Das zulässige Gesamtgewicht ist das maximale Gesamtgewicht, das ein Fahrrad oder Pedelec tragen kann, einschließlich Fahrer, Gepäck und Zubehör.“

Wenn wir diese Auflistung etwas feiner aufgliedern, ergeben sich folgende Punkte, die unter dem maximalen Systemgewicht zwingend hinzugezählt werden müssen:

  • Gewicht des E-Bikes
  • Körpergewicht der Fahrenden
  • am Körper getragene Ausstattung wie Bekleidung, Helm, Protektoren, etc.
  • Gewicht des kompletten Gepäcks wie Verpflegung, Ladegerät, Werkzeug, Ersatzteile, etc.
  • Gewicht ungebremster Anhänger inklusive deren Inhalt

Jedes in Europa zugelassene E-Bike ist für ein bestimmtes zulässiges Gesamtgewicht freigegeben. Wer sein E-Bike während der Fahrt über diesen Wert hinaus belastet, riskiert die eigene Gesundheit, unter Umständen auch die weiterer Personen, und verliert nebenbei jegliche Haftungsansprüche, falls in der Folge jemand zu Schaden kommt.

Übersicht vom Fahrradhersteller Kalkhoff zur möglichen Aufteilung des maximal zulässigen Gesamtgewichts für E-Bikes
Wie unterschiedlich sich das maximal zulässige Gesamtgewicht eines E-Bikes je nach Einsatzweck aufteilen kann, verdeutlicht diese Übersicht von Kalkhoff.

3. Warum solltest du diese Vorgabe einhalten?

Hat der Rahmen eines E-Bikes oder eine der verbauten Komponenten von einer Überbelastung einen Schaden davongetragen, fällt euch das nicht unbedingt sofort ins Auge. Solche Schäden können sich schleichend entwickeln, ohne dass eine Delle oder ein Riss darauf hinweisen. Bricht tatsächlich ein Teil und führt dies zu einem Unfall, kommt die Versicherung ins Spiel. Und diese wird fragen, ob ihr das jeweils gültige zulässige Gesamtgewicht beachtet habt. War dem nicht so, könnt ihr den Hersteller für den entstandenen Schaden nicht mehr haftbar machen und verliert die Herstellergarantie.

Um euch ein betriebssicheres E-Bike zur Verfügung zu stellen, hat der E-Bike-Hersteller den Rahmen gezielt mit bestimmten Komponenten ausgestattet und von Laboren testen und zertifizieren lassen. Das Ok von Prüfinstituten ist jedoch an bestimmte Limitierungen geknüpft. Wer sich darüber hinwegsetzt, steht am Ende für die Folgen persönlich gerade.

4. Wo findest du die Information zur Belastbarkeit des E-Bikes?

Am liebsten würden wir euch an dieser Stelle raten, einfach auf der Produktwebseite des jeweiligen E-Bike-Herstellers im Internet nachzuschauen. Leider gibt es auch heute immer noch Firmen, die das maximal zulässige Gesamtgewicht dort nicht angeben. Oder die Angabe etwas versteckt platzieren. Prominentes Beispiel für den zweiten Fall ist Riese & Müller. Dort werdet ihr erst fündig, wenn ihr euch von der entsprechenden Produktseite bis hin zum Konfigurieren der Modelle durchgeklickt habt.

Gibt die Produktbeschreibung diesbezüglich nichts her, haltet nach der Bedienungsanleitung Ausschau. Mitunter prangt auch ein entsprechender Aufkleber direkt am E-Bike. Alternativ hilft meist auch eine Nachfrage an den Fachhandel in eurer Nähe.

Manche Marken weisen bestimmte E-Bikes speziell für schwere Menschen beziehungsweise als Modelle mit besonders hohem zulässigem Gesamtgewicht aus. Mitunter geschieht dies ganz einfach über den Produktbezeichnung. Bei KTM begegnet euch die Erweiterung um den Zusatz „XL“. Kalkhoff ergänzt etwa den Modellnamen um ein Pluszeichen. Dies betrifft E-Bikes, bei denen der Wert immerhin standardmäßig bei 170 Kilogramm liegt. Auch Qio arbeitet mit dem Plus und stellt so sein Qio Eins+ P-E gegenüber dem Rest des Sortiments heraus. Das Plus-Modell besitzt eine härtere Feder in der Sattelstütze, robustere Pedalen sowie einen stabileren Lenker.

Frau auf E-Bike mit Anhänger
Ungebremste Fahrradanhänger, zum Beispiel für den Transport von Hunden, zählen zum maximal zulässigen Gesamtgewicht eines E-Bikes mit hinzu.

5. Bedeutet schwer gleich schwere Menschen und wie schwer ist zu schwer?

An der Definition des maximal zulässigen Gesamtgewichts lässt sich ablesen, dass es auf diese Frage keine allgemeingültige Antwort geben kann. Vielmehr hängt sie zwangsläufig von den genannten Faktoren ab. Eine zentrale Rolle nimmt dabei das jeweilige E-Bike und dessen technische Freigabe ein. Gestattet diese eine Belastung mit einem Gewicht von bis zu 200 Kilogramm eröffnen sich so ganz andere Freiräume als bei einer Limitierung auf beispielsweise 120 Kilogramm.

Nach unserem Wissen ermittelt keine Institution weltweit das durchschnittliche zulässige Gesamtgewicht der in Deutschland verkauften E-Bikes. Falls doch, würden sich wohl selbst unter den verschiedenen Gattungen an E-Bikes wie E-Mountainbikes, E-Rennrädern, E-Trekkingrädern, urbanen E-Bikes, City-E-Bikes, E-Lastenfahrrädern und anderen deutliche Unterschiede zeigen. Das liegt unter anderem an den jeweiligen verwendeten Rahmenmaterialien, verbauten Komponenten und anvisierten Einsatzzwecken. Zur Einordung genügt ein beispielhafter Blick auf das aktuelle Modelljahr 2025 des österreichischen E-Bike-Herstellers KTM. Dort reicht die Spanne von 108 Kilogramm für das KTM Macina Urbanator SX, ein vollausgestattetes sportives E-Fitnessbike, bis zu 175 Kilogramm für das KTM Macina City 820 XL, ein besonders stabiles City-E-Bike.

Mann mit einem E-Bike vor einem Blumenladen
Selbst unter den kompakten E-Bikes gibt es Modelle, bei denen allein schon das Gewicht der Fahrenden bis zu 150 Kilogramm betragen darf.

So viel wiegen die Deutschen im internationalen Vergleich

Aus Statistiken wissen wir immerhin, wie schwer zum Beispiel die Menschen in Deutschland sind. Laut der Online-Plattform Statista betrug 2021 das durchschnittliche Gewicht von Frauen in Deutschland 69,2 Kilogramm. Bei Männern waren es durchschnittlich 85,8 Kilogramm. Damit treffen die Männer ziemlich genau den Mittelwert, den die Webseite laenderdaten.info für ganz Europa angibt. Dies sind 85,2 Kilogramm. Bezogen auf die Frauen fällt der Unterschied etwas größer aus. Hier beträgt der Mittelwert 70,45 Kilogramm. Diese Daten gehen auf das Jahr 2022 zurück und beruhen auf einer Zusammenfassung wissenschaftlicher Studien, die von der NCD Risk Factor Collaboration ausgewertet und veröffentlicht wurden. Zum Vergleich: Für Nordamerika weisen die Daten ein durchschnittliches Körpergewicht von 88,6 Kilogramm für Männer und 76,8 Kilogramm für Frauen aus.

Ob hinter diesen Angaben ein trainierter, übergewichtiger oder fettleibiger Mensch steht, verrät die Statistik nicht explizit. Für das Fahren mit dem E-Bike ist das am Ende auch irrelevant. Den Ausschlag gibt das Gesamtgewicht aller Faktoren. In dieser Rechnung ist das Körpergewicht nur einer von mehreren Punkten. Und das E-Bike unterscheidet nicht, wie dieses Gewicht zustande kommt, welcher Lebensstil oder auch welche Erkrankung dahintersteht.

Aus ärztlicher Sicht lässt sich zumindest festhalten, dass E-Bike-Fahren gerade für Personen mit einem erhöhten Körpergewicht gesundheitsfördernd sein kann. Durch die zusätzliche Motorunterstützung lässt sich die Belastung während der Fahrt sehr gut steuern und gezielt eine Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems sowie die Energiegewinnung aus Fetten anvisieren. Gleichzeitig sorgt diese Form des Kalorienverbrauchs für eine gelenkschonende Art der Fortbewegung, die zusätzlich dem mentalen Wohlbefinden guttut.

Frau und Mann mit E-Bikes vor einem Wohnmobil
Ein Urlaub mit Wohnmobil und E-Bikes eröffnet Menschen mit einem höheren Körpergewicht tolle Möglichkeiten, sich auf gesunde Weise ausdauernd an der frischen Luft zu bewegen.

Einteilung anhand des Body-Mass-Index

Ob ihr in die Kategorie für Übergewicht oder Fettleibigkeit fallt, kann ganz grob am Body-Mass-Index (BMI) abgeschätzt werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO ordnet Erwachsene mit einem BMI von 25 bis 30 als übergewichtig ein. Alles darüber gilt als fettleibig. Aber wie gesagt, dieser Richtwert besitzt nur eine begrenzte Aussagefähigkeit. Schließlich richtet er sich streng nach dem Verhältnis von Körpergröße und Gewicht und schließt wichtige Faktoren wie Alter und Geschlecht aus. Gleichfalls kann er weder zwischen Muskelmasse und Fettmasse differenzieren, noch berücksichtigt er, an welchen Körperstellen das Fett eingelagert ist. Wer seinen Gesundheitszustand genauer bewerten möchte, kann Tabellen konsultieren, die den BMI im Zusammenhang mit dem Taillenumfang betrachten. Alternativen zum BMI stellen etwa das Verhältnis aus Taille und Hüfte oder das aus Taille und Körpergröße dar.

Wie hoch ist der Fettanteil am Körpergewicht?

Der Taillen-Hüft-Quotient, auch Waist-to-Hip-Ratio oder kurz WHR genannt, sagt zum Beispiel etwas über die Körperfettverteilung aus. Ein inzwischen weiter verbreitetes Hilfsmittel zur Ermittlung des Anteils von Körperfett am eigenen Körpergewicht sind digitale Personenwaagen. Bestimmte Modelle nutzen die elektrische Impedanzmessung und zeigen euch so Körperfettanteil an. Behaltet aber dabei im Hinterkopf, dass es sich erneut nur um einen gröberen Richtwert handelt, der nicht an anspruchsvollere Messmethoden wie eine Haut-Dicken-Messung heranreicht.

Das Fahrradmagazin „Bicycling“ gibt eine Hilfestellung bei der Einordnung der Werte, die euch eine solche Waage anzeigt. Demnach empfiehlt sich für Männer ein Körperfettanteil von weniger als 21 Prozent, während bei Frauen der Wert unter 31 Prozent liegen sollte.

Laut Bicycling nutzen Gesundheitsexperten folgende detailliertere Einteilung:

Körperfettanteil bei Männern:

  • essentielles Fett: < 5 Prozent
  • Athleten: 5 bis 10 Prozent
  • allgemeine Fitness: 11 bis 14 Prozent
  • gute Gesundheit: 15 bis 20 Prozent
  • Übergewicht: 21 bis 24 Prozent
  • zu hoch: > 24

Körperfettanteil bei Frauen:

  • essentieller Fettanteil: < 8 Prozent
  • Sportler: 8 bis 15 Prozent
  • allgemeine Fitness: 16 bis 23 Prozent
  • gute Gesundheit: 24 bis 30 Prozent
  • Übergewicht: 31 bis 36 Prozent
  • zu hoch: > 37

6. Wie geht die Fahrradindustrie mit dem Gewichtslimit am E-Bike um?

Im Beitrag haben wir das durchschnittliche Körpergewicht eines in Deutschland ansässigen Mannes von 85,8 Kilogramm genannt. Um zu veranschaulichen, wie sich das in der Wahl eines passenden E-Bikes niederschlägt, runden wir es auf 86 Kilogramm auf. Angenommen der Mann möchte sich ein Trekking-E-Bike anschaffen. In seiner Suche stolpert er über das KTM Macina Gran 610. Dieses Modell hat 2024 in einem Test der Stiftung Warentest als bestes Trekking-E-Bike abgeschnitten. Der Mann beschließt dieses Fahrrad zu kaufen.

Wir beglückwünschen ihn zu seiner Wahl und stellen eine Beispielrechnung an. Hersteller KTM nennt 147 Kilogramm als das dazugehörige maximal zulässige Gesamtgewicht. Davon gehen 27,6 Kilogramm für das Gewicht des E-Bikes selbst ab. Sagen wir 28 Kilogramm, da viele Hersteller das Gewicht ohne Pedalen ermitteln. Aber ohne Pedalen macht die mehrtägige Fahrradreise nicht einmal halb so viel Spaß. 😉 Außerdem haben wir das Gewicht des Mannes von 86 Kilogramm. Bleiben für den Moment 33 Kilogramm übrig. Diese verteilen sich auf die Kleidung unseres fiktiven Käufers, zwei große Gepäcktaschen, den Inhalt mit weiteren Reiseklamotten, einem Ladegerät, etwas Verpflegung, das nötigste Werkzeug, Waschutensilien sowie weitere Kleinteile. Wenn er umsichtig packt und keine Temperaturschwankungen von 30 Grad einkalkulieren muss, klingt das nach einer lösbaren Aufgabe.

Gemengelage zwischen unproblematisch und problematisch

Allerdings verdeutlicht das Szenario mindestens drei potenzielle Probleme:

  1. Unser Käufer bringt das Durchschnittsgewicht mit, das zusammen mit der Durchschnittskörpergröße von rund 179 Zentimetern einem BMI von nicht ganz 27 entspricht. Nach Angaben von Statista wiesen 2021 jedoch 18,7 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe einen BMI von 30 und höher auf. Es braucht also nicht viel Fantasie, dass aus den 86 Kilogramm schnell 96 Kilogramm werden.
  2. Das durchschnittliche Körpergewicht der Frauen liegt mit 69,2 Kilogramm wesentlich unter dem der Männer. Folglich stellt sich die Situation für Frauen gewöhnlich entspannter dar.
  3. Mit einem anderen E-Bike, dass dennoch für eine solche Radreise genauso gut geeignet wäre, sähe die Sache merklich anders aus. Vielleicht entscheidet sich unser Käufer am Ende für das KTM Macina Sport SX Prime, weil er Carbon als Rahmenmaterial mag, elektronisch schalten möchte und mit dem Bosch Performance Line SX bestens auskommt. In dem Falle sinkt das Gewicht des Fahrrades auf rund 17 Kilogramm. Gleiches gilt jedoch für das maximal zulässige Gesamtgewicht, dass dann nur noch 121 Kilogramm beträgt – im Verhältnis also deutlich stärker sinkt als das Gewicht des E-Bikes. Aus 33 Kilogramm Spielraum werden somit nur noch 18 Kilogramm.

Erschwerend kommt hinzu: Bestimmte E-Bikes weisen ein höheres maximal zulässiges Gesamtgewicht auf. Im Kleingedruckten findet sich jedoch die Einschränkung, dass das Körpergewicht der Fahrenden trotzdem eine bestimmte Marke, etwa 120 Kilogramm, nicht überschreiten darf.

Bleiben wir noch kurz bei KTM. In dem Katalog für die Saison 2025 listet der Hersteller 194 verschiedene E-Bikes auf. Bei neun von ihnen beträgt das maximal zulässige Gesamtgewicht 150 Kilogramm oder mehr. Unter den neun Modellen befinden sich drei Ausführungen des KTM Macina Multi, einem E-Lastenfahrrad. Klammern wir diese aus, bleiben sechs vom Typ her „gewöhnliche“ Pedelecs übrig. Das entspricht einem Anteil von 3,1 Prozent. Zweifellos steht dies in krassem Kontrast zu dem Anteil der Menschen in der Bevölkerung, die potenzielle Interessenten für ein solches E-Bike wären. Bei anderen E-Bike-Herstellern, die mit ihrem Sortiment beinahe alle Typen an E-Bikes abdecken, fiele das Ergebnis vermutlich ähnlich aus.

E-Bikes von KTM mit maximal zulässigem Gesamtgewicht von mehr als 170 kg:

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7. Erfordern E-Bikes mit hoher Traglast spezielle Rahmenkonstruktionen?

In aller Regel unterscheiden sich E-Bikes mit einem höheren zulässigen Gesamtgewicht nicht offensichtlich von anderen E-Bikes. Hin und wieder finden sich kleine Zusatzstreben an entscheidenden Regionen des Rahmens, wie zum Beispiel in der Nähe des Tretlagers, die dem Rahmen eine größere Stabilität verleihen. Andere Änderungen bleiben dagegen unentdeckt. Wer mal die Rahmenrohre zweier entsprechend verschiedener Pedelecs durchsägen würde, könnte feststellen, dass die Wandstärken und Durchmesser voneinander abweichen. E-Bikes für schwere Menschen weisen oftmals dickere Wandstärken und größere Durchmesser auf. Ein weiteres Detail, mit dem sich die Belastbarkeit eines Fahrradrahmen erhöhen lässt, ist das Arbeiten mit verstärkten Schweißnähten.

8. Welches Rahmenmaterial kommt zum Einsatz?

Aluminium und Stahl beziehungsweise Chrommolybdän dominieren, wenn es um die Fertigung des Rahmens für ein E-Bike geht, dessen zulässiges Gesamtgewicht möglichst hoch liegen soll. Gleichzeitig trefft ihr in dieser Kategorie tatsächlich seltener auf Carbon. Eine wirkliche Materialfrage steckt nicht hinter dieser Entscheidung. Ein E-Lastenfahrrad wie das Sane von Maniac & Sane mit seinem Carbonrahmen beweist, dass bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 200 Kilogramm und einer erlaubten Zuladung von 100 Kilogramm aus Gründen der Stabilität nicht zwangsweise zu einem anderen Stoff gegriffen werden muss. Entscheidender dürften Gründe wie der eigentliche Fertigungsprozess sowie Materialkosten sein.

9. Welchen Anforderungen unterliegen die verbauten Komponenten?

Entspricht der Rahmen den Anforderungen für eine hohe Belastung, ist dies nur die halbe Miete. Schließlich bedeutet ein besonders widerstandsfähiger Rahmen nicht automatisch, dass auch alle weiteren Komponenten damit Schritt halten. Folgende strukturell relevanten Bauteile stehen hier im Fokus:

  • Achsen
  • Bremsen
  • Dämpfer
  • Gabel (gefedert oder starr)
  • Laufräder (inklusive Speichen und Felgen)
  • Lenker
  • Naben
  • Reifen
  • Sattelstütze
  • Vorbau

Von Laufrädern wird zum Beispiel gefordert, dass sie mehrfach gedrückt werden und eine hohe Speichenspannung aufweisen. Dies lässt sich sowohl über eine Montage per Hand als auch über eine maschinelle Fertigung sicherstellen. In Bezug auf die Reifen wird gern zu breiteren Modellen mit verstärkten Seitenwänden gegriffen, die zudem besser vor einer Panne schützen. Mit dem höheren Gesamtgewicht der E-Bikes erhöht sich gleichzeitig das abzubremsende Gewicht. Deshalb führt an solchen Modellen an sich kein Weg an hydraulischen Scheibenbremsen mit vier Bremskolben vorbei, die im Idealfall vorn und hinten jeweils einen Scheibendurchmesser von 203 Millimeter oder mehr mitbringen.

Frau auf einem E-Bike fahrend
Vorbau und Lenker gehören zu den Komponenten, die neben dem Fahrradrahmen speziell auf eine höhere Gewichtsbelastung ausgelegt sein müssen, damit ein E-Bike die Zulassung für ein höheres Gesamtgewicht erhält.

10. Braucht ein E-Bike für schwere Menschen einen besonders kräftigen Motor?

Lange Zeit galt: Ein E-Bike, das größere Massen bewegen soll, braucht unbedingt einen kräftigeren Motor. Diesen Rat kann man heute getrost ignorieren. Erstens könnt ihr nur in Ausnahmefällen bei ein und demselben E-Bike entscheiden, mit welchen Motor ausgestattet ihr das Modell fahren möchtet. Zweitens achten die Fahrradhersteller bereits auf dieses Kriterium und wählen eher einen zu kräftigen statt zu schwachen Motor. Drittens ist die Entwicklung inzwischen so fortgeschritten, dass es kaum noch einen Mittelmotor oder einen Hinterradnabenmotor geben dürfte, der ein Gesamtgewicht von 200 Kilogramm nicht von der Stelle bewegt.

Unser Tipp: Achtet vielmehr auf den im E-Bike integrierten Akku. Denn eine größere zu bewegende Masse fordert den Antrieb definitiv stärker, was am Ende die Reichweite sinken lässt. In Kombination mit einem Full-Power-Motor erscheint eine Kapazität von 625 Wattstunden oder mehr durchaus ratsam. Ob dies ein Akku allein stemmt oder dank Optionen wie der DualBattery von Bosch oder einem Range Extender zwei Akkus sich die Aufgabe teilen, macht höchstens mit Blick auf das Aufladen einen Unterschied.

Frau mit höherem Körpergewicht fährt auf einem urbanen E-Bike
Ältere Modelle wie dieses Victoria eUrban 13.8 aus dem Jahr 2021 zeigen, dass als Motor auch herkömmliche Mittelmotoren mit einem Drehmoment von 65 Newtonmeter an E-Bikes für schwere Menschen vollauf genügen können.

11. Ausgewählte E-Bikes für schwere Menschen

Im Verhältnis zu „normalen“ E-Bikes sind E-Bikes mit einem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 170 Kilogramm und mehr stark unterrepräsentiert. Insgesamt ergeben sie trotzdem eine stattliche Summe, die wir hier nicht ansatzweise vollständig aufzählen können. Für euch haben wir deshalb gezielt Modelle herausgepickt, über die wir bereits berichtet haben oder die wir selbst fahren konnten.

Hardtail-E-Mountainbike

  • KTM Macina Team 892 XL
  • KTM Macina Team XL

E-Trekkingbike

  • KTM Macina Style 820 XL
  • KTM Macina Style XL
  • Riese & Müller Multicharger2 GT

E-Citybike

E-Kompaktfahrrad

  • Qio Eins+ P-E

Kompaktes Longtail E-Lastenfahrrad

Im Beitrag erwähnte E-Bikes

Bilder: Bergamont Fahrrad Vertrieb GmbH; Convercycle Bikes GmbH; Flyer AG; Hermann Hartje KG; KTM AG; Mobility Holdings Ltd.; Moustache Bikes SAS Cycle Me; Riese & Müller GmbH

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