Woran wird deutlich, dass eine Nische nicht länger eine Nische ist? Nun, zum Beispiel daran, dass Marktführer reagieren und ihr reguläres Sortiment um das erweitern, was bisher eher nur am Rande eine Rolle spielte. Lastenfahrräder mit elektrischem Antrieb befinden sich längst mittendrin in einem solchen Transformationsprozess. Beweis gefällig? Auch Trek wendet sich dieser Fahrradkategorie zu – und das gleich mit einem Doppelpack.
1. Trek Fetch+ 2: Wenn der Gepäckträger das wichtigste Teil am Fahrrad ist
2. Trek Fetch+ 4: Alle wollen mit
Anscheinend hat sich der Hersteller gesagt: Wennschon, dennschon. Denn als halbe Sache lässt sich die Vorstellung des Fetch+ 2 und des Fetch+ 4 nun wahrlich nicht abtun. Gemäß dem Klischee der US-Amerikaner gehen sie gleich all in. Was aber keineswegs mit kopflos verwechselt werden darf. Unmissverständlich folgen beide Modelle einer ganz klaren Marschroute. Und die zielt auf fahrradbegeisterte Familien ab, die sich in einem eher groß- statt kleinstädtischen Umfeld bewegen und das Auto vermehrt in der Garage stehenlassen möchten. Nach eigener Aussage drehte sich während der Entwicklung der Neuheiten bei Trek so gut wie alles um das Befördern von Kindern. Daher richten wir in dem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf diesen Aspekt.
1. Trek Fetch+ 2: Wenn der Gepäckträger das wichtigste Teil am Fahrrad ist
Fetch+ 2 und Fetch+ 4 – bereits die Zahl steht im direkten Zusammenhang mit den Passagieren. Auf dem Fetch+ 2 könnt ihr zwei Kinder mitnehmen, während im Fetch+ 4 sogar vier ausreichend Platz finden. Beim Trek Fetch+ 2 handelt es sich um ein Longtail, sprich ein kompakteres Lastenfahrrad, dessen Hinterbau verlängert und verstärkt ist. Kindersitze, eine Sitzbank oder große Packtaschen – all das nimmt der große hintere Gepäckträger auf. Gleichzeitig rollt das Fahrrad auf 20 Zoll kleinen Laufrädern an. Dadurch bleibt es sehr wendig und lässt sich trotz eines Leergewichts von 31 Kilogramm recht leichtgängig fahren.
Sind die Kinder noch jünger, sitzen sie in maximal zwei hintereinander angeordneten Kindersitzen. Die Sitze stammen nicht vom Hersteller selbst, die müsst ihr euch anderweitig besorgen. Zwei Modelle werden als kompatibel aufgeführt: der Yepp Maxi von Thule und der Dash von Burley. Werden die Kinder älter und damit größer, könnt ihr zu einer Kombination aus Rückenlehne und zwei Sitzkissen wechseln. In beiden Fällen bietet sich das Anbringen eine optionalen Reling an, die bei Trek „Safari Bar“ heißt. An der finden die Passagiere zusätzlichen Halt. Zudem ist die Reling an vier Punkten mit Aufnahmen für Flaschenhalter versehen. Gerade auf längeren Touren und bei wärmeren Temperaturen erweist sich dies schnell als äußerst nützliches Detail.
Schutz und Behältnis in einem
Damit die Kinder sicher auf das Lastenrad steigen können und wieder davon herunter, führt an sich kein Weg an Fußstützen vorbei. Am Fetch+ 2 erfüllen sie noch einen zweiten Zweck. Sie stützen gleichzeitig große Packtaschen, die ihr links und rechts an dem Gepäckträger befestigen könnt.
Treffender wäre es, von Boxen statt Taschen zu sprechen. Schließlich sind sie aus PVC-freiem Kunststoff gefertigt und entsprechend starr. In die Boxen können die Passagiere bequem ihre Beine baumeln lassen. Auf diese Weise geraten diese auch nicht in die Speichen. Das verhindert die innere Seitenwand der Box. Mit den Beinen und vor allem Schuhen in der Box, wird jedoch Dreck zum Thema. Dem begegnet ihr vielleicht am einfachsten mit etwas Wasser. Schließlich lässt sich die Plastik problemlos abspülen. Durch kleine Löcher im Boden der Boxen fließt das Wasser ab. Gleiches gilt für Regenwasser.
Wo Kinderbeine drinstecken, bleibt natürlich weniger Platz für Dinge, die transportiert werden wollen. Ausgleich dafür eröffnen die Taschen – beziehungsweise Boxen – für das Vorderrad. Trek hält ein Paar davon als eine Art Front-Roller bereit. Verständlicherweise fallen die kleiner aus und nehmen weniger Last auf. Pro Box sind es immerhin 11,2 Liter oder 4,5 Kilogramm an Gewicht. Bei den großen Boxen liegen die Werte mit 44 Liter und 36 Kilogramm deutlich höher. Bemerkenswerterweise könnt ihr alle Boxen als auch die Schutzbleche in vier verschiedenen Farben erhalten: blau, grün, schwarz und orange. Zusammen mit den drei verfügbaren Rahmenfarben Blue Sage, Galactic Grey und Lava ergeben sich so jede Menge unterschiedlicher Farbkombinationen. An der Stelle lässt sich nach Herzenslust experimentieren.
Vieles möglich – aber nicht alles
Bei alledem solltet ihr jedoch die Zahlen im Auge behalten. Zwei Kinder auf dem Gepäckträger, zwei riesige und zwei kleinere Transportboxen. Da kommt ganz schnell ziemlich viel Gewicht zusammen. Zudem bringt das Fetch+ 2 selbst ein paar Kilogramm mit. Als Obergrenze könnt ihr euch die 200 Kilogramm für das maximal zulässige Gesamtgewicht merken. Davon gehen die bereits erwähnten mindestens 31 Kilogramm für das Fahrrad sowie euer Körpergewicht ab. Die übrigen Kilogramm verteilen sich dann vorn und hinten. Je nachdem, mit wie vielen Passagieren oder Transportgut ihr unterwegs seid.
Angetrieben wird das Fetch+ 2 von euch – und einem Smart System von Bosch. Als Motor hat Trek sich für den Performance Line CX mit dem bekannten Drehmoment von 85 Newtonmetern entschieden. In dem überzeugend schlicht gehaltenen Aluminiumrahmen des Fahrrades schlummert ein Akku im Unterrohr. Leider handelt es sich dabei um den kleinsten PowerTube mit einer Kapazität von 500 Wattstunden. Die größere Version mit 750 Wattstunden hätte sicher auch etliche Fans gefunden. Immerhin hat Trek alle Voraussetzungen für die DualBattery-Option geschaffen. Sobald Bosch den finalen Schritt vollzieht, könnt ihr auf Wunsch einen zweiten Akku nutzen. Bei der Steuerung des Systems setzt Trek auf die LED Remote und kombiniert diese serienmäßig mit dem SmartphoneGrip. Als einzige Schaltvariante ist eine Kettenschaltung mit zehn Gängen von Shimano verbaut.
In der Grundausstattung kostet das E-Lastenfahrrad exakt 4.999 Euro. Wichtiges Zubehör wie Schutzbleche, Transportboxen und Fußstützen gehören nicht dazu. Das hat den Vorteil, dass ihr bei der Konfiguration zahlreiche Wahlmöglichkeiten habt. Allerdings kostet jeder Zusatz eben auch extra.
Trek Fetch+ 2 im Überblick
- Rahmen: Aluminiumrahmen mit hydrogeformten Rohren
- Motor: Bosch Performance Line CX
- Akku: Bosch PowerTube 500 Wh
- Display / Bedieneinheit: Bosch SmartPhone Grip / Bosch LED-Remote
- Antrieb: Shimano Deore
- Bremsen: Tektro HD-T737
- Traglast Fronttaschen: 9 kg
- Traglast Gepäckträger hinten: 72 kg
- Gewicht: 31 kg
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 200 kg
2. Trek Fetch+ 4: Alle wollen mit
Großfamilie. Sammeltaxi. Kinder und gleichzeitig jede Menge Gepäck. So lauten mögliche Motive, aus denen heraus sich jemand statt des Fetch+ 2 eher für ein Fetch+ 4 entscheiden könnte. Longjohn statt Longtail. Große Transportbox statt überdimensioniertem Gepäckträger. Ladebereich vor sich im Blick statt hinter dem Rücken. Abgesehen von allen Unterschieden richtet Trek den Fokus erneut auf die Anwendung in einem familiären Umfeld mit Kindern.
Die vor den Fahrenden platzierten Ladefläche wird komplett von der einer großen Transportbox dominiert, wie sie für diesen Typ Lastenfahrrad charakteristisch ist. Beachtliche 230 Liter beziehungsweise ein Gewicht von maximal 80 Kilogramm bewegt ihr damit von A nach B. Umgerechnet ergibt das vier Sitzplätze für Kinder. Zwei davon gehören als separate Kindersitze zur Serienausstattung. Zwei weitere Sitzplätze bietet eine optionale Sitzbank, die sich in der Front der Box installieren lässt. Alternativ könnt ihr dort auch eine Babyschale wie die von Maxi-Cosi anbringen. Selbst der hintere Gepäckträger ist für Lasten von maximal 27 Kilogramm zugelassen. Auch dort könnte folglich noch ein Kindersitz drauf. Entsprechend hoch ist das maximal zulässige Gesamtgewicht mit 250 Kilogramm angesetzt.
Longjohn mit bekanntem Pro und Contra
In der Box des Fetch+ 4 fühlen sich Kinder oftmals noch wohler als auf dem Gepäckträger eines Longtails. Die Sitze fallen komfortabler aus und lassen sich bezogen auf die Neigung verstellen. Es gibt Kopfstützen, an die sich der Nachwuchs anlehnen kann, wenn während der Fahrt die Augen plötzlich zufallen. Bewährte Fünf-Punkt-Gurte sorgen für die Stabilität und Sicherheit. Hinzukommt der kommunikative Aspekt. Erwachsenen fällt es wesentlich einfacher sich mit den Kindern zu unterhalten, ohne den Verkehr aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig können die Kinder bequemer miteinander interagieren. Und ist das Wetter mal nicht so prickelnd, hält ein Verdeck Regen, Wind oder Kälte erfolgreich ab.
Wie so oft, kommen auch in diesem Falle Vorteile nicht ohne Nachteile aus. Das Fahrgefühl auf einem solch großen Lastenrad weicht spürbar von dem eines herkömmlichen Fahrrades ab. Wer vorher noch nie auf einem Longjohn gesessen hat, sollte mit einer gewissen Zeit für die Eingewöhnung rechnen. Trotz der aus leichtem Kunststoff gefertigten Box und dem Aluminiumrahmen wiegt das Fetch+ 4 mächtige 75 Kilogramm. Dem Umgang mit dem Fahrrad erleichtert eine hochwertige Seilzuglenkung. Trek hat sie in einem Verhältnis von 1,3 übersetzt. Schlagt ihr den Lenker beispielsweise um 65 Grad ein, wird am Vorderrad daraus ein Einschlag von 85 Grad.
Spezialisten am Werk
Angesichts der puren Masse des Fahrrades als auch der möglichen Zuladung ist klar, dass Motor und Akku richtig gefordert sein werden. Der installierte Bosch Cargo Line ist bereits ein Exemplar aus der Generation des Smart System. Er ist exakt auf solche Belastungen getrimmt und wird vermutlich zuverlässig seinen Dienst verrichten. Im Grunde gilt dies ganz ähnlich für den PowerTube von Bosch mit seinen 750 Wattstunden. Allerdings ist er so an der Lenksäule des Fetch+ 4 montiert, dass nicht genügend Platz für die Aufnahme eines zweiten Akkus bleibt. Selbst perspektivisch ist DualBattery somit keine Option. Für den zugegebenermaßen beträchtlichen Preis von 7.999 Euro erhaltet ihr immerhin noch die stufenlose Automatikschaltung von Enviolo in der auf Lastenfahrräder ausgelegten Heavy Duty-Variante.
Trek Fetch+ 4 im Überblick
- Rahmen: Aluminiumrahmen mit hydrogeformten Rohren
- Federgabel: SR Suntour Mobie A32
- Motor: Bosch Cargo Line
- Akku: Bosch PowerTube 750 Wh
- Display / Bedieneinheit: Bosch SmartPhone Grip / Bosch LED-Remote
- Antrieb: Enviolo CVP Heavy Duty
- Bremsen: Tektro HD-T737
- Traglast Transportbox: 80 kg
- Traglast Gepäckträger hinten: 27 kg
- Gewicht: 75 kg
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 250 kg
Bilder: Trek Bicycle Corporation