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Neues vom Morelle E-Bike: Aufgeladen in 15 Minuten. Ausgeliefert Anfang 2026.

Morelle E-Bike 2025

Vor ziemlich genau zwei Jahren sendete Mountainbike-Legende Gary Fisher ein erstaunliches Lebenszeichen. Zusammen mit zwei Partnern gründete er die Marke Morelle und wollte erstmals ein E-Bike bauen. Nun präsentierte er unter der Sonne Kaliforniens auf dem Bike-Festival Sea Otter Classic den aktuellen Stand der Dinge. Und dieser verspricht das vollständige Aufladen des E-Bike-Akkus in weniger als 15 Minuten. Ein Akku mit mehr als 300 Wattstunden. Aufgeladen in einer Viertelstunde. 😮 Nur zum Mitschreiben. Auch sonst scheint die Neuheit fast jedes Versprechen einzulösen, das 2023 gegeben wurde.

Nach einer Aussage sind Gary Fischer und seine beiden Mitstreiter Michael Sinkula und Kevin Hays angetreten, um etwas zu realisieren, was bis vor wenigen Jahren noch der Quadratur des Kreises gleichgekommen wäre. Sie wollten ein E-Bike schaffen, das leicht ist, sich schnell laden lässt und dessen Bedienung sich im Idealfall von selbst erklärt. Von der Idee bis zur Umsetzung sollten zudem höchstens zwei Jahre vergehen. Dem US-Magazin „Bicycle Retailer and Industry News“ sagte Fisher, das Zusammenführen von Motor und Batterie habe länger gebraucht als angenommen. „Alle Grundlagen waren vorhanden. Wir hatten es nicht so eilig, um ein Stück Müll auf den Markt zu bringen.“ Im finalen E-Bike sehe man keinen Gamechanger. Dafür ein Modell, das definitiv die Gewohnheiten im Umgang mit einem E-Bike ändern könne.

1. Der Akku – Herzstück am Morelle E-Bike
2. Das weltweit beste Ladegerät?
3. Urbanes E-Bike mit noch offenen Fragen
4. E-Antrieb in Kooperation mit Bafang
5. Verkauf für Morelle E-Bikes gestartet
6. Morelle mit Idee für öffentliche Ladeinfrastruktur

1. Der Akku – Herzstück am Morelle E-Bike

Die Bemerkung zum geänderten Verhalten bezieht sich vor allem auf den Akku des E-Bikes von Morelle. Schließlich handelt es sich um keinen gewöhnlichen Lithium-Ionen-Akku. Bezogen auf das Laden weicht er von bisher bekannten Schemata deutlich ab. Trotz seiner Kapazität von 350 Wattstunden dauert der komplette Ladevorgang nur die bereits erwähnten 15 Minuten. Teilweise auf Silizium basierende Anoden sorgen für den Unterschied. Meist kommt an der Stelle bislang Graphit zum Einsatz. Dessen Kapazität beträgt aber nur ein Zehntel der von Silizium.

Morelle E-Bike 2025
Morelle E-Bike mit Mittelmotor von Bafang

Unglücklicherweise dehnt sich Silizium beim Laden stark aus. Wie Morelle dieses Problem bei seinen schnell ladenden Akkus in den Griff bekommen hat, bleibt sicher ein gut gehütetes Betriebsgeheimnis. Jedenfalls spricht der Hersteller davon, dass die eigenen Zellen gleichzeitig hohe Leistung, hohe Energie und hohe Laderaten bieten würden, ohne dass die Lebensdauer darunter leide. Mehr als 1.000 Ladyzyklen bei gleichbleibend hoher Qualität stellt der Hersteller in Aussicht.

Knowhow aus der Luftfahrt

Dafür, dass zumindest die Ladezeit zutrifft, spricht die Angabe von 50 Ampere als Ladestrom. Zum Vergleich: Das leistungsstärkste Ladegerät von Bosch für das aktuelle Smart System bringt es auf vier Ampere. Bei den früheren Bosch-Antrieben waren es sechs Ampere. Selbst DJI und sein Ladegerät mit der GaN-Schnellladetechnologie für das Avinox-System schafft nicht mehr als zwölf Ampere.

Gehörigen Anteil an diesem Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb hat bei Morelle laut Bicycle Retailer and Industry News Kevin Hays. Als ehemals leitender Produktentwickler bei Ionblox hat er Akkus entworfen, die sich in der Luftfahrt bewähren muss. Auf seiner Webseite wirbt Ionblox damit, Energiedichten bei Lithium-Ionen-Akkus realisieren zu können, die herkömmliche Standards um 50 Prozent übertreffen. Äußerlich tritt der Unterschied beim Akku von Morelle durch das Pouch-Format der Zellen hervor, die eben nicht im aktuell stark verbreiteten zylindrischen Format gefertigt werden.

Mittelmotor von Bafang am Morelle E-Bike 2025
Von nahem erkennt man gut, wie wenig Platz der Motor im Rahmen einnimmt.

2. Das weltweit beste Ladegerät?

Angesichts der erstaunlich kurzen Ladedauer der Akkus erscheint es nur folgerichtig, dass auch das dazugehörige Ladegerät technische Eigenschaften aufweist, die es aus der Masse der übrigen Ladegerräte hervorstechen lassen. Ein Gerät für einen typischen E-Antrieb liefert eine Ladeleistung zwischen 100 Watt und 300 Watt. Diese Kategorie nennt Morelle „Level M1“-Geräte. Das eigene Ladegerät zähle zur Kategorie „Level M2“ mit einer Leistung zwischen 1.000 Watt und 1.200 Watt. Es passt in Standardsteckdosen, wie ihr sie zuhause nutzt. Außerdem erwähnt Morelle für sein E-Bike-System noch „Level M3“-Ladegräte, deren Leistung bei mehr als 1.500 Watt liegt. Ob wir dabei noch über portable Ladegeräte sprechen, geht aus den uns vorliegenden Informationen nicht hervor. Es könnte sich auch ausschließlich um öffentliche Ladegräte handeln, die von der Idee her einer Wallbox für E-Bikes entsprechen. Wie die zum E-Bike vom Morelle passen, erfahrt ihr hier.

In den kompakten Ladegeräten für die Anwendung zuhause steckt spezielle Hardware und Software. Während des Ladevorgangs wird mit deren Hilfe der Akku analysiert und das Ladeprotokoll in Echtzeit auf seinen Zustand angepasst. Dadurch möchte der Hersteller die Lebensdauer der Akkus optimieren.

Ladebuchse am Morelle E-Bike 2025
Die Ladebuchse hat Morelle an seinem E-Bike gut erreichbar weit oben am Unterrohr angebracht. Dort ist sie kaum nennenswerter Verschmutzung ausgesetzt.

3. Urbanes E-Bike mit noch offenen Fragen

Parallel zur Vorstellung beim Sea Otter Classic hat Morelle erste Bilder seines E-Bikes auf der Webseite veröffentlicht. Sie zeigen ein urbanes E-Bikes, das sich auffällig genau mit dem deckt, was Gary Fisher und Co. 2023 angekündigt hatten. Aluminiumrahmen. Fast vollständig innenverlegte Kabel. Hardtail mit klassischer Starrgabel. 29 Zoll große Laufräder. Gerader Lenker. Bezogen auf das Gewicht ist die Rede von rund 30 Pfund, was in etwa 13,6 Kilogramm entspricht.

Vom Konzept her wirkt das recht schlicht. Im Kopf hatte der Hersteller aber wohl auch stets ein solides E-Bike, das bei den Fahrenden keine großen technischen Fragen aufkommen lässt und im Alltag wenig Wartung verlangt. Vielleicht kommt später zu der bisher einzigen Ausführung mit einer Kettenschaltung noch eine Version mit Riemenantrieb hinzu. Die drei Rahmenfarben Blau, Silber und ein Messing-Ton gefallen uns ziemlich gut. Was wir vermissen, sind Aufnahmen am Rahmen für die Montage von Schutzblechen und Gepäckträgern. Selbst beim Hineinzoomen in die Bilder konnten wir auf den ersten Blick nichts entdecken. Zudem gibt es weder eine fest installierte Beleuchtung noch einen Seitenständer.

Gut möglich, dass wir hier jedoch nur einen Ausschnitt der künftigen Modellpalette sehen oder noch Vorstufen des künftigen Serienmodells.

4. E-Antrieb in Kooperation mit Bafang

Schon auf den Bildern bekommen wir jedoch einen Vorgeschmack darauf, wie unauffällig der E-Antrieb im E-Bike integriert sein wird. Vom Durchmesser her kann der Mittelmotor von Bafang kaum größer als TQ HPR50 oder ZF Centrix sein. Das Gesamtgewicht des Fahrrades legt nahe, dass er vermutlich auch kaum mehr wiegt. Genau Leistungsdaten nennt Morelle derzeit noch nicht. Man könne mit einem „hohem Drehmoment“ rechnen, gibt Morelle an. Was auch immer das genau bedeuten wird.

Bekannt ist, dass der Antrieb auf einer Betriebsspannung von 36 Volt basiert. Ob er sich vielleicht ausschließlich per App oder doch mithilfe eines Displays oder einer Bedieneinheit bedienen lässt, bleibt dagegen offen. An Lenker und Oberrohr lässt sich nichts Derartiges erkennen.

Morelle E-Bike 2025 in der Frontalansicht
Am Lenker sind neben Brems- und Schalthebel keine weiteren Komponenten wie etwa eine Bedieneinheit oder ein Display erkennbar.

Akku lang, schlank und entnehmbar?

Auf der Webseite des US-amerikanischen Magazins „Velo“ könnt ihr dafür bereits einen Blick auf den im Unterrohr integrierten Akku werfen. Die dortigen Aufnahmen legen nahe, dass er seitlich entnehmbar sein wird. Auf anderen Abbildungen scheint dagegen eine feste Integration wahrscheinlicher. In jedem Falle füllt er mit seiner Länge fast das komplette Unterrohr aus. Gleichzeitig fällt er wohl recht schlank aus, was zu einem ebenso schlanken Unterrohr führt. Mit seiner Kapazität von 350 Wattstunden erwartet Morelle etwa eine Stunde an Fahrt bei voller Unterstützung. Zudem kündigt der Hersteller an, dass es bei diesem System keinen Eco-Modus geben werde. Unter Umständen läuft das auf einen einzigen Fahrmodus hinaus. Damit würdet ihr lediglich entscheiden, ob ihr mit oder ohne elektrische Unterstützung unterwegs sein möchtet.

Die Tretunterstützung gibt Morelle mit maximal 28 Meilen pro Stunde an. Bliebe es dabei, würde das E-Bike in Europa als S-Pedelec eingestuft werden, da dies genau die erlaubten 45 Kilometer pro Stunde sind. Vorstellbar ist genauso gut eine Pedelec-Version mit einer Unterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde. Am Ende steckt dahinter oftmals ja nur eine Änderung für Soft- und Firmware.

Im Unterrohr integrierter Akku am Morelle E-Bike 2025
Ob fest integriert oder herausnehmbar - das wird die Zukunft zeigen. Auf alle Fälle erscheint der Akku recht kompakt.

5. Verkauf für Morelle E-Bikes gestartet

Im Zuge der Vorstellung des Morelle E-Bikes ist gleichfalls der Verkauf gestartet. Auf der Webseite des Herstellers könnt ihr ein Modell für euch vorbestellen. Der dafür aufgerufene Preis von 3.000 US-Dollar erscheint uns wirklich fair. Vielleicht kann man sogar von günstig sprechen. Aber das ließe sich erst sicher nach einem Test sagen. Und nachdem Morelle die komplette Ausstattung kundgetan hat. Eben dies soll zusammen mit der Information zu Optionen wie Farben, Rahmengrößen, Geometrie usw. im Laufe des Jahres folgen.

In einer ersten Charge möchte Morelle 1.000 Stück fertigen. Wer sich dafür interessiert, zahlt vorab für die Reservierung 100 US-Dollar. Der Betrag wird später beim Kaufpreis angerechnet. Für Charge 2 sinkt die Gebühr auf 50 US-Dollar. Im ersten Quartal des kommenden Jahres, sprich frühestens im Januar 2026, soll dann die Auslieferung der E-Bikes beginnen.

Morelle E-Bike 2025 in der Seitenansicht
Optisch dürfte das Morelle E-Bike viele ansprechen, die einfache klare Linien und eine Lackierung ohne großen Schnickschnack mögen.

6. Morelle mit Idee für öffentliche Ladeinfrastruktur

Als Käufer für seine E-Bikes hat Morelle sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen im Blick. Dies dürfte ein Grund dafür sein, warum man dort über das eigene Fahrzeug hinausdenkt. Morelle möchte nämlich im öffentlich zugänglichen Raum eigene Ladeinfrastruktur errichten. Anvisiert ist, nach und nach städtisch geprägte Gebiete mit entsprechenden Ladestationen auszustatten. Ob dieses Vorhaben auf Teile des US-Bundesstaates Kalifornien, ganz Kalifornien oder Teile der USA beschränkt ist, lässt sich aus den Plänen nicht herauslesen.

Anscheinend geht es zum Teil auch darum, bereits vorhandene Infrastruktur, zum Beispiel Ladestationen von Firmen, die E-Bikes und E-Scooter verleihen, technisch zu erweitern, damit dort am Ende auch Morelle E-Bikes aufgeladen werden können. Darüber hinaus möchte der Hersteller mit Hotels, Restaurants und anderen Akteuren zusammenarbeiten, um schnelles Laden entlang beliebter Fahrradrouten sowie an beliebten Zielorten von Fahrradreisen zu ermöglichen.

Bilder: Morelle Bikes Inc.

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