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Magura IBS verteilt Bremskraft kontrolliert auf vorn und hinten

Bremskraftverteiler Magura IBS für E-Bikes

Bremsen gehört zu den Grundübungen des Fahrradfahrens. Dennoch ist es keineswegs trivial. Je nach Geschwindigkeit, Untergrund, Wetter und Fahrradtyp gibt es eine Menge zu beachten und lebenslang zu lernen. Wer schon einmal ein vollbeladenes Longjohn-Lastenfahrrad aus zügiger Fahrt abgebremst hat, weiß, wovon die Rede ist. Damit zum Beispiel ein solches Manöver künftig leichter von der Hand geht, hat Magura zusammen mit dem Cargo-Experten Ca Go zur Eurobike 2024 ein System vorgestellt, mit dem das Bremsen speziell an E-Cargobikes beherrschbarer wird und die Sicherheit aller Beteiligten erhöht.

E-Cargobike Ca Go FS Life mit Bremskraftverteiler Magura IBS

Ca Go FS Life mit Bremskraftverteiler Magura IBS

Bereits auf der Eurobike 2023 zeigte Magura eine erste Studie des Integral Braking Systems (IBS). Damals lautete dessen Name noch Combined Braking System. Nun hat es die Serienreife erlangt. Ein passender Anlass, euch das IBS näher vorzustellen.

1. Warum braucht es eine solche Bremsunterstützung?
2. Wie funktioniert das Magura IBS?
3. Welche Vorteile entstehen für die Fahrradfahrenden?
4. Welche Komponenten gehören zum System?
5. An welchen E-Bikes ist ein Einsatz vorstellbar?
6. Wird es die Entwicklung als Zubehörartikel geben?
7. Wie fällt das bisherige Echo der Fahrradbranche aus?

1. Warum braucht es eine solche Bremsunterstützung?

Bremst ihr im Alltag gewöhnlich mit Vorder- und Hinterradbremse? Oder bevorzugt ihr – bewusst oder unbewusst – eine davon? Wer möglichst kontrolliert verzögern möchte, setzt im Idealfall beide ähnlich stark ein. Das ist mitunter aber leichter gesagt als getan. Beim Betätigen der Vorderradbremse schwingt bei manchen Fahrradfahrenden ab und zu ein wenig Angst mit. Viele von euch haben sicher in einer Situation schon einmal kräftig die Vorderradbremse ziehen müssen und dabei gemerkt, wie vielleicht das Hinterrad den Kontakt zum Boden verlor. Und sobald Regen oder Schnee die Straße rutschig werden lassen, lassen ebenfalls manche Menschen von der vorderen Bremse ab.

Daten von Magura bestätigen diese Annahmen. Das Unternehmen hat gezielt darauf geschaut, wie stark die Bremsbeläge von beiden Bremsen vor einem Tausch abgenutzt sind. Häufig zeigt die hintere Bremse wesentlich deutlichere Gebrauchsspuren. Gerade in brenzligen Situationen, in denen es auf schnelles Reagieren und ein Verzögern auf möglichst kurzer Strecke ankommt, gilt es jedoch, beide Bremsen gleichmäßig einzusetzen.

Bremskraftverteiler Magura IBS für E-Bikes installiert am E-Cargobike Ca Go FS Life

So sah die Installation des Magura IBS am Ca Go FS Life auf der Eurobike 2024 aus.

2. Wie funktioniert das Magura IBS?

An Motorrädern sorgen Bremskraftverteiler genau dafür. Solche IBS regeln das gleichmäßige Dosieren zwischen Vorder- und Hinterradbremse. Als Zulieferer fertigt Magura seit Jahren IBS für Motorräder. Optimale Voraussetzungen also, um diese Technologie nun auf das Fahrrad zu übertragen.

Beim auf der Eurobike ausgestellten Integral Braking System für E-Bikes handelt es sich um eine mechanisch-hydraulische Konstruktion. Sie ermöglicht, dass ihr die Hinterradbremse betätigt und gleichzeitig auch das Vorderrad anteilig verzögert wird. Beide Bremsen agieren bei jedem Bremsmanöver in Kombination. Von Magura durchgeführte Fahrtests sollen gezeigt haben, welchen Vorteil dies bringen kann. Laut des Herstellers verkürzte sich der Bremsweg um bis zu 40 Prozent. Wohlgemerkt, bei trockener Fahrbahn. Dennoch klingt das recht beeindruckend.

Komponenten des Bremskraftverteilers Magura IBS für E-Bikes

Alle Komponenten des Systems

3. Welche Vorteile entstehen für die Fahrradfahrenden?

Angesichts solcher Tests wird klar, womit das Magura IBS punkten kann. Sicherheit lautet das hier das beherrschende Thema. Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere Aspekte, die den Anbau derartiger Lösungen attraktiv erscheinen lassen.

  • Kürzerer Bremsweg: Die Werte klangen oben bereits an. Und die Rechnung ist ganz einfach: Wer früher zum Stehen kommt, hat bessere Chancen Unfälle zu vermeiden. Gerade für diejenigen, die Kinder mit dem Lastenrad von A nach B bringen, zählt dieser Punkt doppelt und dreifach.
  • Stabilität fördernd: Greifen Vorderrad- und Hinterradbremse in einem abgestimmten Verhältnis zueinander, bleibt der Bodenkontakt an beiden Laufrädern gewahrt und ihr bremst kontrollierter und sicherer.
  • Anpassbar: Magura arbeitet beim IBS nicht mit einem festen Verhältnis bei der Bremskraftverteilung. Stattdessen kann der Hersteller es unterschiedliche E-Bike-Typen auch unterschiedlich abstimmen.
  • Zuverlässig: Das System agiert autark, ist nicht mit dem E-Bike-Antrieb, dessen Stromversorgung oder Sensorik verbunden. Ereignisse wie ein plötzlicher Ausfall des Akkus der Ähnliches beinträchtigen seine Funktion in keiner Weise. Es unterstützt euch bei jedem Bremsvorgang und erhöht so permanent die Fahrsicherheit.
  • Materialschonend: Durch das gemeinsame Bremsen von Vorder- und Hinterrad werden Bremsbeläge und Bremsscheiben gleichmäßiger belastet. Dadurch sollten sich Wartungsintervalle verlängern.
  • Komfortabel: Zum Bedienen des IBS genügt der Hinterradbremsgriff. Theoretisch und praktisch könnt ihr deshalb mit einer Hand bremsen. Die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) schreibt „zwei voneinander unabhängige Bremsen“ vor. Daher werden die Fahrradhersteller die E-Bikes dennoch mit zwei Bremshebeln ausstatten.
Bremskraftverteiler Magura IBS für E-Bikes

Der linke Bremshebel könnte an sich entfallen, wird aber weiterhin natürlich standardmäßig verbaut.

4. Welche Komponenten gehören zum System?

Das IBS ist in ein herkömmliches Bremssystem mit hydraulischen Scheibenbremsen eingebettet. Grundsätzlich begegnen euch folglich alle bekannten Komponenten wie Bremshebel, Bremsleitung, Bremskörper, Bremsscheibe und so weiter. An einem beliebigen Punkt am Fahrrad wird dann zwischen Bremshebel und Bremskörper eine Box in der Größe von etwa einer Zigarettenschachtel eingebunden. Das ist das eigentliche IBS.

Bremskraftverteiler Magura IBS für E-Bikes

Eine kleine dunkle Box mit insgesamt vier Anschlüssen – das ist der eigentliche Bremskraftverteiler.

5. An welchen E-Bikes ist ein Einsatz vorstellbar?

Zum Auftakt kommt das IBS von Magura exklusiv an der Modellreihe FS Life von Ca Go um Einsatz. Das bedeutet, wir reden über ein Longjohn-Lastenfahrrad mit zwei Rädern, dessen Last sich am Fahrrad vor den Fahrradfahrenden in einem tieferliegenden Cargobereich befindet. An der Stelle soll aber längst nicht Schluss sein. Magura verfolgt Pläne, das System mittelfristig für City-, Trekking- & Allroad-Bikes zu adaptieren.

6. Wird es die Entwicklung als Zubehörartikel geben?

Momentan deutet wenig daraufhin. Von Magura heißt es, man denke zunächst nicht über eine Nachrüstungsoption nach. Ca Go stößt in ein ähnliches Rohr. Auf einen Kommentar, der die Frage nach dem IBS als Zubehör aufwarf, antwortete das Unternehmen auf Social Media, man werde zum entsprechenden Zeitpunkt bekannt geben, wenn es eine Möglichkeit zum Nachrüsten gebe.

Ein striktes Nein klingt dennoch wohl anders. Daher zur Orientierung schon einmal folgende Information: Wer im Shop von Ca Go ein Modell des Ca GO FS Life konfiguriert und dort optional das Magura IBS hinzuwählt, zahlt einen Aufpreis von aktuell 390 Euro.

7. Wie fällt das bisherige Echo der Fahrradbranche aus?

Auf der Eurobike heimste Magura für das System gleich einen der Awards ein. In seiner Urteilsbegründung betonte die Jury den damit verbundenen Zugewinn an Fahrsicherheit. „Das Magura Integral Braking System (IBS) ist eine herausragende Innovation, die vor allem weniger erfahrenen Fahrern hilft. Durch die Kombination von Vorder- und Hinterradbremse verkürzt es den Bremsweg um etwa vierzig Prozent. Dieses System sorgt für ein sanftes Abbremsen und Stabilisieren des Fahrrads und erhöht die Sicherheit, insbesondere in Gefahrensituationen.“

Bremskraftverteiler Magura IBS für E-Bikes

Zusammen mit den anderen Ausgezeichneten durften Magura und Ca Go ihr Gemeinschaftsprojekt in einem Sonderbereich für die Gewinner des Eurobike Awards präsentieren.

 

Bilder: Ca Go Bike GmbH, Gustav Magenwirth GmbH & Co. KG, Elektrofahrrad24 GmbH

4 Gedanken zu „Magura IBS verteilt Bremskraft kontrolliert auf vorn und hinten“

  1. Ja, ist äusserst interessant,aber der Preis ist sehr hoch. Wenn die Komponente in allen E-Bike eingebaut würde, könnte ich mir vorstellen, das der Preis sinkt. Aber die Lobbyisten wirken ja schon auf die Bundesregierung ein, damit dieses System von Bosch und Magura in die E-Bike eingebaut wird (siehe Meldungen in den Medien, Verkürzung des Bremsweges von E-Bike). Ich bin der Meinung, dem Bürger sollte es selbst überlassen werden, ob er dieses System an seinem E-Bike haben möchte.

    1. Hallo,
      das hier beschriebene System geht vollends auf Magura zurück. Bosch ist an der Stelle nicht beteiligt. Und was deine Befürchtungen zum vorgeschriebenen Einbau in E-Bikes anbelangt, sind uns solche Pläne noch nicht ansatzweise begegnet. Vielleicht kannst du konkreter ausführen, auf welche Meldungen du dich berufst.
      Sportliche Grüße, Matthias

    2. Eine Federgabel wird unter einem solchen Systhem „leiden“.
      Unter normalen Umständen bremse ich mit dem Hinterrad. Bremsen mit Vorder-und Hinterrad kann man/frau lernen.
      Eine 2-Brückenfedergabel könnte meine Bedenken ausräumen.

      1. Hallo,
        an dem Lastenrad von Ca Go scheint das System trotz Federgabel gut zu funktionieren. Dass das Bremsen mit Vorder- und Hinterradbremse erlernbar ist, steht natürlich außer Frage. Gleichzeitig gibt es aber Menschen, die sich gerade beim Fahren eines Lastenades mit einem solchen System deutlich sicherer fühlen. Selbst wenn das am Ende nur am Placebo-Effekt liegen sollte.
        Sportliche Grüße, Matthias

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