Mit einem Belastungstest der besonderen Art hat der niederländische Hersteller Lovens auf sich aufmerksam gemacht. Zwei Mitarbeitende des Unternehmens fuhren mit dem E-Lastenfahrrad Lovens Explorer von Amsterdam nach Berlin. Insgesamt 851 Kilometer in fünf Tagen. Passenderweise trug die Tour den einfachen Arbeitstitel „From A to B“ – „Von A nach B“.
Wenn der Rekord lockt
Stellt sich natürlich die Frage, warum es mit dem E-Cargobike überhaupt aus einer solchen Entfernung in die deutsche Hauptstadt ging? Hintergrund war die Bewerbung von Lovens für den iF Design Award 2022. Das Explorer schaffte es in die Endrunde und sollte sich in Berlin einer finalen Jury stellen. „Was wäre, wenn wir das mit dem Fahrrad machen würden?“, warf Arno Dreef ein, einer der Mitarbeiter von Lovens. „Die Strecke von Amsterdam nach Berlin ist eine ziemliche Herausforderung, erst recht mit einem Lastenfahrrad voller Gepäck. Das hat noch niemand mit einem elektrischen Lastenrad von Lovens versucht. Das macht es zur ultimativen Herausforderung für uns.“
Mit Sione Gruson fand sich eine Kollegin, die auf den Vorschlag von Dreef einging. Sie war es auch, die letztendlich mit dem Lovens Explorer fuhr. Arno Dreef begleitete sie auf einem Trekking-E-Bike der Marke Dutch ID.
Mit dem Explorer über Stock und Stein
Beide starteten westlich von Amsterdam in Beverwijk, am Firmensitz von Lovens. Das Lastenrad erfuhr für diesen Anlass ein kräftiges Update. Vier Akkus mit jeweils 500 Wattstunden an Kapazität durften mit. Dazu gesellten sich die nötigen Ladegeräte, Ersatzschläuche, diverses Werkzeug, eine Kamera, ein Laptop, Kleidung für beide Fahrende sowie ein Grundstock an Verpflegung. Derart vollgepackt wog das Explorer bei der Abfahrt ganze 95 Kilogramm.
Die wurden im Laufe der rund 850 Kilometer ordentlich durchgeschüttelt. Denn bei der Routenführung entschied sich Lovens im Zweifelsfall für den direkten Weg. Glatter Asphalt und gepflegte Fahrradwege wechselten so mit unbefestigten Straßen, Schotterpisten, Traktorpfaden und Kopfsteinpflaster. Für Abwechslung während der ungefähr 3.625 Meter in Anstiegen sorgten vor allem zu Beginn der Reise abwechselnd einige Lovens-Händler. Sie hatten von dem Projekt gehört, fuhren ein Teil der Strecke mit oder reichten Kaffee und Cookies vom Straßenrand.
Gutes Sitzfleisch vonnöten
Nach dem gemütlichen Beginn in den Niederladen warteten spätestens mit dem Überqueren der Grenze nach Deutschland erste ernsthaftere körperliche Herausforderungen. Nach dem Tour-Modus und dem Sport-Modus nutzten Gruson und Dreef nun öfter auch den Turbo-Modus des Bosch-Antriebs. Die mitunter mehr als 180 Kilometer langen Etappen radelten Beide überwiegend in sportlicher, aber bequemer Kleidung. Auf dem jetzt veröffentlichten Video ist Sione Gruson lediglich ab und zu mit einem Fahrradshirt zu sehen. Ansonsten scheint sie eher jemand zu sein, der Sportschuhe statt Radschuhe genügen. Zu Klickschuhen greift sie vermutlich erst bei Touren von 1.000 Kilometern und mehr ?
Welche Akkuleistung kostet das?
Während auf der vierten Etappe ein Dorn im Reifen des Fahrrades von Arno Dreef für die einzige kurzzeitige Zwangspause sorgte, erwies sich das Explorer als enorm zuverlässig. Vor allem das System mit dem Performance Line-Motor von Bosch und den PowerPack Akkus stellte seine Standfestigkeit unter Beweis. Für alle, die es interessiert, haben wir in einer kurzen Übersicht mal den Akkuverbrauch auf der Tour festgehalten.
Tag 1
- Tageskilometer: 181
- Gesamtkilometer: 181
- Höhenmeter: 315
- Akkuverbrauch: vier, letzter mit Restladung von 90 Prozent
Tag 2
- Tageskilometer: 188
- Gesamtkilometer: 369
- Höhenmeter: 1.110
- Akkuverbrauch: vier, letzter mit Restladung von 30 Prozent
Tag 3
- Tageskilometer: 133
- Gesamtkilometer: 502
- Höhenmeter: 943
- Akkuverbrauch: drei, letzter mit Restladung von 25 Prozent
Tag 4
- Tageskilometer: 188
- Gesamtkilometer: 690
- Höhenmeter: 943
- Akkuverbrauch: vier, letzter mit Restladung von 30 Prozent
Tag 5
- Tageskilometer: 161
- Gesamtkilometer: 851
- Höhenmeter: 314
- Akkuverbrauch: nicht genannt
Erfolg auf ganzer Linie
Am Ziel in Berlin war sowohl Sione Gruson als auch Arno Dreef die Freude über das Erreichte in Gesicht geschrieben. „Ich fand es ziemlich spannend. Die meisten Leute benutzen das Lastenrad ja für den täglichen Verkehr, nicht für extreme Fahrten“, sagt Sione Gruson. „Als erfahrene Radfahrerin stelle ich mich gerne einer Herausforderung, aber unter diesen Bedingungen bin ich noch nie gefahren.“
Ob die Jury sich von dieser Leistung beeindruckt zeigte, ist nicht überliefert. In jedem Falle erhielt das Lovens Explorer den iF Design Award in der Kategorie Fahrräder. Übrigens genauso wie das E-Lastenfahrrad Ca Go FS 200. Vermutlich ein wichtiger Erfolg für das noch recht junge Unternehmen. Lovens gehört zur Optima Cycles Holding aus den Niederlanden. Seit 2021 entstehen unter dieser Marke Cargobikes mit elektrischem Antrieb.
E-Lastenfahrrad Lovens Explorer im Überblick
- Varianten: Lovens Explorer 65 Auto; Lovens Explorer 65; Lovens Explorer 50
- Motor: Bosch Performance Line, Bosch Active Line Plus
- Akku: Bosch PowerPack 500, Bosch PowerPack 400
- Display: Bosch Kiox
- Federgabel: SR Suntour SF20-Mobie
- Antrieb: Enviolo Heavy Duty Automatiq, Enviolo Heavy Duty, Shimano Nexus Inter-5e
- Bremsen: Tektro Dorado
- Maximale Zuladung Cargobox: 100 kg
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 250 kg
- Preis: ab 5.299 Euro
Bilder: Optima Cycles B.V