Vor gut drei Jahren sind wir zum ersten Mal auf den taiwanesischen Motorenhersteller Hyena aufmerksam geworden. Seitdem hat das Unternehmen sein Angebot an E-Bike-Systemen mit Hinterradnabenantrieb sukzessive ausgebaut. Seit 2024 gehört mit dem Unidrive 70 sogar ein erstes System mit Mittelmotor zum Segment. Nun dringt Hyena in neue MÀrkte vor und prÀsentiert einen Hinterradantrieb mit Steckachse.
Gerade hat der Zweirad-Industrie-Verband ZIV die wirtschaftliche Bilanz der deutschen Fahrradindustrie fĂŒr 2024 vorgestellt. Laut der Statistik hatten E-Bikes im zurĂŒckliegenden Jahr keinen einfachen Stand und vermeldeten insgesamt leicht gesunkene Verkaufszahlen. Ihren Anteil behaupten und sogar leicht ausbauen konnten allerdings E-RennrĂ€der und E-Gravelbikes. Viele davon basieren auf einem Motor in der Hinterradnabe. Und viele der Rahmen verlangen inzwischen eine Steckachse. Diese beiden Eigenschaften kombiniert Hyena am MRC-F250.
35 âechteâ Newtonmeter
Hinter dem kryptisch klingenden KĂŒrzel verbirgt sich ein fĂŒr Pedelecs geeignetes Aggregat, das euch bis zur gewohnten Geschwindigkeit von maximal 25 Kilometer pro Stunde unterstĂŒtzt. Es basiert auf einer Betriebsspannung von 36 Volt und leistet wie vergleichbare Motoren 250 Watt. Sein Drehmoment gibt der Hersteller mit 35 Newtonmeter an. Da er ausdrĂŒcklich vom Drehmoment des Hinterrades spricht, gehen wir stark davon aus, dass es eben genau dort auch gemessen wurde. Das tun die Mitbewerber natĂŒrlich auch. In den Marketingkampagnen stellen sie jedoch ein auf Mittelmotoren umgerechnetes Drehmoment in den Vordergrund, das stets höher liegt. So wirbt zum Beispiel Mahle fĂŒr seinen X20-Motor mit einem Drehmoment von 50 Newtonmeter, obwohl am Hinterrad lediglich 23 Newtonmeter messtechnisch nachgewiesen werden können. Giant verfĂ€hrt bei seinem SyncDrive Move Plus genauso. Hier lauten die entsprechenden Werte 75 Newtonmeter beziehungsweise 30 Newtonmeter.
Hyena verzichtet auf diese Strategie. Zumal auch keiner der genannten Hersteller offenlegt, wie genau seine Umrechnung vom Hinterradantrieb auf das Ăquivalent fĂŒr den Mittelmotor aussieht.
FĂŒr gĂ€ngige Kassetten passend
Daher bleiben wir lieber bei den belastbaren Fakten. Und diese zeigen jene bereits erwĂ€hnte Ausrichtung des Motors auf den Einsatz in sportlichen E-Bikes mit Rennlenker und Kettenschaltung. Hyena gibt ihn fĂŒr die Integration an Modellen frei, die mit LaufrĂ€dern von 26 Zoll, 27,5 Zoll oder 28 Zoll ausgestattet sind. Vorausgesetzt, ihr Rahmen ermöglicht den Einbau von HinterrĂ€dern mit einer LĂ€nge der Steckachse von 142 Millimeter. Der MRC-F250 lĂ€sst sich mit Kassetten kombinieren, die ĂŒber neun bis zwölf Ritzel verfĂŒgen. Dabei setzt Hyena auf den HG-11-Standard von Shimano. Als Kassette könnte dann zum Beispiel eine Shimano CS-R7100-12 mit einer Abstufung der Ritzel von elf bis 34 ZĂ€hnen dienen.
Beim Blick auf das Gewicht fĂ€llt auf, dass die Neuvorstellung von Hyena nicht ganz mit den Besten des Wettbewerbs mithalten kann. Die zwei Kilogramm liegen deutlich ĂŒber den 1,375 Kilogramm eines Mahle X20. Allerdings bietet dieser mit 23 Newtonmeter ein entsprechend geringeres Drehmoment. Der Abstand zu Giants SyncDrive Move Plus ist nicht ganz so groĂ. Giant hĂ€lt seinen neuesten Hinterradnabenmotor bei rund 1,7 Kilogramm und generiert dabei immerhin ein Drehmoment von 30 Newtonmetern.
Hyena MRC-F250 im Ăberblick
- Nennleistung: 250 W
- Betriebsspannung: 36 Volt
- Drehmoment: 35 Nm
- AchslÀnge: 142 mm
- Gewicht: 2,0 kg
Premiere auf bedeutender Messe in Asien
Einer gröĂeren Ăffentlichkeit prĂ€sentiert Hyena den MRC-F250 erstmals auf der am 26. MĂ€rz startenden Taipei Cycle Show 2025 in Taiwan. Dort lieĂe sich dann wohl auch eher ĂŒberprĂŒfen, ob der Antrieb so sanft und natĂŒrlich unterstĂŒtzt, wie der Hersteller das in seiner Pressemitteilung verspricht. Wie werden dort nicht vor Ort sein. Daher muss unsere erste Testfahrt noch warten. In Anbetracht der bisher bekannten Informationen könnte der Motor nicht nur auf der Messe fĂŒr einiges Aufsehen sorgen. Aus unserer Sicht besitzt er das Potenzial, um sich im Segment der E-Gravelbikes und E-RennrĂ€der einen Teil des Kuchens zu sichern. Die Leistungsdaten klingen konkurrenzfĂ€hig. Bezogen auf das Gewicht schlĂ€gt er sich in der Relation mit der Konkurrenz nicht schlecht. Und falls das preisliche Angebot stimmt, bleibt nicht ausgeschlossen, dass der Hersteller vielleicht Ă€hnliche Kooperationen wie mit Trek beim FX+ 2 und Diamant beim 365 eingehen kann. Diese beiden Marken haben nĂ€mlich bereits Hinterradantriebe von Hyena in ihren Modellen integriert.
Bildergalerie mit aktuellen EindrĂŒcken von der Taipei Cycle 2025
Bilder: Hyena Inc.