Gefühlt ist das Longtail das Lastenfahrrad dieses Frühlings. Neben dem neuen Tern GSD und dem neuen Moustache Lundi 20 hat auch Gazelle vor kurzem ein solch belastbares E-Bike mit enorm großem hinterem Gepäckträger vorgestellt. Für den niederländischen Fahrradhersteller ist das Cabby C380 sogar eine Premiere – die bereits erste Preise abgeräumt hat.
1. Gazelle Cabby C380 – Familientaxi und Packesel zugleich
2. Nah am gewohnten Fahrgefühl
3. Rahmen für Cabby C380 in zwei Größen
4. E-Antrieb mit Bosch-Power
5. Gazelle setzt auf Schaltkomfort und geringe Wartung
1. Gazelle Cabby C380 – Familientaxi und Packesel zugleich
In Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern gilt das E-Bike als ein wichtiges Puzzleteil für das Gelingen der Verkehrswende. Besondere Bedeutung messen Industrie, Politik und Interessenverbände dem E-Cargobike zu. Das kann einzelne Fahrten mit dem Auto ersetzen und im Idealfall sogar manches Auto komplett überflüssig machen. Dafür muss es natürlich den nötigen Platz für Lasten und Passagiere bieten und für eine entsprechend hohe Zuladung freigegeben sein. Anforderungen, die das Gazelle Cabby C380 derart gut erfüllt, dass der niederländische Verband der Fahrrad- und Automobilindustrie RAI es zum Cargobike des Jahres 2025 kürte. Zudem erhielt es den iF Design Award 2025 in der Kategorie Longtail-E-Bikes.
Gepäckträger als eigentliches Herzstück
Die Jurys beider Auszeichnungen betonen vor allem, wie vielfältig sich der große Gepäckträger des Longtails nutzen lässt. Über seine Länge verteilen sich insgesamt vier MIK-HD-Profile. Daraus ergeben sich vier Plätze, an denen ihr kompatibles Zubehör wie Kindersitze, Kisten, Körbe und Taschen anklicken könnt. Eine Option wäre beispielsweise zwei Kindersitze hintereinander zu platzieren. Sobald die Kinder den Kindersitzen entwachsen sind, bietet sich der Umbau auf separate Sitzkissen an, die sich ebenfalls mit nur einem Klick befestigen lassen. Das dazu passende Trittbrett, die Rückenlehne sowie eine Monkeybar genannte Reling bietet Gazelle auch an. Oder ihr nutzt einen Kindersitz zusammen mit einem Sitzkissen. Angesichts der erlaubten Zuladung von 80 Kilogramm könnt ihr sogar erwachsene Personen auf dem Gepäckträger befördern.
Wer in erster Linie Gepäck, Dinge für die Arbeit oder andere Gegenstände transportieren möchte, tauscht Kissen und Sitze einfach gegen anklickbare Kisten aus. Die gibt es von Herstellern wie Basil und anderen in diversen Größen. Von Gazelle stammen große, 34 Liter fassende Gepäcktaschen, die ihr links und rechts am hinteren Gepäckträger anhängen könnt. Deren Stauraum lässt sich in zwei Bereiche trennen. In einem Bereich kann ein auf dem Gepäckträger sitzendes Kind seine Füße baumeln lassen, während ihr in dem anderen Bereich den Einkauf verstaut.
Extra-Wünsche kosten extra
Kleiner Wermutstropfen der ganzen Geschichte: Der Großteil der genannten Dinge zählt nicht zur Grundausstattung und muss extra bezahlt werden. Dies gilt für:
- Gazelle Cabby Fußstützen: 49,95 Euro
- Gazelle Cabby safety bar: 99,95 Euro
- Gazelle Cabby Rückenkissen für safety bar: 34,95 Euro
- Gazelle Cabby Sitzkissen: 59,95 Euro
- Gazelle Cabby Cargo Tasche: 129,95 Euro
- Gazelle Cargo Fronttasche: 119,95 Euro
Das letztgenannte Zubehör, die Cargo Fronttasche, ist für die Montage am Frontgepäckträger des Gazelle Cabby C380 bestimmt. Der nutzt gleichfalls den MIK-Standard und lässt sich folglich auch mit anderem Zubehör kombinieren. Ihn könnt ihr maximal mit einem Gewicht von 15 Kilogramm belasten.
2. Nah am gewohnten Fahrgefühl
Als Longtail hat das Cabby C380 den Vorteil, dass es stark einem herkömmlichen E-Bike ähnelt. Im Gegensatz zu einem Lastenfahrrad wie dem Longjohn, bei dem zwischen Lenker und weit entfernten Vorderrad noch die Ladefläche sitzt, braucht ihr euch beim Fahren nur an ein geringfügig anderes Gefühl gewöhnen. In seinen beiden Rahmengrößen 45 Zentimeter und 55 Zentimeter misst das E-Bike 196 Zentimeter beziehungsweise 200 Zentimeter in der Länge. Das sind elf respektive 15 Zentimeter mehr als beim neuen Moustache Lundi 20. Allerdings hinkt der Vergleich etwas. Schließlich rollt das französische Lastenrad auf 20 Zoll großen Laufrädern daher, während Gazelle vorn und hinten jeweils 26 Zoll große Laufräder verbaut. Dadurch vergrößert sich der Wendekreis etwas. Dafür vermitteln die größeren Laufräder mehr Laufruhe beim Fahren.
3. Rahmen für Cabby C380 in zwei Größen
Wie auch das Lundi 20 setzt das Cabby C380 auf einen Aluminiumrahmen mit lediglich einem Unterrohr. An die schlanken Rohre des Moustache reicht dieser nicht ganz heran. Auch die Durchstiegshöhe wirkt bei Ansicht der Bilder nicht ganz so niedrig. Pluspunkte sammelt Gazelle im Vergleich jedoch mit seinen beiden Rahmengrößen. Die Variante mit dem 45 Zentimeter langen Sitzrohr eignet sich laut Hersteller für Menschen mit einer Körperlänge von 160 Zentimeter bis 175 Zentimeter. Wer zwischen 175 Zentimeter und 190 Zentimeter misst, greift dagegen besser zu dem Rahmen mit dem 55 Zentimeter langen Sitzrohr. Viele Hersteller werten die Einheitsgrößen ihrer Longtails mit guten Optionen auf, die Sattelhöhe, Lenkerhöhe und den Abstand des Lenkers zum Sattel individuell anzupassen. Liegt die eigentliche Rahmengröße aber von Grund auf näher an dem Maß, das meine Körperlänge verlangt, fällt das Finden der optimalen Sitzposition deutlich einfacher. Und mit den zwei Rahmengrößen verdoppelt Gazelle quasi eure Chancen, sich am Ende auf dem Cabby wirklich wohlzufühlen.
Zudem verlässt sich der Hersteller beim Wohlfühlen nicht allein auf den Effekt der zwei Rahmengrößen. Verbaut ist parallel dazu ein im Winkel verstellbarer Vorbau. Somit könnt ihr mit dem Cockpit auf unterschiedliche Armlängen und Vorlieben bei der Sitzposition reagieren. Etwa für den Fall, dass ihr euch beim Fahren des E-Bikes im Alltag mit einer anderen Person abwechselt. Egal wer gerade auf dem Sattel sitzt, vom zusätzlichen Fahrkomfort der Federgabel mit ihrem Federweg von 80 Millimeter profitieren alle.
Sicherheit und noch mehr Platz für Gepäck
Gleiches gilt für die praktischen Details am Cabby C380. Das beginnt bei der großzügigen Verkleidung von Hinterrad und Antrieb. Sie schützt diese Komponenten nicht nur gut vor grober Verschmutzung. Vor allem verhindert sie, dass während der Fahrt sich entweder Passagiere oder Gegenstände darin verfangen. Als hilfreich erweisen dürfte sich genauso der Griff am Sattel. Er bietet euch einen guten Ansatzpunkt, um das Fahrrad anheben zu können, wenn es mal im Stand rangiert oder getragen werden musss. Beim Ausklappen des stabilen Zweibeinständers fällt euer Blick zudem auf ein kleines offenes Fach. Gazelle hat den Raum zwischen den beiden Sitzstreben direkt hinter dem Sitzrohr und dem Akku als Stauraum angedacht und darin eine Box integriert. Dort lassen sich diverse kleinere Gegenstände ablegen. Bedenkt lediglich, dass sich das Staufach nicht schließen lässt. Außerdem könnte das, was ihr dort hineinlegt, Geräusche verursachen. Schließlich besteht die Box aus Plastik.

4. E-Antrieb mit Bosch-Power
Wie bei der Mehrheit seiner E-Bikes vertraut Gazelle auch bei seinem ersten Longtail-Lastenfahrrad auf ein E-Bike-System von Bosch. Für die Unterstützung sorgt der aktuelle Bosch Performance Line CX des Smart System. Bezogen auf dessen Leistungsvermögen grundsätzlich eine absolut passende Wahl. Noch besser hätte jedoch der Cargo Line von Bosch gepasst. Dessen nur an dem Motor verfügbarer Cargo-Fahrmodus erhöht die Unterstützung auf 400 Prozent im Vergleich zu den 340 Prozent des Performance Line CX. Außerdem ist sein Anfahrverhalten so eingestellt, dass die Kraft sich anfangs etwas sanfter entfaltet. Dies könnt ihr für den CX-Motor allerdings mithilfe der eBike Flow App in den Einstellungen auch selbst verändern.

Bedienen lässt sich der E-Antrieb über die LED Remote am Lenker zusammen mit dem Display Bosch Kiox 300. Als Akku kommt ein Bosch PowerPack zum Einsatz. Der steckt hinter dem Sitzrohr und lässt sich zum Laden einfach herausklicken und an den gewünschten Ort tragen. Somit braucht ihr nicht die rund 36 Kilogramm des Gazelle Cabby C380 extra dort hinbefördern.
Welcher PowerPack am E-Bike montiert ist, entscheidet ihr beim Kauf. Serienmäßig gibt es den Bosch PowerPack 400. Gegen einen Aufpreis von 300 Euro könnt ihr aber auch den Bosch PowerPack 545 haben. Und wer nochmals 300 Euro drauflegt, erhält einen Bosch PowerPack 800. Die Entscheidung will gut überlegt sein. Schließlich verfügt das Lastenrad nur über einen einzigen Steckplatz für einen Akku. Bosch DualBattery ist demnach keine Option.
5. Gazelle setzt auf Schaltkomfort und geringe Wartung
Bezogen auf den Antrieb beschränkt sich Gazelle auf eine Variante. Glücklicherweise passt diese ausgesprochen gut zum Konzept des E-Bikes. Der Hersteller kombiniert die stufenlos schaltbare Nabenschaltung Enviolo Heavy Duty mit einem Carbon-Riemen von Gates. Per Drehgriffschalter wählt ihr innerhalb der Übersetzungsbandbreite von 380 Prozent die zur Fahrsituation passende Übersetzung aus. Dank des Riemens erfordert die Schaltung im Alltag nur eine minimale Wartung und vielleicht eine professionelle Inspektion pro Jahr. Ein Grund, weshalb andere Longtails wie das Cube Longtail Hybrid, das Specialized Turbo Porto und das Tern HSD ebenfalls genau diese Kombination diese Kombination anbieten.
Preislich reiht sich Gazelle Cabby C380 irgendwo in der Mitte der genannten Mitbewerber ein. Sein Grundpreis von aktuell 5.699 Euro liegt rund 1.300 Euro über dem des Cube Longtail Hybrid und gleichzeitig rund 900 Euro unter dem des Specialized Turbo Porto.
Gazelle Cabby C380 im Überblick
- Rahmen: Aluminium
- Rahmengrößen: 45 cm, 55 cm
- Federgabel: SR Suntour Mobie 34-D Boost Air
- Motor: Bosch Performance Line CX
- Akku: Bosch PowerPack 400, Bosch PowerPack 545, Bosch PowerPack 800
- Display: Bosch Kiox 300
- Bedieneinheit: Bosch LED Remote
- Antrieb: Enviolo Heavy Duty
- Bremsen: Tektro HD-T535
- Gewicht: rund 36 kg
- Maximale Zuladung vorderer Gepäckträger: 15 kg
- Maximale Zuladung hinterer Gepäckträger: 80 kg
- Maximal zulässiges Gesamtgewicht: 200 kg
- Farben: Denim-Blue, Black
- Preise: ab 5.699 Euro
Bilder: Koninklijke Gazelle N.V.








