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Sicher ab dem ersten Meter – Fahrschule für E-Bike-Fahrende

Bremsmanöver im Rahmen einer E-Bike-Fahrschule

Im vergangenen Jahr starben auf Deutschlands Straßen so viele E-Bike-Fahrende wie nie zuvor. Der Unfallprävention kommt folglich eine noch größere Bedeutung zu. Fahrschulen für E-Bike-Fahrende sind ein Mittel, mit dem hierzulande aktiv die Verkehrssicherheit erhöht werden soll. Zu den Anbietern solcher Fahrschulen zählt die Deutsche Verkehrswacht e. V. (DVW). In dem ersten Teil eines exklusiven Gespräches mit DVW-Pressesprecher Heiner Sothmann erfahrt ihr, woran in derartigen Kursen gearbeitet wird.

Herr Sothmann, war 2020 im Rückblick aus Ihrer Sicht ein gutes oder schlechtes Jahr für die Verkehrssicherheit von E-Bike-Fahrenden?
Das letzte Jahr hat gezeigt, wie attraktiv das Fahren mit dem Fahrrad wieder ist. Leider spiegeln dies auch die Unfallzahlen wider. Ein Teil des Anstieges hängt mit dem ständig wachsenden Verkehrsaufkommen zusammen. Zu den Unfallursachen gehören aber ebenfalls Fahrfehler und Probleme mit dem Handling. Verstärkt beobachten wir das bei älteren Radfahrenden und denen, die wiedereinsteigen.

Und dies sind die Menschen, die Sie mit Fahrkursen für E-Bikes ansprechen wollen?
Genau. Wenn fitte Menschen, Anfang der 30er, mit viel Fahrerfahrung auf ein E-Bike umsteigen, gibt es gewöhnlich weniger Probleme. Wir möchten gezielt Menschen begleiten, die wiedereinsteigen. Deren Fitness bislang gegen das Radfahren sprach, die sich mit der elektrischen Unterstützung das aber wieder zutrauen. Oder Menschen, die in den zurückliegenden Jahren fast nie mit dem Fahrrad unterwegs waren und jetzt wieder Lust darauf bekommen.

Was passiert denn genau in einem solchen Kurs?
Es spielen alle Aspekte eine Rolle, die den Teilnehmenden Probleme bereiten. Das beginnt bereits bei Wissenslücken. Wir erklären, was genau ein E-Bike ist, welche rechtlichen Aspekte wichtig sind, was es von einem Kraftfahrzeug unterscheidet, wie eine Schiebehilfe funktioniert und was die Wattzahl des Motors über ein E-Bike aussagt. Anschließend folgt die Fahrpraxis. Darauf kommt es letztendlich ja an. Gleich die ersten Meter sollen auch Neulinge sicher auf dem E-Bike meistern. Entscheidend dafür sind Grundaufgaben wie sicheres Anfahren und sicheres Anhalten.

Vermittlung von Grundlagenwissen über E-Bikes im Rahmen einer E-Bike-Fahrschule

Vermittlung von Grundlagenwissen über E-Bikes im Rahmen einer E-Bike-Fahrschule

Wie führen Sie die Teilnehmenden an solche Aufgaben heran?
Im Grunde ist das keine so große Sache. Wir helfen dabei, den Fokus auf die Situation zu lenken. Helm schnappen, rauf aufs E-Bike und dann von der ungewohnten Beschleunigung überrascht werden – das wird schiefgehen. Wir bringen Ruhe hinein. Die Leute erfahren, dass sie zu Beginn nicht gleich so beherzt in die Pedale treten sollen, wie sie es vielleicht bisher gewohnt waren. Zusammen mit einer erhöhten Aufmerksamkeit und einem entspannten Rahmen rund um das Losfahren ist schon viel gewonnen. Danach geht es um die Gewöhnung an dieses neue Fahrverhalten.

Anfahren und Anhalten sind sicher nicht alles, oder?
Hinzu kommt das Umfahren von Hindernissen, Kurvenfahrten und Ähnliches in einem Parkour. Auf dem lässt sich die Geschwindigkeiten dann allmählich steigern. Im besten Falle gewinnt man so schon auf den ersten Metern die nötige Sicherheit. Letzten Endes ist es immer noch Radfahren.

Gerade die höheren Geschwindigkeiten werden öfter als zentrale Herausforderung bei dem Umstieg auf ein E-Bike genannt. Zu Recht?
Erst einmal klingen die Zahlen nicht so dramatisch. Ich glaube, die Durchschnittsgeschwindigkeit mit dem E-Bike liegt nur rund zwei Kilometer pro Stunde über der eines herkömmlichen Fahrrades. Der Unterschied wird eher im Einzelfall deutlich. Wer zum Beispiel 65 Jahre oder älter ist, fährt selten schneller als 20, 25 Kilometer pro Stunde. Da ist der Sprung zum E-Bike schon größer. Gleichzeitig gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen höheren Geschwindigkeiten und einem höheren Unfallrisiko. Schneller bedeutet höhere Aufprallenergie, weniger Zeit für Ausweichmanöver und Gefahrenbremsungen. Um so etwas zu vermeiden, genügen grundlegende Dinge: Langsam starten, aufmerksam bleiben, Verkehrssituation sicher bewerten. Auf der Basis einer solchen Souveränität und Sicherheit kann man sich dann auch steigern.

Kurvenfahrt üben im Rahmen einer E-Bike-Fahrschule

Training des Fahrens sehr enger Kurven

Die entsprechenden Tipps erhalten die Teilnehmenden in den Kursen von Moderatoren. Auf denen lastet eine gehörige Verantwortung.
Deshalb erhalten alle eine gesonderte Ausbildung. Die Didaktik, das zwischenmenschliche Miteinander beim Vermitteln von Inhalten, das muss schon Hand und Fuß haben. Zudem verfügen viele unserer Ehrenamtlichen über reichlich Erfahrung. Viele haben zuvor jahrelang in der Verkehrswacht und der Prävention gearbeitet. Unter ihnen gibt es zum Beispiel viele Polizistinnen und Polizisten, die sich bestens auskennen.

Am Dienstag folgt der zweite Teil des Gesprächs. Dann geht’s unter anderem um die Frage, ob die Einführung einer Prüfung förderlich wäre.

 

Bilder: Deutsche Verkehrswacht e. V.; Pressedienst Fahrrad / Luka Gorjup

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