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E-Bike-VerkÀufe: 2020 ein Jahr der Superlative

Verkaufszahlen des ZIV fĂŒr FahrrĂ€der in Deutschland 2020

„Das ist leider bereits ausverkauft.“ „Bekommen wir erst im nĂ€chsten Jahr wieder rein.“ „Vielleicht haben Sie in einem unserer anderen LĂ€den mehr GlĂŒck.“ Bei der Suche nach eurem nĂ€chsten E-Bike habt ihr in den vergangenen Monaten vermutlich Ă€hnliche SĂ€tze gehört und gelesen. FahrrĂ€der allgemein und Pedelecs speziell sind gerade Mangelware. Und dies liegt nicht nur daran, dass weltweit die Fahrradproduktion stottert und Lieferwege ĂŒberlastet sind. Zur Situation beigetragen haben wir alle ein bisschen. Wie? Nun, unter anderem ist das Reservoir derart erschöpft, weil wir im vergangenen Jahr so viele E-Bikes gekauft haben wie nie zuvor.

Über fĂŒnf Millionen neue FahrrĂ€der

Fast zwei Millionen E-Bikes sind 2020 in Deutschland verkauft worden. Das entspricht einem Zuwachs von 43,4 Prozent im Vergleich zu 2019. Bezogen auf alle FahrrĂ€der ĂŒbertraf im vergangenen Jahr die Verkaufszahl erstmalig die Marke von fĂŒnf Millionen StĂŒck. Laut der gerade vorgelegten Statistik des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) waren von den 5,04 Millionen RĂ€dern insgesamt 1,95 Millionen mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet. Der Anteil der E-Bikes betrĂ€gt damit fast 39 Prozent. Damit dĂŒrften die Branchenexperten Recht behalten, die langfristig ein VerhĂ€ltnis von 50:50 erwarten. Vielleicht tritt dies sogar schneller ein, als vermutet.

Fahrradmarkt Deutschland 2020 - Anzahl verkaufter E-Bikes

Anzahl in Deutschland verkaufter E-Bikes 2020

Verantwortlich fĂŒr den Anstieg sind aus Sicht des ZIV mehrere Faktoren. Ganz allgemein entwickle sich die FahrradmobilitĂ€t positiv. Hinzu kĂ€men Angebote wie das Dienstfahrradleasing, welche bei immer mehr BeschĂ€ftigten auf Interesse stießen. ZusĂ€tzlich seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich spĂŒrbar. Ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein sowie die Tendenz durch den Individualverkehr das Ansteckungsrisiko zu vermeiden, wirkten sich aus. Speziell bei den E-Bikes spiele zudem eine Rolle, dass inzwischen selbst Fahrradtypen wie KinderfahrrĂ€der als E-Bike erhĂ€ltlich sind. Dies fĂŒhrt zu einer ganz neuen Nachfrage.

Wir kaufen mehr – und teurer

Nicht nur die StĂŒckzahlen dringen in ungeahnte Höhen vor. Parallel dazu nehmen wir alle auch mehr Geld in die Hand, wenn es um die Anschaffung eines neuen Bikes geht. Gaben wir uns 2019 noch durchschnittlich mit 982 Euro zufrieden, stieg dieser Wert jetzt auf 1.279 Euro an. Aus den Angaben des ZIV geht hervor, dass sich dieser Anstieg zu großen Teilen auf die Preise fĂŒr E-Bikes zurĂŒckzufĂŒhren lĂ€sst. Kundinnen und Kunden wĂŒrden mehr Wert auf Sicherheit und QualitĂ€t legen. Sie seien bereit, entsprechend grĂ¶ĂŸere Summen auszugeben.

In diese Entwicklung fließt auch unser Kaufverhalten ein. Wenn wir FahrrĂ€der kaufen, tun wir das am liebsten im Fachhandel und im Internet. Immer weniger Menschen gehen dafĂŒr dorthin, wo meist die billigsten E-Bikes locken, nĂ€mlich zu einem Discounter, in BaumĂ€rkte oder in SB-WarenhĂ€user.

Fahrradmarkt Deutschland 2020 - Absatzwege fĂŒr E-Bikes

Übersicht zu den Absatzwegen fĂŒr E-Bikes

E-MTB preschen weiter nach vorn

Zu welchem Typ E-Bike wir tendieren, hat sich nur leicht verÀndert. Am beliebtesten sind nach wie vor E-Trekkingbikes mit 35,5 Prozent. Auf Platz zwei haben sich mit 30 Prozent inzwischen die E-Mountainbikes geschoben. In der Gunst gefallen sind etwas urbane E-Bikes und E-Citybikes mit aktuell 28 Prozent. Die anderen Gattungen verzeichnen ebenfalls steigende Verkaufszahlen und haben so ihre Anteile behaupten können.

Fahrradmarkt Deutschland 2020 - Anteile am Verkauf nach E-Bike-Typen

Verkauf aufgeteilt nach E-Bike-Typen

Damit rollen ĂŒber Deutschlands Straßen und Wege derzeit rund 79,1 Millionen FahrrĂ€der. Darunter befinden sich nach SchĂ€tzungen des ZIV etwa 7,1 Millionen E-Bikes. Im Sinn der Nachhaltigkeit ist erfreulicherweise festzuhalten, dass E-Bikes mittlerweile hĂ€ufiger und auf lĂ€ngeren Strecken verwendet als bisher. Pro Jahr legt ihr alle im Durchschnitt zwischen 1.500 und 2.000 Kilometer zurĂŒck.

Fahrradmarkt Deutschland 2020 - Bestand an E-Bikes

Bestand an E-Bikes in Deutschland in 2020

Um uns herum sah das Bild im vergangenen Jahr sehr Ă€hnlich aus. FĂŒr Europa, zu dem der ZIV auch das Nicht-EU-Mitglied Schweiz hinzuzĂ€hlt, standen 2020 rund 5,1 Millionen verkaufte E-Bikes zu Buche. Mit 42 Prozent fiel das Plus auch hier ausgesprochen deutlich aus. Den grĂ¶ĂŸten Anteil daran hat neben Deutschland unser westlicher Nachbar, die Niederlande.

Fahrradmarkt Deutschland 2020 - Anzahl verkaufter E-Bikes in Europa

Anzahl verkaufter E-Bikes in Europa (inklusive Schweiz) in 2020

Zufrieden? Ja. Entspannt? Nicht ganz.

Angesichts der Zahlen zieht ZIV-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Ernst Brust ein positives Fazit: „Das vergangene Jahr war beispiellos fĂŒr die deutsche und internationale Fahrradindustrie sowie fĂŒr die Fahrradwirtschaft insgesamt.“ Er hofft, dass dieser Trend sich kĂŒnftig weiter verstetigt: „Dass Radfahren relevanter ist denn je, zeigte sich gerade wĂ€hrend der Corona-Pandemie noch einmal sehr deutlich. Sowohl Fahrrad als auch E-Bike sind unverzichtbare Verkehrsmittel der heutigen Zeit und der Zukunft und bieten darĂŒber hinaus infektionssichere, aktive und umweltschonende MobilitĂ€t. Ich bin zuversichtlich, dass diese Attribute zu einer nachhaltigen Entwicklung hin zu mehr Radverkehr fĂŒhren.“

Dennoch blickt der ZIV durchaus realistisch in die Zukunft. Man rechne mit einem ungebrochen Interesse auch 2021. Auf Zulieferer und Hersteller werde eine enorme Nachfrage zukommen. Da ließen sich Lieferverzögerungen kaum vermeiden.

Zahlen zur E-Bike-Produktion in Deutschland und dem Export

  • 2020 rund 1,3 Millionen E-Bikes in Deutschland produziert
  • Anstieg um 27,9 Prozent im Vergleich zu 2019
  • ĂŒber 610.000 E-Bikes aus Deutschland exportiert
  • 15 Prozent mehr als 2019
  • 222.000 E-Bikes in die Niederlande importiert, 71.000 StĂŒck nach Österreich

 

Bilder: ZIV; woom GmbH

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