Anfang Mai hat Enyring angekündigt, in Berlin ein Abo-Angebot für austauschbare E-Bike-Akkus starten zu wollen. Der Startschuss für das Projekt in der Hauptstadt soll im Herbst 2025 erfolgen. Für alle, die bisher weder etwas von Enyring gehört haben noch sich konkret vorstellen können, wie ein solches Abonnement aussehen soll, geben wir hier einen Überblick.
1. Was ist über Enyring als Unternehmen bisher bekannt?
2. Welches Geschäftsmodell verfolgt Enyring?
3. Auf welchem Akku basiert das Modell?
4. Wie wird der austauschbare Akku in den Ladestationen geladen?
5. Wie soll das Netz der Ladestationen aussehen?
6. Wie erfolgt das Tauschen der Akkus?
7. Welche E-Bikes bietet Enyring an?
8. Erwirbt man mit dem E-Bike auch ein eigenes Ladegerät für das Laden zuhause?
9. Bleibt der Akku trotz des Kaufes eines E-Bikes rechtlich gesehen im Besitz von Enyring?
10. Worin liegen die Vorteile des Modells von Enyring?
11. Kooperation mit Swobbee
12. Wie geht’s weiter?
1. Was ist über Enyring als Unternehmen bisher bekannt?
Die Enyring GmbH gibt es bereits seit dem Dezember 2023. Sie wurde als Tochtergesellschaft des japanischen Unternehmens Yamaha Motor Co., Ltd. gegründet. Verantwortlich für die Geschäftsführung ist Satoru Moriyama. Bei der Gründung stattete Yamaha Motor die Enyring GmbH mit einem Startkapital von 15 Millionen Euro aus. Im Jahr 2024 kamen weitere zwölf Millionen Euro darauf, sodass sich das Gesamtvermögen auf 27 erhöhte. Enyring hat seinen Sitz in Berlin.
2. Welches Geschäftsmodell verfolgt Enyring?
Nach eigener Aussage möchte Enyring sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen ein Abonnement anbieten, über das sich Akkus für kleine urbane Elektrofahrzeuge austauschen lassen. Mit Elektrofahrzeugen sind insbesondere E-Bikes gemeint. Die Formulierung legt jedoch nahe, dass auch andere Elektrofahrzeuge wie zum Beispiel E-Mopeds anvisiert werden.
Die im Abo-Programm eingesetzten Akkus sollen Teil eines in einer Kreislaufwirtschaft betriebenen Modells sein. Sprich, haben Akkus die ihre maximale Lebensdauer erreicht, sollen sie entweder als Speicherbatterien genutzt werden oder nach einem Recycling zur Herstellung neuer Akkus dienen.
Beide Gedanken sind übrigens in den Firmenamen Enyring eingeflossen. Er verknüpft die Begriffe „Energy“ und „Ring“ miteinander – sozusagen als Sinnbild für die nicht versiegende Energie durch den ständigen Akkutausch als auch die Wiederverwendung der Akkumaterialien.
3. Auf welchem Akku basiert das Modell?
Über den Akku als zentralen Eckpfeiler der Dienstleistung wissen wir derzeit noch ausgesprochen wenig. Es handelt sich auf alle Fälle um ein Modell, das etwas größer ausfällt als ein handelsüblicher Intube-Akku. Mithilfe einer markanten Griffmulde lässt er sich seitlich aus dem E-Bike entnehmen. Das bedeutet, es gibt keinen Akkudeckel oder eine andere Abdeckung an den E-Bikes. Laut Enyring ist in die Entwicklung des 480 Wattstunden fassenden Akkus das Knowhow von Yamaha mit eingeflossen. Seine Betriebsspannung wird mit 48 Volt angegeben. Ein Standard, der sich unter anderem bei E-Autos und E-Motorrädern wiederfindet.
4. Wie wird der austauschbare Akku in den Ladestationen geladen?
Künftig sollt ihr die Akkus an entsprechenden Ladestationen wechseln können. Dies ähneln entfernt den Packstationen von Logistikunternehmen. An einer Station gibt es folglich mehrere Schließfächer. In diese könnte ihr den fast leeren Akku hineinlegen und anschließend aus einem anderen Fach einen vollständig geladenen Akku entnehmen.
Geladen werden die Akkus in den Stationen mit wechselnden Ladegeschwindigkeiten. Dies richten sich unter anderem nach folgenden Kriterien:
- Wie hoch ist gerade die Nachfrage nach geladenen Akkus im Umkreis?
- Wie stark ist der jeweilige Akku entladen?
- In welchem technischen Zustand befindet er sich?
Diese Individualität soll in Verbindung mit einer vor jedem Ladeprozess erfolgenden Diagnostik die Lebensdauer der Akkus verlängern und den Ladevorgang so schonend wie möglich für die Akkuzellen gestalten.
5. Wie soll das Netz der Ladestationen aussehen?
Bezogen auf Berlin sprach Enyring in der Mitteilung vom Mai 2025 von einem Netz von rund 40 Ladestationen. Diese sollen in einem Radius von jeweils zwei Kilometern Entfernung das Stadtzentrum abdecken. Für Amsterdam, wo das Unternehmen zeitgleich starten möchte, ist ungefähr die Hälfte der Stationen angedacht.
6. Wie erfolgt das Tauschen der Akkus?
Zum Wechseln der Akkus steuert ihr eine der Ladestationen an. Vermutlich wird euch die App Enyring später einmal dazu auffordern, sobald der Akkustand eine bestimmte Grenze erreicht hat. Vorstellbar hierfür ist die Marke von 20 Prozent. Auf der Grundlage aktueller Positionsdaten lässt sich dann wohl eine Navigation zur nächsten Station starten.
Dort angekommen, kann rund um die Uhr der Akku getauscht werden. Dazu braucht es erneut das Smartphone mit der App. Per Kommunikation über Nearfield-Technologie öffnet sich eines der Schließfächer. In dieses legt ihr den Akku mit der nur noch geringen Kapazität hinein. Anschließend lässt sich mit der App ein weiteres Fach öffnen, das euch einen aufgeladenen Akku freigibt. Laut Enyring kann der Tausch innerhalb von maximal 20 Sekunden erfolgen.
7. Welche E-Bikes bietet Enyring an?
Auf seiner Webseite stellt Enyring drei E-Bikes vor, in denen ihr den Akku über den Abo-Dienst nutzen könnt. Zu sehen ist folgendes Trio:
- ER/01: vollausgestattetes City-Bike
- ER/02: leicht sportlichere Version des ER/01 mit gestreckterer Sitzposition und ohne Frontgepäckträger
- ER/03: auf das Mitnehmen von Personen ausgerichtetes Longtail-E-Lastenfahrrad
In der Vorabinformation des Unternehmens wird sogar noch das ER/04, ein als Longjohn konzipiertes zweites E-Lastenfahrrad erwähnt. Standardmäßig verfügen die E-Bikes über eine elektronische Alarmanlage, eine Wegfahrsperre sowie ein GPS-Tracking. In der App von Enyring sollt ihr nicht nur die Fahrgeschwindigkeit sehen, sondern auch Informationen zu den Fahrten und Akkuwechseln finden. Ausgewähltes Zubehör wie Frontgepäckträger und Kindersitze lassen sich gegen eine bestimmte Gebühr, vielleicht auf Wunsch auch zeitlich begrenzt, zu den E-Bikes hinzubuchen.
Laut unserem Kenntnisstand wird in den ersten Modellen kein E-Bike-Motor von Yamaha verbaut sein. Hätte ja nahegelegen. Stattdessen unterstützt euch zunächst ein Antriebssystem von Bafang. Perspektivisch sollen jedoch Enyring-E-Bikes von Yamaha-Motoren unterstützt werden.
8. Erwirbt man mit dem E-Bike auch ein eigenes Ladegerät für das Laden zuhause?
Jein. Kostenfrei zum E-Bike gibt es kein Ladegerät dazu. Enyring bietet Interessenten jedoch ein Ladegerät gegen eine monatliche Miete an. Wie hoch der entsprechende Betrag sein, steht derzeit noch nicht fest.
9. Bleibt der Akku trotz des Kaufes eines E-Bikes rechtlich gesehen im Besitz von Enyring?
Ja, der Akku gehört zu jeder Zeit Enyring. Teilnehme habe nur ein Nutzungsrecht im Rahmen des Akku-Wechselservices im Abo.
10. Worin liegen die Vorteile des Modells von Enyring?
Noch stehen die Preise für die E-Bikes nicht fest. Wir gehen aber davon aus, dass sie verhältnismäßig preiswert sind. Schließlich braucht ihr deren teuerste Komponente, den Akku, nicht zu kaufen. Dank der Wechselstationen gelangt ihr relativ problemlos an einen vollständig aufgeladenen Akku. Aufwand und Kosten für das eigene Aufladen des Akkus entfallen somit. Hinzukommt der ökologische Ansatz, den Yamaha Motor bei Enyring verfolgt. Dazu zählen das kontrollierte Entsorgen und professionelle Recyceln ausgedienter Akkus.
11. Kooperation mit Swobbee
Im Rahmen des Projektes arbeitet Enyring mit europäischen Partnern zusammen, von denen einige schon seit vielen Jahren mit Yamaha kooperieren. Bei einem dieser Partner handelt es sich um Swobbee. Das kommt nicht von ungefähr. Beide Unternehmen unterhalten gemeinsam den Verleih von Yamaha-Elektrorollern des Modells NEO in Berlin. Zudem verfügt Swobbee als Battery–as-a-Service-Anbieter über Erfahrungen in der Bereitstellung von Akkus für Dienstleister wie DPD und Hermes, die für Auslieferungen auf der letzten Meile auf vierrädrige E-Lastenfahrräder wie die von Onomotion oder Antric zurückgreifen.
Für Enyring steuert Swobbee Hardware in Form von Ladestationen als auch Softwarekomponenten für den Batteriewechsel bei. Neben Berlin und Amsterdam ist das Unternehmen in Europa bereits in weiteren Städten präsent. In 2024 startete zudem ein Pilotprogramm in New York für das Vermieten von E-Bike-Akkus an diverse Logistikunternehmen.
12. Wie geht’s weiter?
Sowohl das Abo-Angebot für die austauschbaren E-Bike-Akkus als auch der Verkauf der E-Bikes sind für den Herbst 2025 geplant. Parallel dazu möchte Enyring in Berlin Und Amsterdam jeweils einen Brand Store eröffnen. Dort gibt es die E-Bikes zu sehen, man wird sie testen, sich zum Abo beraten lassen und die E-Bikes auch final dort kaufen können. Als zweiter Absatzkanal fungiert ein Online-Shop.
Während des Sommers 2025 wird Enyring mit dem Errichten erster Ladestationen beginnen. Genauere Informationen zu deren genauen Standorten, den Preisen für das Abonnement, die E-Bikes sowie das Zubehör wird der Anbieter nach eigener Aussage im dritten Quartal 2025 mitteilen. Wer schon vorher auf dem Laufenden bleibende möchte, kann sich auf der Webseite von Enyring für einen Newsletter anmelden.
Bilder: Enyring GmbH