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Mahle schlägt mit E-Bike-Antrieb M40 und erstem Mittelmotor neues Kapitel auf

Antriebssystem Mahle M40 für E-Bikes

Dickes Ausrufezeichen von Mahle. Der spanische Antriebshersteller und Inbegriff moderner Hinterradnabenantrieb baut künftig auch ein Antriebssystem mit einem Mittelmotor. Habt ihr das kommen sehen? Wir jedenfalls nicht. Umso spannender die Frage, um was für ein System es sich handelt und welche Zielgruppen das Unternehmen damit ins Auge nimmt?

1. Mahle plötzlich mit Mittelmotor? Nicht plötzlich.
2. Was für ein System ist der neue Mahle M40?
3. Welche technischen Eigenschaften kennzeichnen den Motor des Mahle M40?
4. Mit welchen elektronischen Features wartet der Motor auf?
5. Welche Akkus präsentiert Mahle für den M40?
6. Welches Ladegerät passt zum neuen E-Antrieb?
7. Wie gestaltet Mahle das Bedienkonzept?
8. Ist der M40 mit vorhandenen E-Bike-Komponenten von Mahle kompatibel?
9. Für welche E-Bikes eignet sich die Neuheit?
10. Welche Erfolgsaussichten sehen wir für den Antrieb?
11. Welche E-Bikes erscheinen zum Launch mit einem Mahle M40?

1. Mahle plötzlich mit Mittelmotor? Nicht plötzlich.

Etliche von euch haben sicher schon einmal den Namen Mahle im Zusammenhang mit E-Bikes gehört. Die Mahle Group mit ihrem Stammsitz in Stuttgart zählt ja zu den weltweit größten Automobilzulieferern. Vor sieben Jahren, sprich 2018, übernahm sie den spanischen Antriebsspezialisten ebikemotion Technologies aus Spanien. Seitdem konzentrieren sich alle Aktivitäten von Mahle in Bezug auf E-Bikes in Palencia, einer Stadt in der Region Kastilien und Leon.

An sich fertigte ebikemotion Technologies ausschließlich Hinterradnabenantriebe. Was mit dem System X35 begann, wurde vom X20, X30 und zuletzt dem XS fortgeführt. Durch den Einstieg von Mahle erweiterte sich die Fertigung auf Mittelmotoren. Allerdings geschah dies im Auftrag und unter dem Label von Specialized. Daher drang davon weniger in die Öffentlichkeit. Tatsächlich stammt die Hardware für den 2020 vorgestellten Motor Specialized SL 1.1 jedoch von Mahle. Gleiches gilt für den Specialized SL 1.2, der 2023 auf den Markt kam. Bei beiden handelt es sich um kleinere und leichtere Motoren. Mit einem Drehmoment von 50 Newtonmetern liegt der Specialized SL 1.2 im Bereich von einem TQ HPR50, dem neuen TQ HPR60 oder dem Fazua Ride 60. Zum Einsatz kommt er vorwiegend in sportiv ausgerichteten Modellen von Specialized wie dem E-Mountainbike Specialized Turbo Kenevo SL und dem E-Gravelbike Specialized Turbo Creo2.

2. Was für ein System ist der neue Mahle M40?

Angesichts der Historie und des Charakters der bisherigen E-Antriebe hätten wir ein System erwartet, das eher in die Kategorie „Light Assist“ fällt. Bereits der Slogan, mit dem Mahle seine neue Entwicklung vermarktet, zeigt, dass wir damit komplett danebenlagen. Das „Powered for the wild.” Weist augenscheinlich in eine gänzlich andere Richtung. Offensichtlich möchte der Hersteller künftig zusätzlich Segmente bedienen, die ihm mit Nabenantrieben bisher eher verschlossen geblieben sind. „Mit dem M40-System bekräftigt Mahle SmartBike Systems seinen Anspruch, die Entwicklung der E-Bike-Branche auch im Mountainbike-Segment weiter voranzutreiben“, sagt Jochen Sommer, Geschäftsführer von Mahle SmartBike Systems.

Antriebssystem Mahle M40 an einem E-Mountainbike

Der Fokus liegt folglich stärker auf beinahe grenzenloser Power. Es gibt massig Drehmoment und eine Spitzenleistung, die nah an die 1.000 Watt heranreicht. Wenig überraschend sprechen wir beim M40 damit auch nicht von einem Leichtgewicht. Schließlich kommt der Antrieb als Komplettsystem mit dem kleinsten Akku auf ein Gewicht von rund fünf Kilogramm.

3. Welche technischen Eigenschaften kennzeichnen den Motor des Mahle M40?

Ein Blick auf das Datenblatt verdeutlicht, dass der neue E-Antrieb vom Charakter dem folgt, was Wettbewerber wie DJI mit dem Avinox, Bosch mit dem Performance Line CX oder Brose mit dem Drive 3 Peak vorgeben. Von der bekannten Nenndauerleistung von 250 Watt ausgehend erreicht der Motor in der Spitze enorme 850 Watt. Das liegt nicht ganz auf dem Niveau des DJI Avinox, der seit einem Softwareupdate gar auf 1.000 Watt kommt. Allerdings übertrifft Mahle in diesem Punkt sowohl Brose als auch Bosch, für die 600 Watt respektive 750 Watt zu Buche stehen.

Mittelmotor für das Antriebssystem Mahle M40 für E-Bikes
Abgesehen von angedeuteten Kühlrippen fallen auf dem Gehäuse des Mittelmotors keine markanten Strukturen auf.

In Bezug auf das Drehmoment liegt der M40 auf Augenhöhe mit dem Avinox. Beide werden mit 105 Newtonmetern angegeben, was minimal über den 100 Newtonmetern liegt, die der Performance Line CX nach dem angekündigten Update ab Sommer 2025 bieten wird. Und auch der Drive 3 Peak fällt mit seinem Drehmoment von 95 Newtonmetern nicht wesentlich ab.

Noch enger liegt das Feld dieser vier Vertreter der Full-Power-Aggregate zusammen, was das Maß der Unterstützung betrifft. Die 400 Prozent des Mahle M40 decken sich mit den Werten der anderen Konkurrenten. Lediglich der Motor von Brose sticht mit seinen 420 Prozent etwas heraus.

Leistungskurve für den Mittelmotor des Antriebssystems Mahle M40 für E-Bikes
Für die volle Leistungsabgabe erfordert der Antrieb von euch einigen Einsatz. Erst ab Trittfrequenzen von jenseits der 100 Umdrehungen pro Minute kommt ihr in den Genuss der maximalen 850 Watt.

Leicht und dynamisch

Bei der Gewichtsoptimierung hat Mahle offensichtlich besonders gut gearbeitet. Die gerade einmal 2,5 Kilogramm suchen ihresgleichen in dem Segment. Erneut ist es der DJI Avinox, der mit offiziellen 2,52 Kilogramm hier mithalten kann. Auf den weiteren Plätzen folgen Bosch und Brose mit 2,7 Kilogramm sowie 2,9 Kilogramm. Insgesamt gibt der M40 auf dem Papier also eine sehr gute Figur ab. Wie sich das in der Praxis beim tatsächlichen Fahren darstellen wird, bleibt abzuwarten.

Dann wird sich unter anderem herausstellen, wie die Abstimmung der drei Unterstützungsstufen gelungen ist. Deren schlichte Bezeichnung mit Level 1, Level 2 und Level 3 lässt auf eine Einteilung à la Eco, Mid und High schließen. Sicherer sind wir dagegen in Bezug auf den am Hinterrad montierten Geschwindigkeitssensor in Form einer Scheibe. Vergleichbares findet ihr am Avinox. Die Lösung mithilfe einer Disc ermöglicht den Abgleich mit dem E-Antrieb innerhalb sehr kurzer Zeiträume. Mahle gibt an, der Sensor arbeite so genau, dass er bereits auf einer Strecke von nur drei Zentimetern eine Änderung der Geschwindigkeit messen könne. Wenn das System diese Information entsprechend schnell verarbeiten kann, würde das die Grundlage für eine präzise Anpassung der Unterstützung bieten.

Geschwindigkeitssensor am Antriebssystem Mahle M40 für E-Bikes
Vergleichbar zum Wettbewerb nutzt Mahle am M40 einen Geschwindigkeitssensor in Form einer Scheibe.

Über die Integration des Motors verrät Mahle, dass man eine Konstruktion nutze, die den Motor vom Rahmen entkoppelt. Dank des Decoupling Mounting System (DMS) werden so gut wie keine vom Motor erzeugten Schwingungen in den Rahmen übertragen. Ziel dieser und anderer Maßnahmen sei ein Fahren, das sich kraftvoll, gleichmäßig und natürlich anfühlen soll. Um das zu erreichen, wäre eine noch geringere Achsbreite des M40 wünschenswert gewesen. So notieren wir einen Q-Faktor von 179 Millimeter. Das ist ein ganz Stück breiter als bei einem herkömmlichen Fahrrad ohne elektrische Unterstützung die Pedalen voneinander entfernt sind. Mit einem Abstand von nur 136 Millimeter löst dies Brose zum Beispiel besser.

Motor des Mahle M40 im Überblick

  • Nenndauerleistung: 250 W
  • Maximale Leistung: 850 W
  • Unterstützung bis: 25 km/h
  • Maximales Drehmoment: 105 Nm
  • Maximale Unterstützung: 400 %
  • Gewicht: 2,5 kg
E-Bike mit transparent dargestelltem Rahmen zur Verdeutlichung der Integration des Antriebssystems Mahle M40
Beispiel für die Integration des Mahle M40 in einem E-Bike

4. Mit welchen elektronischen Features wartet der Motor auf?

Ein Vorteil des E-Bike-Fahrens gegenüber dem Fahren mit einem herkömmlichen Fahrrad liegt in den speziellen Funktionen, die sich bei einem Elektromotor nutzen lassen. Zu seiner Einführung wird der neue Mahle M40 bereits über zwei solcher Funktionen verfügen. Die erste nennt sich „Hill Brake“. Sie greift ein, wenn ihr einen steilen Anstieg hinauffahrt und dabei – gewollt oder ungewollt – zum Stehen kommt. Erfahrungsgemäß erschwert die Steigung das anschließende Wiederaufnehmen der Fahrt. Besonders, wenn auf den ersten Metern zusätzlich fahrtechnische Herausforderungen auf euch warten. Hill Brake verhindert an der Stelle, dass ihr beim Start zurückrollt. Aus dem „Auto Hold“ heraus könnt ihr kontrolliert den Weg bergan fortsetzen.

Feature Nummer Zwei heißt „Motor Dynamic Overrun“. Dahinter verbirgt sich der vielen von euch sicher bekannte Nachlauf des Motors. Frühere E-Bike-Motoren reagierten nur mit einer gewissen Verzögerung auf den Moment, in dem ihr aufhört zu pedalieren. Sie unterstützten noch für ein paar weitere Momente. Heute nutzen Hersteller wie Mahle dies als Vorteil. Sie lassen den Motor weniger stark bremsen und verschaffen euch so einen kleinen Boost, obwohl ihr bereits im Leerlauf unterwegs seid. Wer dieses sanfte Nachlaufen gekonnt beim Fahren einsetzt, kommt einfacher über so manches Hindernis hinweg.

Antriebssystem Mahle M40 an einem E-Mountainbike
Mit dem extra Impuls des Motor Dynamic Overrun überwindet ihr Hindernisse einfacher, an denen sonst die Gefahr bestünde durch das Pedalieren mit den Pedalen hängen zu bleiben.

Funktionen wie Hill Brake und Motor Dynamic Overrun kennt ihr womöglich in ähnlicher Weise von anderen E-Antriebe. Beim aktuellen Bosch Performance Line CX heißen sie beispielsweise Hill Start Assist und Extended Boost.

5. Welche Akkus präsentiert Mahle für den M40?

Für den Beginn startet Mahle mit zwei im Rahmen integrierten Intube-Akkus für den M40. Laut Hersteller werden sie in Europa entwickelt und gefertigt. Beide weisen die identische charakteristische eckige Form auf. Theoretisch lassen sie daher beliebig einsetzen und austauschen. Praktisch braucht es dazu einen Adapter, da sie sich zumindest in der Länge unterscheiden. Ob und wann Mahle einen solchen Adapter anbieten wird, wissen wir nicht.

Die verschiedene Länge geht natürlich auf die verschiedene Kapazität zurück, die beide Akkus liefern. Der größere und schwerere von beiden, der Mahle Mahle iM8, verfügt über 800 Wattstunden. Beim kleineren Mahle iM5 sind es 534 Wattstunden. E-Bike-Hersteller könne somit frei entscheiden, welcher Akku mit welcher Kapazität zu welchem ihrer E-Bikes besser passt. Oder aber sie sorgen über die Akkugröße für eine gewisse Differenzierung innerhalb einer Modellreihe.

Wie sieht es aus mit einem Range Extender? Auf Nachfrage bestätigt Mahle, dass die Plattform der Antrieb mit Mittelmotor einen eigenständigen Zusatzakku erhalten wird. Der für X20, X30 und XS geeignete Range Extender Mahle eX1 ist nicht kompatibel. Aufgrund der unterschiedlichen Betriebsspannung der E-Bike-Systeme – 48 Volt beim neuen M40 und 36 Volt bei den bisherigen Systemen der X-Reihe – gilt dies grundsätzlich für alle bereits vorhandenen Akkus.

Akkus Mahle iM5 und Mahle iM8 für das Antriebssystem Mahle M40
Neue Akkus Mahle iM5 und Mahle iM8

Mahle iM5 im Überblick

  • Betriebsspannung: 48 V
  • Kapazität: 534 Wattstunden
  • Gewicht: 2,5 kg
  • Perspektivisch kompatibel mit Range Extender: ja

Mahle iM8 im Überblick

  • Betriebsspannung: 48 V
  • Kapazität: 800 Wattstunden
  • Gewicht: 3,7 kg
  • Perspektivisch kompatibel mit Range Extender: ja

6. Welches Ladegerät passt zum neuen E-Antrieb?

Die Differenz in der Betriebsspannung hat zur Folge, dass es ein komplett neues Ladegerät geben wird. Bilder davon haben liegen noch nicht vor. Allerdings wissen wir, dass es den bereits bekannten Ladegeräten von Mahle ähneln soll. So wird ein im Gehäuse integriertes LED-Licht den Ladefortschritt anzeigen. Dank einer Schnelllade-Technologie sollen die Akkus schon nach weniger als drei Stunden zu 80 Prozent aufgeladen sein.

Komponenten des Antriebssystems Mahle M40 für E-Bikes im Überblick
Alle wesentlichen Komponenten des neuen E-Antriebs im Überblick

7. Wie gestaltet Mahle das Bedienkonzept?

Die Konzentration auf das E-Mountainbike als vorrangige Anwendung für den M40 schlägt sich im Konzept für die Bedienung des E-Bike-Systems nieder. Auf den Trails erweist sich ein auf dem Oberrohr integriertes Display in vielen Situationen als vorteilhaft. Erstens ist es dort relativ gut geschützt, solltet ihr mit dem E-Bike zu Fall kommen. Zweitens sorgt die mittige Platzierung dafür, dass ihr die nötigen Daten während der Fahrt gut im Blick habt. Mitunter muss der Blick zu sehr Richtung Bike und damit weg von der vor euch liegenden Strecke wandern. Aber dieses Manko gilt für jedes dort verbaute Display.

Mahle versetzt E-Bike-Hersteller sogar in die Lage, sich alternativ für eine andere Position zu entscheiden. Das Mahle Head Unit+, so lautet die Bezeichnung für das Display des M40, ermöglicht auch eine Integration in den Vorbau oder in eigens von den Fahrradmarken entwickelten Halterungen für den Lenker. Mit seinem 1,9 Zoll großen Farbdisplay entspricht es aktuell gängigen Maßstäben. Vom vorliegenden Bildmaterial lässt sich ableiten, dass die Informationen zur Fahrt und zum Zustand des E-Bike-Systems auf mehrere Screens aufgeteilt sind. Offensichtlich könnt ihr, direkt am System oder per App, einstellen, wie viele Datenfelder ein Screen beinhaltet und welche Datenfelder dies sein sollen.

Display Mahle Head Unit+ für das Antriebssystem Mahle M40
Wie viele Datenfelder ihr pro Screen angezeigt bekommen möchtet, lässt sich in der My Smartbike App einstellen.

Durch die Screens blättern könnt ihr wahrscheinlich unter anderem mithilfe der Mahle Trio Remote. Die kabellose Bedieneinheit bietet drei Tasten. Mittig steht eine kleine Taste mit glatter Oberfläche etwas nach oben heraus, um besser erreichbar zu sein. Darunter und darüber erkennt ihr die anderen beiden Tasten mit dem geriffelten Profil, die wie Pfleiltasten oder Plus- und Minustasten funktionieren. Das Design lehnt sich erkennbar an das der Duo Remote an. Nach Aussage von Mahle können E-Bike-Hersteller am Lenker eine zweite Trio Remote dem E-Bike-System hinzufügen. Die zusätzliche Bedieneinheit könnte in dem Falle über Kurzbefehle zusätzliche Funktionen steuern.

Bedieneinheit Mahle Trio für das Antriebssystem Mahle M40
Der nach oben ragende Button unterscheidet die Mahle Trio von der ganz ähnlichen Bedieneinheit Mahle Duo.

8. Ist der M40 mit vorhandenen E-Bike-Komponenten von Mahle kompatibel?

Wie erwähnt, lassen sich „alte“ Akkus und Ladegeräte aufgrund der unterschiedlichen Betriebsspannung nicht mit dem neuen System. Für ein Teil des Zubehörs gibt es dagegen erfreulichere Nachrichten. So lassen sich zum Beispiel folgende drei Komponenten am Mahle M40 nutzen:

  • Bedieneinheit Mahle Duo
  • Bedieneinheit Mahle eShifter für Rennlenker
  • Fahrradcomputer Mahle Pulsar One

9. Für welche E-Bikes eignet sich die Neuheit?

Ein E-Antrieb mit einem Mittelmotor und diesen technischen Kennzahlen beantwortet einige Fragen hinsichtlich seines bevorzugten Einsatzgebietes schon selbst. Verbal und bildlich gibt Mahle die Richtung klar vor: In E-Mountainbikes, die auf einen möglichst kräftigen Antrieb setzen, möchte man hinein. Mit dem Datenblatt und dem guten Ruf, den der Hersteller innerhalb der Branche sich erarbeitet hat, gibt es mindestens zwei Faktoren, die nahelegen, dass dies gelingen könnte.

Zudem spricht Mahle selbst vom Trekking-E-Bike als anvisiertem Zielobjekt. Ob dies eine derart immense Power benötigt, sei dahingestellt. Ebenso, ob die entsprechende Zielgruppe überhaupt danach fragt. Allerdings könnte dies darauf hinweisen, wohin Mahle die Reihe seiner Antriebssysteme mit einem M davor künftig entwickeln möchte. Denn dass zum M40 in den kommenden Jahren weitere Mittelmotoren hinzukommen sollen, kündigt der der Hersteller schon jetzt an.

Mittelmotor für das Antriebssystem Mahle M40 für E-Bikes in der Explosionsdarstellung
Aufgrund seines klassischen Zahnradgetriebes besteht der Mahle M40 aus zahlreichen Einzelteilen.

10. Welche Erfolgsaussichten sehen wir für den Antrieb?

Natürlich lässt sich trefflich darüber spekulieren, ob die Pläne von Mahle aufgehen oder nicht. Dafür sprechen aus unserer Sicht vor allem drei Fakten. Erstens steigt Mahle weder generell neu in die Welt der E-Bike-Antriebe noch speziell in die der auf Mittelmotoren basierenden ein. Ganz im Gegenteil. Durch die Partnerschaft mit Specialized und die Produktion der Motoren für den Specialized SL 1.1 sowie Specialized SL 1.2 besitzt der Hersteller jede Menge Erfahrung auf höchstem Niveau. Zweitens dürfte der Name Vertrauen bei potenziellen Interessenten wecken. Schließlich wissen die genau um die gute Arbeit, die Mahle seit Jahren sowohl für Specialized als auch bei seinen eigenen Antrieben leistet. Zum Dritten kann das Unternehmen eine gewachsene internationale Vertriebs- und Servicestruktur aufweisen, die ein solches Vorhaben dringend benötigt.

Gleichzeitig versperren ein paar Hindernisse den Weg zum angestrebten Ziel. Der größte Brocken ist die massive, namhafte und hochwertige Konkurrenz im Segment der Full-Power-Antriebe. Senkrechtstarter DJI. Branchenprimus Bosch. Gestandene Größen wie Shimano, Brose bald unter dem Dach von Yamaha und Giant. Motor-Getriebe-Einheiten wie die von Pinion. Und. Und. Und. Gegen diese Phalanx wird es enorm schwer, sich relevante Marktanteile zu sichern. Außerdem sticht uns zumindest beim Blick auf die Unterlagen noch kein Merkmal ins Auge, mit dem sich der Mahle M40 nachhaltig von der Konkurrenz abheben würde. Vielleicht ändert sich der Eindruck nach ersten Probefahrten. Aber bis jetzt sieht alles nach einer soliden Komplettlösung aus, der jedoch grundlegend Neues fehlt. Zur Erinnerung: Im Herbst 2023 meldete Sram mit seinem Eagle Powertrain gewisse Ansprüche in genau diesem Segment an. Trotz einhellig guter Kritiken, so richtig abgehoben hat die Rakete bislang nicht.

Zu hoch wollen wir diese Einschätzung trotzdem nicht hängen. Dafür kennen wir entscheidende Hintergrundinformationen einfach nicht. Zum Beispiel, wie Zeit sich Mahle für ein echtes Fußfassen in diesem Markt gibt? Oder zu welchem Preis es sein System den E-Bike-Herstellern anbieten kann? Wie so oft wird es die Zeit zeigen, wie wir mit unserer Prognose lagen.

11. Welche E-Bikes erscheinen zum Launch mit einem Mahle M40?

Ohne den jeweiligen Marken zu nahe treten zu wollen, liest sich die Reihe der Marken, die zeitgleich mit Mahle ein erstes E-Bike mit dem M40 vorstellen, wie eine Liste von No-Names der Fahrradbranche. Durchweg handelt es sich um Hersteller, die uns im Zusammenhang mit E-Bikes noch nicht untergekommen sind. Aber hey, wir sind auch nicht die ultimative Messlatte im Bikebusiness. Vielleicht gleicht jede Marke für sich ja fehlende Bekanntheit durch die eigentliche Qualität seines Modells mehr als aus.

Abums

Frei nach dem Motto „Klein, aber oho.“ haben vier passionierte Biker gemeinsam die Marke Abums ins Leben gerufen – und zwar anscheinend unmittelbar durch die Zusammenarbeit mit Mahle. Das im spanischen San Sebastian angesiedelte Unternehmen baut nach eigener Aussage das weltweit erste vollgefederte E-Mountainbike für den Enduro-Bereich mit Stahlrahmen und fest integriertem Akku. Das Abums Model One ist das erste und bisher einzige Modell der Marke.

E-Bike Abums Model One mit Antriebsystem Mahle M40
Stählernes Enduro-Geschoss Abums Model One mit Mahle M40

Labyrinth

Nur rund 700 Einwohner zählt laut Wikipedia das kleine französische Örtchen Heiligenberg, ungefähr 40 Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt. Labyrinth konnte dies jedoch nicht davon abhalten, sich genau hier anzusiedeln. Bis den Ausläufern der Vogesen ist es nicht weit. Daher lässt sich vollgefederte E-Mountainbike E-Agile ganz in der Nähe testen. Bisher verbaute Labyrinth im E-Agile einen Shimano EP801. Nun folgt der Wechsel auf den Antrieb von Mahle.

E-Bike Labyrinth E-Agile mit Antriebsystem Mahle M40
Labyrinth E-Agile mit Mahle M40

Sants

Ebenfalls im romanischen Sprachraum hat Sants seine Heimat. Für den italienischen Hersteller aus Padua sind E-Bikes nicht neu. Zum Sortiment gehören bereits ein City-E-Bike mit tiefem Einstieg, ein Hardtail-E-Mountainbike und ein vollgefedertes E-Mountainbike. Erneut begegnen uns vor allem E-Bike-Systeme von Shimano. Die Premiere mit dem M40 von Mahle wirkt als das ausgereifteste E-Mountainbike, das Sants bisher gefertigt haben.

E-Bike Sants mit Antriebsystem Mahle M40
Fully E-MTB von Sants mit Mahle M40

Titan Racing

Schon unter normalen Umständen gelten für uns Europäer E-Bike-Hersteller aus Südafrika als Exoten. Das gilt umso mehr, wenn wir über eine Marke sprechen, die als Kooperationspartner beim Launch eines komplett neuen Antriebs eines so renommierten Herstellers wie Mahle vertreten ist. Gut möglich, dass Titan Racing innerhalb von Afrika jedoch eine echte Hausnummer ist. Zumindest wartet der Hersteller mit dem größten Portfolio an E-Bikes unter diesem Quartett auf. Es umfasst Hardtail-E-Mountainbikes, City-E-Bikes und E-Bikes für Kinder. Das Reaper mit dem Mahle M40 ist das erste vollgefederte E-Mountainbike von Titan Racing.

E-Bike Titan Racing Reaper mit Antriebsystem Mahle M40
Titan Racing Reaper mit Mahle M40

Im Beitrag erwähnte Produkte

Bilder: Mahle Smartbike Systems; Abums; Labyrinth Bikes; Bemmex S.r.l.; Titan Racing Bikes

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