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Hoch hinaus

Ansicht eines Bike-Turms der schweizerischen Firma V-Locker

E-Bike-Fahren macht echt Laune. Die Suche nach einem Parkplatz entpuppt sich dagegen schnell als Spielverderber. In einem kleinen Ort vor den Toren Zürichs arbeiten Leute, die das ändern wollen. Im Blick haben sie dabei vor allem Besitzer hochwertiger Fahrräder.

Von außen betrachtet mutet deren Idee wie ein Fahrstuhl an, der ins Nichts führt. Und so ganz verkehrt ist das auch gar nicht. V-Locker, kurz für Velo-Locker, nennen die Mitstreiter um Gründer Frido Stutz ihren Bike-Turm. In dessen Inneren befinden sich mehrere Boxen, in die ein E-Bike und diverses Gepäck hineinpasst. Über einen Rotationslift werden die Boxen innerhalb des Turms bewegt. Das Prinzip kennt ihr vielleicht von einem Paternoster.

Rein und raus innerhalb von 20 Sekunden

Das Ein- und Ausparken des Fahrrades funktioniert denkbar einfach. Am Eingang des Turms per App oder Benutzerkarte eine leere Box anfordern, das Eintreffen der Box und Öffnen des „Fahrstuhls“ abwarten, Bike hineinstellen und das Parken aktivieren. Beim Abholen dann die Kabine mit dem eigenen Rad anfordern, kurz warten, das Bike aus der nun geöffneten Box herausholen, die leere Kabine in den Turm entlassen und fertig. Check-In und Check-out dauern angeblich jeweils maximal 20 Sekunden.

V-Locker ist modular konzipiert. Die Türme sind nicht in der Erde verankert oder an unterirdische Versorgungsleitungen angebunden. Daher lassen sich beliebig viele Türme auch nebeneinander zu größeren Einheiten zusammenstellen. Außerdem können die Türme unterschiedlich hoch sein. So entsteht Platz für sechs bis 500 Räder. Nach Angaben von V-Locker nehmen beispielsweise drei nebeneinander gestellte Module 60 Bikes auf und beanspruchen dafür ungefähr so viel Platz wie ein Autoparkplatz.

Bike-Turm der schweizerischen Firma V-Locker mit kompletter Holzverkleidung

Das Äußere des Bike-Turms lässt sich unterschiedlich gestalten, z. B. komplett mit Holz verkleiden.

Trocken und sicher geparkt

Neben dem geringen Platzbedarf betonen die Erfinder vor allem den Schutz, den das Abstellen eines Rades in einem Bike-Turm bietet. Wind und Wetter sind komplett aus dem Spiel genommen. Gleichzeitig ist das Bike dort im Vergleich zu einem öffentlich zugänglichen Platz unter freiem Himmel wesentlich sicherer aufgehoben. Diebe oder Chaoten, die gern grundlos Dinge zerstören, kommen schlichtweg nicht an die Räder heran. Das gilt natürlich auch für Helme, Taschen und weitere Dinge, die sich in der Box einschließen lassen.

Als Standplätze für die Bike-Türme kommen Orte in Frage, die genügend Stellfläche bieten und sich strategisch gut für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer eignen. Bahnhof, Busbahnhof, Universität, Krankenhaus, Gewerbezentrum, Großbetrieb – die Liste lässt sich problemlos fortsetzen.

Kooperation mit Deutscher Bahn

Derzeit ist ein erster Turm im schweizerischen Dübendorf in Betrieb. Im August wird unweit von Bern in Zusammenarbeit mit den Schweizerischen Bundesbahnen SBB die nächste Testanlage am Bahnhof Münchenbuchsee öffnen. Auch in Deutschland könnt ihr die Bike-Türme demnächst selbst testen. V-Locker hat sich nämlich 2019 bei einem Pitch der DB mindbox durchgesetzt. Der Preis ist ein Testlauf des Systems am Hauptbahnhof Haale/Saale noch in diesem Jahr. Nach Angaben von V-Locker könnte der Betrieb im Spätsommer starten. Die Dauer des Tests ist demnach noch nicht festgelegt. Sollten beide Partner am Ende ein positives Fazit ziehen, könnte das den Weg der Schweizer für den Einstieg auf dem deutschen Markt ebnen.

Hintergrund: Mit dem Rad ins Parkhaus

Mehr Kapazitäten als die Bike-Türme bieten Fahrradparkhäuser. Das im niederländischen Utrecht mit seinen aktuell 12.500 Stellplätzen ist das größte der Welt. Weitere Parkhäuser stehen u. a. in Amsterdam und Basel. Die Radstation in Münster gilt als das bekannteste Fahrradparkhaus Deutschlands. Es wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Mit dem größeren Platzbedarf eines Parkhauses ist meist auch mehr Service verbunden. Oftmals sind solche Gebäude bewacht und rund um die Uhr geöffnet. Zudem gibt es häufig Werkstätten, Ladestationen für E-Bikes und ein bestimmtes Kontingent an Leihrädern.

Innenansicht des Fahrradparkhauses in Utrecht/Niederlande

Fahrradparkhaus in Utrecht

Bilder: V-Locker AG; Gemeente Utrecht/City of Utrecht

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